Vorgehört: POWERWOLF - Call Of The Wild

Veröffentlicht am 08.07.2021

POWERWOLF – achtes Studioalbum – die Erwartungshaltung ist entsprechend groß. Eine gute Woche vor Erscheinen des Albums (Releasedatum 16.07.) haben wir für euch schon einmal vorab in den neuesten Streich der Saarländischen Wölfe reingehört, um eine unaufgeregte morgendliche Kurzanalyse des Gebotenen, aufgeschlüsselt auf die einzelnen Titel, für euch zu verfassen. Insgesamt elf brandneue Titel hat das Wolfsrudel auf „Call Of The Wild“ in petto, die durchaus einige Überraschungen bereithalten. Doch arbeiten wir uns der Reihe nach mit Ersteindrücken durch das Album...
 

Faster Than The Flame

Ein dramatisches Intro, stampfend und mit massivem Orchesterbombast baut Spannung auf, ehe direkt mit der Namensgebenden Titelzeile in den zackigen Song gestartet wird. Die Keyboard-Hookline gräbt sich schnell ins Gehirn, die Gitarren schaukeln sich in Kaskaden auf, während die Tempoverschleppung im Pre-Chorus dem Song seine, man ist fast versucht zu sagen, „typische“ POWERWOLF-Struktur gibt. Ein würdiger, leicht verdaulicher Auftakt, der schnell ins Ohr geht.

Beast Of Gévaudan

Schon mit dem zweiten Titel klingelt zum ersten Mal der richtig heftige Ohrwurm-Alarm – der Song wurde nicht umsonst als Single ausgekoppelt. Äußerst breitwandig und mit enorm dicken Eiern galoppiert der flotte Song direkt auf die Geschmacksknospen. Der opulente Chorus und die dramatisch-bombastische, von massiven Chören unterlegte Bridge korrelieren schlüssig mit den instrumental sehr reduziert gehaltenen Strophen, während Frontwolf Attilas markiger Gesang dem Titel das I-Tüpfelchen aufsetzt.

Dancing With The Dead

Die nächste Single direkt im Anschluss zügelt das Tempo wieder ein wenig und fährt auch den Bombast etwas zurück, wodurch der Song insgesamt etwas glatter, fast poppiger wirkt. Der hymnische, sich sehr harmonisch in die Songstruktur einfügende Chorus tut sein übriges dazu, dass „Dancing With The Dead“ runtergeht wie Öl.

Blood For Blood (Faoladh)

Ei der Daus, die Wölfe schauen mit Dudelsackklängen kurz in Schottland vorbei und klöppeln aus den traditionellen Klängen und schön kantigem Gitarrensound einen stampfenden, mitreißenden Song, zu dem man nur zu gerne die Fäuste in die Luft reckt. Klug gesetzte Verschnaufpausen geben dem Titel ordentlichen Drive, während die Vereinigung aus den hellen Dudelsack-Klängen und Attilas streckenweise schön kehligem Gesang für einen Gänsehautmoment vor dem packenden Finale sorgt.

Varcolac

Dunkel, düster und stampfend präsentiert sich dieser Song, der schon bei der ersten Strophe durch seinen mitreißenden Rhythmus wie geschaffen für die Live-Situation zu sein scheint. Mit dem durchschlagskräftigen Refrain entzünden die Wölfe sogleich einen haltbaren Ohrwurm, bei dem man ein klein wenig Parallelen zum Live-Smasher „Armata Strigoi“ von „Blessed & Possessed“ ziehen kann. Das sollte abgehen wie ein Zäpfchen!

Alive Or Undead

Mit kurzem choralen Intro und Klavier beginnt die balladeske Nummer, die melancholische Stimmung und leichte Pathoswürze mitbringt. Der Song lässt ein wenig an „Were The Wild Wolves Have Gone“ denken und dient einmal mehr als Vehikel für Attilas kraftvollen Gesang, wenngleich der Titel speziell vorm Refrain schon fast ins Kitschige abdriftet – aber noch haarscharf die Kurve kriegt. So packend und kraftvoll wie der Vergleichstrack vom Vorgängeralbum kommt „Alive Or Undead“ aber nicht rüber, was vielleicht auch an der gegen Ende doch einmal zu oft durchgenudelten Titelzeile geschuldet ist.

Glaubenskraft

Ein deutschsprachiger Song hat fast schon Tradition bei POWERWOLF – dass die Wölfe gleich so bitterböse gegen kirchliche Doppelmoral hinlangen, ist aber durchaus neu. Der schleppende, mit enormer Durchschlagskraft gesegnete Song mäandert zwischen gar mystischen Passagen und fettem, schier überrollendem Bombast und schickt den Hörer auf ein Wechselbad der Gefühle. Ein richtiger Brocken.

Call Of The Wild

Der Titeltrack setzt auf ein prägnantes Eröffnungsriff und zieht das Tempo sodann wieder an und liefert die typischen, von POWERWOLF gewohnten und geliebten Trademarks mit lateinischen Einsprengseln im Pre-Chorus ehe sich der im oberen Tempobereich angesiedelte Refrain wieder schnell im Ohr festsetzen kann. Ein furioses Gitarrenduell und für die Live-Situation geradezu prädestinierte Gangshouts runden den Titeltrack gekonnt ab.

Sermon Of Swords

Dramatisch, gar martialisch baut sich „Sermon Of Swords“ auf und haut schon beim ersten Durchlauf mit Vehemenz auf die Ohrwurmglocke – der griffige Edelrefrain in Verbindung mit der einmal mehr breitwandigen Attitüde des Songs reißt wunderbar mit. Dröhnende Gitarren und bombastische Arrangements agieren im Gleichgewicht, ohne dem einen oder dem anderen zu viel oder zu wenig Raum zu geben und die unaufgeregten, aber wirkungsvollen Variationen des Chorus im epischen Schlusspart machen gewaltige Laune.

Undress To Confess

Das geliebte Reimschema der Wölfe, das für die griffigen Titel und in deren Sog nicht zuletzt den Erfolg der Wölfe sorgt, setzt sich auch hier fort. Die erwartete Epik schlägt mit breitwandigen Orgelklängen und fetten Chören auch in den Strophen zu und der Refrain mit seinem wunderbar zotigen Unterton fräst sich fast ebenso erwartungsgemäß tief in den Gehörgang und nistet sich dort für länger ein. Das kurze Keyboard-Solo vor dem reichlich kurz gehaltenen Solopart der Gitarre zaubert ein unwillkürliches Grinsen aufs Gesicht, während die mystische Bridge dem finalen Refrain noch einmal besonderen Nachdruck verleiht.

Reverent Of Rats

Der letzte Titel legt ohne Umschweife los und variiert die Trademarks der Wölfe einmal mehr gekonnt, dass der Titel keine große Überraschung in seiner epischen Struktur und seinem schnell ins Ohr gehenden Refrain birgt – aber dennoch variantenreich und frisch genug einher kommt, dass sich keine Langeweile oder Abnützungserscheinungen einstellen. Respekt!
 

Irgendwie schaffen es POWERWOLF auf ihrem zwischenzeitlich achten Album immer noch genau so wie POWERWOLF zu klingen, aber gleichzeitig nicht in einem vorhersehbaren Einheitsbrei zu versinken. Die Songs sind, obwohl mit den sattsam bekannten Trademarks der Wölfe durchsetzt, sehr variantenreich und wirken etwaiger Langweile oder Abnützungserscheinungen gekonnt entgegen.

 

Hier weiterlesen: Unser komplettes Review zu POWERWOLFs "Call Of The Wild"

 


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