WACKEN OPEN AIR – Fans statt Bands – 01 – Mittwoch

Text: Jazz Styx
Veröffentlicht am 28.07.2021

Leider muss das Wacken Open Air 2021 ausfallen, daher kann an dieser Stelle auch kein Festivalbericht erscheinen. Da es jedoch vielen Festivalgängern neben der Musik auch darum geht, Gleichgesinnte kennenzulernen, stellen wir an den Tagen, an denen das W:O:A eigentlich hätte stattfinden sollen, ein paar Metalheads vor. Ganz im Sinne von Wacken-Gründer und -Veranstalter Thomas Jensen, der immer wieder betont, dass die Metal-Fans, noch vor den Bands, die eigentlichen Stars des Festivals sind.

Der Mittwoch – heute – ist auf Wacken schon lange der erste richtige Festival-Tag. Und so beginnen wir unsere Fan-Vorstellung auch heute. Erstmal nur zwei zum Aufwärmen. Hier sind für euch Stefanie und Clemens.


Stefanie

Wer bist du?

Stefanie, 42, aus 38312 Heiningen/Wolfenbüttel, Erzieherin und bald selbstständige Tagesmutter.

Welche Verbindung hast du zu Wacken?

Besucher, Mitglied der Fangruppe seit 2015, ich habe den „Zeitungsbericht vom 28.04.3015“ und „Die (vielleicht) einzig wahre Geschichte von Helga“ geschrieben und dort veröffentlicht.

Wie oft warst du schon auf dem W:O:A?

2014 ganz kurz, um meinen Freund abzuholen, und dann von 2015 bis 2019 jedes Jahr. Und das Ticket für nächstes Jahr ist auch schon umgeschrieben.

Was vermisst du am meisten am W:O:A?

Die Atmosphäre, die soziale Gemeinschaft, die Bands, das Abtauchen in eine andere Welt, ohne die Probleme und Sorgen des Alltags.

Was darf für dich absolut nicht fehlen beim W:O:A?

Live Musik und „endlich normale Leute“!

Hast du eine Wacken-Tradition?

Mittwoch morgen gibt es als allererstes einen Zyklopenspieß zum Frühstück.

Welche sind deine liebsten Genres?

Heavy Metal, Hard Rock, Mittelalter.

Erzähle uns deine beste Wacken-Story!

Oh je, da gibt es sooo viele. Es war 2015, mein erstes richtiges Wacken und mein erstes Festival überhaupt. Bis dahin hatte ich noch nichts von der Mittelalterszene gewusst und stand völlig fasziniert die meiste Zeit vor der Wackinger Stage und guckte mir Bands an, von denen ich vorher noch nie etwas gehört hatte. Der Sänger der Band setzte grade zum Stagediving an, da versuchte sich ein junger Mann von hinten an mir vorbei zu drängeln. Als er merkte, dass er mich dabei zur Seite schubste, entschuldigte er sich und stellte sich wieder hinter mich. Ich wollte ihn grade vorlassen, da ich zwischen viel größeren Menschen stand, und keine Chance hatte, den Sänger zu erreichen, kam aber nicht mehr dazu, da der Sänger schon direkt vor unserer Nase war. Da packten mich zwei starke Hände in der Taille und hoben mich hoch, so dass ich den Sänger tatsächlich mittragen konnte. Als ich wieder festen Boden unter den Füßen hatte, drehte ich mich um, und der junge Mann stand hinter mir und sagte leicht geknickt: „Jetzt konnte ich ihn nicht berühren, aber du dafür!“ Das war ein unglaubliches Gefühl. Er hat auf seinen Traum verzichtet, um ihn mir zu ermöglichen, und das obwohl wir uns überhaupt nicht kennen. Ich finde, diese Aktion beschreibt das Wacken-Gefühle, das Miteinander sehr gut. Ich habe noch nie eine Gesellschaft gefunden, in der jeder für jeden da ist, diese Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit von jedem. Das ist es, was Wacken zu etwas besonderem macht!

 


Clemens
(rechts im Bild)

Wer bist du?

Clemens aus Wien.

Welche Verbindung hast du zu Wacken?

Besucher.

Wie oft warst du schon auf dem W:O:A?

Seit 2010 jedes Jahr.

Was vermisst du am meisten am W:O:A?

Ich hab dort jedes Jahr neue Leute kennengelernt, die mittlerweile zum Großteil auch echte Freunde geworden sind. Manche haben wir auch so zu Geburtstagen oder Hochzeiten oder einfach so unterm Jahr besucht. Dieses jährliche Wiedersehen am Acker ist eigentlich das Besondere für mich. Es ist fast wie ein Veteranentreff, wenn man dann abends beim Lagerfeuer (also Griller) sitzt, sich jeder an seinem Dosenbier festhält, und eine anfängt: „Wisst ihr noch? 2015?“ Und alle nicken stumm, es muss nicht mehr gesagt werden. Jeder spürt den Regen, die Kälte, und die Dienstag-Nacht 2015, als es auf drei Grad abgekühlt hat, sowie die Gänsehaut und die Tränen in den Augen bei der SAVATAGE-Reunion.
Und Wacken ist so ein bisschen auch die Zeit für mich selbst. Da sind mal eine Woche lang die Regeln außer Kraft gesetzt, da schnauft man durch, da macht man sich um Morgen keine Sorgen. Und irgendwie hab ich das Gefühl, es geht jedem so. Deswegen läuft es auch so friedlich ab.
Und ja klar, die Bands: Im Schnitt sehe ich 40 bis 50 Konzerte pro Wacken und freue mich besonders, wenn ich entweder was Neues entdeckt hab oder was ganz Altes wiederentdecke oder was Schräges – Bob Geldof im Zelt war z. B. mal ziemlich weird.

Was darf für dich absolut nicht fehlen beim W:O:A?

Ich!

Hast du eine Wacken-Tradition?

Die Anreise. Wir treffen uns Sonntag bei meinen Eltern in Oberösterreich, dann wird das Auto vollgepackt und Montag zeitig in der Früh geht's los. Die zehn Stunden Fahrzeit sind ein Roadtrip, der für mich dazugehört. Eine Zeit lang bin ich auch allein gefahren und es machte mir nichts aus. Und bei der Einfahrt nach Wacken lautstark die Ode an die Freude aus den Boxen. Dann wissen alle: Ich bin da. Und ich weiß: Ich bin zuhaus.

Welche sind deine liebsten Genres?

Ich hör beim Metal und Rock eigentlich alles, außer Metalcore und New Metal. Am meisten aber Thrash, Death und Black.

Welche Bands würdest du am liebsten mal auf dem W:O:A spielen sehen?

Ich bin ja schon etwas älter und durfte schon viel sehen, u.a. die SAVATAGE-Reunion. Ich freu mich seit einigen Jahren immer auf die Old-School-Rocker, wie STATUS QUO oder URIAH HEEP. Da könnte ja jeder Gig der Letzte sein. Und obwohl ich eher aus dem Thrash-Segment komme, würde ich gern mal MEAT LOAF mit einem „Bat out of Hell“-Set sehen. Sonst auch eher Old-School: IMMORTAL würde ich gern nochmal sehen, FATHER BEFOULED, ANGEL WITCH, RAVEN, WHOREDOM RIFE.

Erzähle uns deine beste Wacken-Story!

Es gibt soviele: Als wir uns 2015 vor lauter Kälte mehr oder weniger auf den Griller gesetzt haben, um nicht zu erfrieren, ist wohl die bleibendste Erinnerung. Alles andere fällt eher unter das Motto: Was auf Wacken passiert, bleibt auf Wacken. Sorry.

 



Vielen Dank an Stefanie und Clemens! Für alle, die noch weitere Metalheads und Wackenfans kennenlernen mögen, gibt es am Donnerstag, Freitag und Samstag weitere Interviews.


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