POWERWOLF - das 'Call Of The Wild' Rudel-Review

Ich durfte mich ja schon für den vorab veröffentlichten Ersteindruck mit POWERWOLFs neuem, mittlerweile achtem Studioalbum beschäftigen – da ist es nicht abwegig, dass ich mich im Anschluss auch dem hemmungslosen Rudelgevögel mit dem Wolfsrudel anschließen musste. Die bereits seit vielen Jahren aktiven und inzwischen zur Fixen Headlinergröße aufgestiegenen Wölfe waren mir in der vergangenen Jahren immer wieder als gnadenlos starke Liveband präsent, was die Alben anging, habe ich sie, zugegebenermaßen, etwa seit "Bible Of The Beast" ein wenig aus den Augen verloren. Irgendwie fürchtete ich die Abnützungerscheinungen, die sich bei vielen stilistisch sehr prägnant agierenden Bands früher oder später einstellen (oder auch eventuelle Experimente, um das stilistische Keksförmchen zu sprengen) und wollte mir die mitreißenden Liveshows damit nicht madig werden lassen.

So war ich vor dem ersten Hördurchlauf ein wenig zwiegespalten, was mich denn erwarten würde. Letztendlich wurde ich dann aber doch positiv überrascht. Klar, es sind die typischen POWERWOLF-Trademarks an Bord, die wir kennen und lieben und ohne die POWERWOLF nicht POWERWOLF wären – dadurch schwindeln sich Songs wie der Opener "Faster Than The Flame", die Single "Dancing With The Dead" oder auch der Titeltrack "Call Of The Wild" durch erwartbare Ahnlichkeiten am bewussten, aufmerksamen Hörverhalten vorbei – aber die Saarländer beherrschen es, trotzdem nicht gleichförmig oder langweilig zu klingen. Das bemerkt man in "Blood For Blood (Faoladh)" welches mit Dudelsack-Klängen das Kirchenorgel-Schema durchbricht und mit fluffiger Marschmelodie das Interesse hochhält.

Wofür POWERWOLF aber bekannt sind und was sie beherrschen wie kaum jemand anderer: Ohrwürmer. Und zwar die Sorte, die dich gegen deinen Willen wochenlang verfolgt und die du stundenlang vor dir herpfeifen kannst, ohne dass sie dir auf die Nerven gehen. (Ok, dafür vielleicht anderen, aber das ist eine andere Geschichte...) Genau von dieser Sorte Songs, hat "Call Of The Wild" wieder reichlich an Bord: von der zackigen Single "Beast Of Gévaudan" über das düster-stampfende "Varcolac" ("Armata Strigoi" lässt grüßen!) und das martialisch-dramatische "Sermon Of Swords" bis hin zum augenzwinkernd absurden "Undress To Confess" - dabei bleiben die Wölfe aber immer variantenreich genug, um keine Langeweile aufkommen zu lassen.

Der traditionelle deutschsprachige Titel "Glaubenskraft" erweist sich als abwechslungsreicher Brocken mit schwer verdaulichem Text, in dem ordentlich hingelangt wird – lediglich das ballaeske "Alive Or Undead" lässt etwas Atmosphäre vermissen und agiert streckenweise sehr hart an der Kitschgrenze.

Unterm Strich kommen POWERWOLF mit einem glatten Vierer für ein durchgängig starkes Album mit nur einem kleinen Durchhänger durch den Kurzzeit-Belastungstest auf der heimischen Musikanlage. Ich bin beruhigt, dass die Saarländer noch immer genügend frischen Wind und Variation in ihre Kompositionen mit Wiedererkennungswert legen, um sich in meinen Ohren (noch) nicht abzunutzen.

"Undress To Confess" gibt’s aber trotz dieses Geständnisses keines für euch, ätsch!

4,0 / 5,0 - Anthalerero


Inhaltsverzeichnis:

Seite 1: Einleitung
Seite 2: Anthalerero
Seite 3: Christian Wiederwald
Seite 4: Ernst Lustig
Seite 5: Hans Unteregger
Seite 6: Lord Seriousface
Seite 7: Pascal Staub
Seite 8: Sonata
Seite 9: Walter Thanner
Seite 10: Fazit


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