WARKINGS - das 'Revenge' Gangbang-Review

Ja, ist denn schon wieder Krieg? Ich dachte es sei noch Corona... Aber muss ja, denn die WARKINGS sind wieder unterwegs! - Man könnte fast meinen SABATON hätten sich Kostüme angezogen um endlich mal wieder qualitativ hochwertige Musik machen zu können und nicht immer denselben gleich klingenden Kommerzrotz abliefern zu müssen. Aber ich denke das ist nicht der Fall, denn nicht nur musikalisch, sondern auch lyrisch sind die WARKINGS schließlich ein deutliches Stück von SABATON entfernt, auch wenn beide irgendwie etwas mit "War" zu tun haben. Keine Ahnung also woher diese wilde Assoziation in meinem Gehirn gerade her kam...

Mit "Revenge" setzen die WARKINGS jedenfalls ihren auf "Reborn" begonnen Schlachtenzug fort. Und die geschichtlich kunterbunt gemischte Truppe macht dabei wieder vieles richtig! Die Geschichtsstunde, die die Herren hierbei anberaumen führt dabei vom antiken griechischen Marathon bis ins Götterreich. Und diese Diversität spiegelt sich auch in der musikalischen Vielfalt der Platte wider. Die songwriterische Bandbreite, welche wohl bei anderen Bands zu schnell als zu viel empfunden werden würde ist allerdings hier durch eine konsistente Produktion und Mix/Mastering auf großen Strecken so hervorragend präsentiert, dass es selbst bei schwächeren Songs zumindest eine Freude ist den Darbietungen der Musiker zu lauschen. Man merkt das hier ausschließlich Profis am Werk gewesen sein müssen.

Mit "Freedom" wird man sogleich in die starke Produktion hinein katapultiert und auch das Songwriting des Songs steht dieser in nichts nach. Der Schrei nach Freiheit wird musikalisch ziemlich wörtlich genommen und von starkem Riffing getragen besingen die WARKINGS hier die Schlacht Bannockburn 1314 im zweiten schottischen Unabhängigkeitskrieg und mit ihr den Sieg der Schotten über ein ungleich größeres Heer der Engländer. - Wie ihr seht lädt schon der erste Song mit allerlei Historiengehalt zum Nachforschen an, was sich hinter den Songtexten verbirgt. Chronologisch geordnet ist das Ganze auf "Revenge" allerdings nicht. Der nächste Song "Maximus" versetzt die Hörer nämlich wie der Name schon vermuten lässt ins weitaus früher gelegene antike Rom. Auch "Maximus" lädt wie schon der Opener hervorragend zum Mitgröhlen ein und ist auch sonst songwriterisch sehr solide. Danach wird es mit der ersten Single-Auskopplung "Warriors" wieder weniger real-geschichtlich. Das an sich wäre nicht schlimm, allerdings ist dieser Song - wie leider viele Single-Auskopplungen es ja heutzutage sind oder vielleicht marketingstrategisch sein müssen - musikalisch einer der Schwachpunkte des Albums.

Wo es sich bei "Warriors" lyrisch konträr zur musikalischen Komposition verhielt, so ist es bei "Fight In The Shade" genau umgekehrt. Geile Komposition, aber der Text will mich einfach nicht begeistern, er wirkt arg plump und nach zu sehr versucht gekünsteltem Englisch. Geschichtlich wird hier, wie unschwer zu erkennen, die Varusschlacht abgehandelt. Auch die nordische Mythologie darf dem Album natürlich nicht fehlen und dies "versteckt" sich natürlich hinter "Odin's Sons", einem der stärksten Songs auf "Revenge" für mich. Und wie es mit Höhepunkten oftmals so ist, es folgen manchmal tiefe Täler, in diesem Fall der absolute Tiefpunkt des Albums: die Ballade! Ich habe schon viele ungute Auswüchse dieses Liedtypus gehört, allerdings sprengt das was uns auf "Revenge" mit "Banners High" präsentiert wird doch auch etwas meine musikalische Schmerzgrenze und diese ist erfahrungsgemäß nicht gerade tief. Es passt vorne, wie hinten absolut nichts zusammen an diesem Song und selbst des Tribunes formidable Stimme kann diesen brechreizerregenden Unfall eines Liedes leider nicht mehr retten. Zuviel Pathos macht noch keine gute Ballade!

Zum Glück hält dieser Tiefpunkt des Albums nicht allzu lange an, denn sowohl "Mirror, Mirror", als auch "Azrael" können wieder hoch punkten. Zwei meiner weiteren Favoriten des Albums. Auch wenn "Mirror, Mirror" textlich etwas arg repetitiv ist, aber dies ist vielleicht gewollt. "Azrael" ist eine harte Nuss, denn obwohl ich ganz genau vor meinem inneren Ohr höre bei welcher musikalischen Quelle hier Inspiration gefunden wurde seitens der WARKINGS, bin ich trotz langem Nachdenken nicht dahinter gekommen an was mich das erinnert. Wäre es ein Wort das ich suchen müsste, würde ich wohl sagen "es liegt mir auf der Zunge", aber in dem Fall klingt das Original in meinem Kopf, aber die Synapsen wollen wohl einfach keine Verbindung herstellen... Hrmpf! - Egal, rundum jedenfalls ein sehr gelungenes Lied!

Auch "Battle Of Marathon" ist musikalisch gleich stark. Doch während die Strophen sehr gelungen sind, wird der Refrain mir hier textlich etwas zu repetitiv. Aber ich nehme mal an, das soll so. Tja... und dann kommt da noch "Warking" bei welchem nicht schwer ist zu erraten woher hier die Inspiration genommen wurde; könnte man bei den ersten paar Takten doch fast den Eindruck bekommen die CD müsste den Bandnamen RAMMSTEIN tragen und nicht WARKINGS. Das ist unerwartet und funktioniert doch erstaunlich gut. Wie eine Symbiose aus eigenem Songwriting und Inspiration. Und dennoch bin ich mir bis zum Schreiben dieser Review immer noch unschlüssig ob ich den Song nun mögen soll oder nicht. Qualitativ gut das ist er, keine Frage! Aber den Refrain finde ich abermals etwas plump, was hier natürlich zum Stil des Liedes dazugehört, aber mir persönlich einfach nicht zusagen will. Und ob das der Rest des Songs dies aufwiegen kann, sodass ich das gesamte Stück genießen können werde, das wird sich erst noch zeigen.

Die Rache der Kriegskönige ist im Fazit damit äußerst pompös und kräftig, wenn auch mit ein paar Schwächen, ausgefallen. Für alle Fans von starkem Power Metal wohl genau das Richtige und man kann nur hoffen, dass sie ihren geplanten Schlachtzug durch die deutschsprachigen Gefilde im Jänner und Februar nächsten Jahres dann auch wie geplant durchführen werden können. Denn das Material brennt nur darauf auch live dargeboten zu werden!

3,5 / 5 - Marc Folivora

 


Inhaltsverzeichnis:

Seite 1: Einleitung
Seite 2: Lisi Ruetz
Seite 3: Lord Seriousface
Seite 4: Ernst Lustig
Seite 5: Marc Folivora
Seite 6: Anthalerero
Seite 7: Fazit


WERBUNG: Hard
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