Flusensieb Mini #97 - Drei übersehene Metal-Platten

Veröffentlicht am 31.05.2022

Manchmal muss es der kleine Happen für zwischendurch sein. Das FLUSENSIEB MINI bietet kleine Ohrenfreuden oder schwer verdauliche Schwermetall-Partikel - das kommt einzig und allein auf den Genießenden an. Auf jeden Fall schneller zur Hand (oder am Ohr) als der berüchtigte Gang zum Kühlschrank - zumindest fällt das Sich-Schwerfällig-Von-Der-Couch-Erheben weg. Viel Spaß mit den drei fast überhörten (unerhört-en!) Platten, die hier noch einmal die letzte Möglichkeit haben, zu gefallen. 


 

CAUCHEMAR - Rosa Mystica

Die Frankokanadier gibt es nun auch schon seit 15 Jahren, aber bis heute ist das Kleeblatt aus Quebec knietief im Untergrund verwurzelt geblieben. An der Musik kann es eigentlich nicht liegen, denn der Heavy Doom Metal von CAUCHEMAR ist mehr als nur gefällig. Vielleicht hat es mit der leicht kauzigen Gesangsweise von Frontfrau Annick Giroux zu tun? Auf ihrem dritten Longplayer treten die Doom Elemente doch stark in den Hintergrund. Stattdessen liefern uns CAUCHEMAR traditionellen Heavy Metal, der mal etwas zügiger, mal etwas schleppender daher kommt. Anspieltipps: "Rouge sang", "Le tombeau de l'aube" und "La sorcière".


 

PHILIPP BURGER - Kontrollierte Anarchie

Nahezu zeitgleich mit FREI.WILDs Jubiläums-Opus lief Philipp Burgers Soloalbum "Kontrollierte Anarchie" vom Stapel. Musikalisch gediegener, reicher an Balladen und zuweilen gar sanftmütig im Ton, präsentiert sich die Stimme der Band mit dem Geweih als Person - selbstkritisch, selbstironisch, unzensiert, persönlich und reflektiert. Während die vertonte Vita des Sängers dem ein oder anderen Hardcore-Fan zu unaufgeregt sein könnte, bietet sie dem aufgeschlossenen Hörer neue Facetten und die Erkenntnis, dass auch eine kontrovers gehandelte Person wie Philipp Burger nur mit Wasser kocht...und über zwanzig Jahre nach seiner wütenden Phase vielleicht gar nicht mehr so kontrovers ist. (Lord)


 

DEAFHEAVEN - Infinite Granite

Mit „Infinite Granite“ haben sich die Blackgaze Co-Wegbereiter DEAFHEAVEN endgültig von ihrem ursprünglichen Genre losgesagt. Verträumte Shoegaze/Post Rock-Landschaften mit Klargesang seitens George Clarke werden hier gezaubert. Nur vereinzelt lässt sich das ursprüngliche Handwerk der fünf Kalifornier ausmachen („Villain“) oder wird zu etwas mehr Uptempo gegriffen. Doch als man denkt, man steige langsam von der sanft-träumerischen Klangwolke hinab, wird auf der Zielgeraden mit „Mombasa“ dann doch noch die zur Gewohnheit prägende Brachialität zur Schau gestellt. Eine kurze Rückkehr zum Ursprung. Womit uns DEAFHEAVEN wohl als nächstes überraschen? Man darf gespannt sein. Qualität ist jedenfalls garantiert. (AO)


 

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