Flusensieb #36 - 10 kurze Plattenreviews

Flusensieb - nächste Umdrehung. Nach dem nächsten Waschgang sind uns erneut insgesamt zehn Scheibletten im Netz hängen geblieben, die unbedingt noch ein paar Worte wert sind. In Zahlen wären dies nun Kurzreview Nr. 588 - 597. 

Dieses Mal im Gepäck: ein Aufstand in Walhalla, eine Sludge-Symphonie, traditionsreiche Wandersleute aus Kanada, ein ebenso von dort stammendes Hardrock-Wohnmobil, ein japanischer Abschiedsgruß aus Dubai, ein texanisches Death-Kleinkind, das Folk Rock-Gegengift gegen verschiedenstartige Dämonen, ein wiederauferstandenes Tomi Joutsen-Kunstwerk, ein fast perfekter Schattenkiller und Leipziger Lemmy-Fans. Kommz und sehet (höret), da ist für jeden was dabei. Viel Spaß!


 

THOR - Rising

Unglaublich! Schon seit 1977 bereichert die Band des mächtigen Jon Mikl Thor nun schon die klassische Metal-Szene! In dieser Zeit hat man es auf 23 (!) Studioalben gebracht und das neueste Output „Rising“ weicht keinen Deut von der Ende der Siebziger begonnenen Linie ab. Die Mischung aus Heavy/Power Metal und kauzigem Muscle Rock ist legendär und weiß auch in 2020 noch zu begeistern, auch wenn Mastermind Thor 2017 das komplette Band-Line Up neu besetzt hat. Die „jungen“ Herren spendieren ihrem Boss und seinem Baby denn auch eine gehörige Frischzellenkur. Das Highlight auf „Rising“ ist mit Sicherheit der Gute-Laune-Track „The Game Is On“ (siehe Videolink).  (EL)

 


 

HUNTSMEN - Mandala Of Fear

Die nahe Zukunft, eine Soldatin im Wüstenkrieg - davon erzählt "Mandala Of Fear", das neue Konzeptalbum der Chicagoer Truppe. HUNTSMEN vereinen ausgeklügeltes Storytelling - inklusive Leitfaden mit Erläuterungen, in welcher dystopischen Szenerie man sich gerade befindet - mit vielschichtiger, packender Instrumental-Untermalung. Mehrstimmiger Gesang gepaart mit verträumten Melodien und Elementen aus Post, Doom, Sludge, Psychedelic und Progressive  - klingt überladen, HUNTSMEN kreieren damit aber eine gut funktionierende, spannende Klangwelt. Für dieses Doppel-Album mit gut 80 Minuten Länge braucht man zwar genügend Zeit, um das Erlebnis voll auszukosten, es lohnt sich aber allemal. (AO)

 


 

TRAVELER - Termination Shock

Ist es die Luft? Das Trinkwasser? Was auch immer es ist, in Kanada scheinen gute Metalbands der klassischen Sorte nur so aus dem Boden zu sprießen. Dazu gehören auch TRAVELER, die nach ihrem gleichnamigen Debüt vom Vorjahr heuer „Termination Shock“ veröffentlichten. Musikalisch nicht viel anders als der Vorgänger, werden hier vor allem Uptempo-Nummern wie „STK“ und „Terra Exodus“ geboten. Die herausstechenden Nummern sind das zuerst ruhig beginnende und mit wenigen Vocals geschmückte „After The Future“ und „Diary Of A Maiden“. Welche „Maiden“ hierfür Inspiration war, ist offensichtlich. Zwar nicht das Beste, was der traditionelle Metal derzeit zu bieten hat, aber durchaus hörenswert. (BS)

 


 

FREEWAYS - True Bearings

Die Kanadier FREEWAYS sind so ein bisschen der kleine Bruder der schwedischen DEAD LORD. Beide Combos haben ein absolutes Faible für die glorreichen THIN LIZZY, und beide setzen ihre musikalischen Vorlieben wirklich gekonnt in Szene. Kein Wunder, dass das Kultlabel Temple Of Mystery Records sich FREEWAYS für die Veröffentlichung ihres Album-Debüts an Land gezogen haben. Das Quartett aus Ontario huldigt auf seinem ersten Langeisen neben THIN LIZZY auch noch Hardrock Legenden wie BÖC, UFO, WISHBONE ASH und STATUS QUO und das Ganze mit einem wirklich eigenständigen Touch. Fans der vorgenannten Bands sollten sich „True Bearings“ auf keinen Fall entgehen lassen! (EL)

 


 

SVENGALI - Sayonara

Für Brachial- und Breakdown-Freunde haben die aus Dubai stammenden SVENGALI ihr zweites Album "Sayonara" auf den Markt gebracht. Fettes Riffing, Growls und schnelle Drums werden aber auch gerne mal von Midtempo und emotionalen Momenten mit Klargesang abgelöst. Gute Ansätze sind zwar vorhanden, letztendlich kann sich das Quartett aber nicht mit einer Besonderheit im Sound hervortun, um die eher mittelmäßige Zusammensetzung an Standard-Elementen aufzuwerten. Für Core-Anhänger ein Reinhören wert, allerdings ist "Sayonara" keine großartige neue Errungenschaft im Sektor und verabschiedet sich wohl schnell wieder aus meinem Gedächtnis. (AO)

 


 

TEXAS MURDER CREW - Everyone´s Last Breath

Die noch recht junge Brutal Death Combo aus Dallas (Gründung 2018) haut nach einem ausschließlich in digitaler Form veröffentlichten Demo nun ihre Debüt-EP raus. Musikalisch erwartet den Hörer typische Genrekost mit Hang zum Slam Death Metal. TMC präsentieren gleich zwei Shouter, von denen einer für die Growls und der andere fürs Pig Squealing zuständig ist. Soundtechnisch ist alles fett und knallig. Was das Songwriting angeht, könnte für das erste Langeisen noch eine Schippe draufgelegt werden. Trotzdem – als Einstieg nicht schlecht. (EL)

 


 

EILERA – Waves


Dass Musik den Heilungsprozess der Seele unterstützt ist unbestritten. Viele Künstler setzen sich so mit ihren Dämonen auseinander, so auch in diesem Fall. „Waves“ wurde als Antitoxin gegen Burn Out von EILERA geschrieben. Die Seele des Folk Rock springt aus jeder Zeile wie Herzblut aus der Arterie der Musikerin. Wie Honig fließt die Stimme von EILERA über die Gehörgänge und lässt einen die Weite der See spüren. Gut finde ich die Wellengeräusche in „Aquarius“, die gekonnt eingesetzt werden. „Sitting on the cliff above it I'm watching, feeling the ocean...“ (SV)

 


 

SINISTHRA - The Broad And Beaten Way

Noch bevor Tomi Joutsens bemerkenswerte Stimme bei AMORPHIS aufgeschlagen ist, verdingte er sich mit seinen melancholisch-dramatisch-kraftvollen Vocals schon bei SINISTHRA. An die 15 Jahre ist es her, dass das letzte Album der finnischen düster angehauchten Metaller erschienen ist, danach wurde fleißig in alle anderen Richtungen fremdgearbeitet, ehe nun ein neuer Output vorliegt. Neben den literarischen Quellen der Texte glänzt auch die musikalische Umsetzung, die, zwar nur sehr basisch ausgeschmückt, doch vielschichtig, gut aufgebaut und durchdacht ist. Aushängeschild stellt hier der dreiteilig gearbeitete Song „Closely Guarded Distance“ mit seinen mächtigen 13 Minuten Laufzeit dar. (lisi)

 


 


SHADOWKILLER - Dark Awakening


„Dark Awakening“ ist auch mein morgendliches Dilemma. Mit dem Album gings heut ein wenig schneller. Classic Melodic Metal in astreiner Qualität lässt den Morgen gechillt starten. SHADOWKILLER hauen uns hiermit das vierte Album um die Lauscher. Sie machen alles richtig: ausgewogenes Balancing der einzelnen Instrumente, unglaublich gutes handwerkliches Können an den Gitarren „Sea of Conquest“, Gesangsstimme nicht unangenehm „Darkness of War“, hohe Wiedergabequalität und epische Märchenstunden „The Fires of Olympus“. Quasi nix zu meckern? Na doch ein mü: es ist ZU perfekt. Gut, das ist jammern auf hohem Niveau. (SV)

 


 

WAYWARD - Midnight Blood

Jemand Bock auf eine ordentliche Schippe MOTÖRHEAD? Dann seid ihr beim Debütalbum der Leipziger Rock’n’Roller WAYWARD gut aufgehoben. Hier tönt angenehm räudiger Lemmy-Rock mit Speed/Punk Attitüde und ordentlich Eiern aus den Boxen. Ist man musikalisch zwar sehr nah am Original, so setzt zumindest die Stimme des Fronters schon mal eigene Akzente. Auch wenn hier Innovation natürlich NICHT zur Debatte steht, Spaß machen Songs wie „She is The Devil“, „Forever Damned“, „The Ripper“ oder das Titelstück allemal. (EL)

 


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