Underground von Unten - österreichische Musik gehört gehört! Vol. 48

Veröffentlicht am 11.05.2020

    


DESOLAT (Sludge Metal, Wien)
 

„Shareholder Of Shit“ (EP, 18.10.2019)

  • 1. Mind My Eyes
  • 2. Extinction Of Mankind
  • 3. You Fucks In Suits
  • 4. Still Fuck You Suit-Man
  • 5. Shareholder Of Shit

"Songs of Love in the Age of Anarchy" (EP, 19.04.2020)

  • 1. Nuclear Extinction to Human Civilisation
  • 2. Songs Of Love In The Age of Anarchy
  • 3. The Bureaucrat
  • 4. Waste of Life
  • 5. Dreams Of Slaughtered Yuppies Under Starlit Night Skies


Aus der Asche der 2017 noch einmal kurz reaktivierten und 2019 schließlich endgültig zu Grabe getragenen CYRUSS (wir stellten euch diese bereits in einer unserer vergangenen Ausgaben vor), kriechen nun DESOLAT auf uns zu. Gleich zwei EPs aus Oktober 2019 („Shareholder Of Shit““) und April 2020 („Songs Of Love In The Age Of Anarchy“) sind als übergreifendes Werk zu verstehen, welches die dunkeldüsteren Klänge einer rohen Stoner/Doom/Sludge-Mischung über den Hörer bringt.

Dreckig und düster hämmern die Gitarren aus den Boxen, getrieben von räudig angezerrtem Bass, der pumpend direkt in die Eingeweide fährt. Spoken Word Passagen leiten die erste EP „Shareholder Of Shit“ ein, die gleich mit dem Opener „Mind My Eyes“ einen ordentlichen Brocken bereithält. In der Folge trümmert sich das akustische Handgemenge mit erdigem, vielleicht ab und an ein bißchen schwachbrüstigen Sound durch deren fünf zähe Monolithe von Songs, die mit beklemmender Atmosphäre punkten können. Hasserfülltes Gegeifer erfüllt den Äther, während „You Fucks In Suits“ partiell gar ein wenig schwarzmetallische Gitarrenmomente bereithält. Die Dichte an fäkalsprachlichen Ausdrücken ist hoch, gleichzeitig werden verstörende, gar dystopische Visionen eines alternativen Österreichs aufgebaut, die in „Still Fuck You Suit-Man“, dessen Texte von einem imaginären Nachrichtensprecher verlautbart werden, ihren Höhepunkt finden.

EP Nummer zwei, „Songs Of Love In The Age Of Anarchy“, spricht mit dem Opener „Nuclear Extinction To Human Civilization“ gleich einmal Klartext und kombiniert kellertiefe, sich zäh und doomig dahinwalzende Riffwände mit heftigen Growls, auf satterem Soundbett – ein kluger Spannungsbogen sorgt im geradezu erleichternd wirkenden Finale für Gänsehaut. „The Bureaucrat“ spielt wieder mit verstörenden Spracheinspielungen, ehe treibende, erneut dem Extreme-Bereich entlehnte Gitarren dem zackigen Song gewaltigen Pfeffer in den Arsch streuen. Das selbsterklärende „Waste Of Life“ folgt diesem Weg und kombiniert dazu monoton-stonendes Riffing, das dazu geeignet ist die Wände des Geistes einzureißen. So wie die Reise auf der ersten EP begann, so endet sie mit „Dreams Of Slaughtered Yuppies Under Starlit Night Skies“ - mit einem nachtschwarzen, bittterböse dahin stampfenden Monolith, der mit brutaler Gewalt an den Grundfesten der Erde sägt und das Klangkonstrukt von DESOLAT schlüssig zu Ende führt.

DESOLAT sind böse. DESOLAT sind unbequem. Doch sie sprechen tief verwurzelte destruktive Eigenschaften an und legen mit schonungsloser Offenheit die Perversitäten verdrehter Moralvorstellungen dar. Das ist vielleicht nicht immer perfekt, doch gerade durch seine ungeschliffene Rohheit äußerst wirkungsvoll. Empfindsame Gemüter sollten vielleicht lieber weghören, wer's vertragen kann darf sich gerne tief in die musikalischen Eingeweide der Wiener wühlen.
3,5 / 5 (Anthalerero)
 

DESOLAT haben nur eine kleine Homepage und sind bei Bandcamp vertreten, wo man auch unverbindlich reinhören kann.

 

 


Inhaltsverzeichnis:

Seite 1: Einleitung
Seite 2: DESOLAT (Sludge Metal, Wien)
Seite 3: TRISTWOOD (Industrial Metal, Oberösterreich)
Seite 4: DAETH DEMON (Death Metal, Salzburg)
Seite 5: IRDORATH (Black/Thrash Metal, Kärnten)
Seite 6: HILLS LIKE WHITE LIONS (Progressive Metal, Niederösterreich)


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