DEATHPLAGUED - Duo Pre-Listening "Beyond"

Text: Reini
Veröffentlicht am 05.02.2010

Bevor wir uns aber der neuen Heimat von Harry Berger und Emanuel 'Manu' Pichler (ebenfalls ex-ZEROFOUR) widmen, wollten wir von Harry wissen, warum ZEROFOUR überhaupt auseinander gebrochen sind bzw. ob und warum sich Harry und Manu von den Lang Brothers losgeeist haben.

Gekracht hat es im Endeffekt zwischen Drummer Michl und mir. Hannes stand dabei hinter ihm und Manu hinter mir. Es gab einfach zu viele persönliche Differenzen, die sich in 9 Jahren angesammelt haben. Früher haben wir alle sehr viel für die Band gearbeitet! Jeder hatte seinen Teil dazu beigetragen, und das hat uns natürlich zusammengeschweißt. Vor allem Michl hat sehr viele organisatorische Sachen erledigt und Konzerte veranstaltet. Wir hatten auch sehr viel Spaß miteinander! Aber zuletzt haben wirklich nur noch Manu und ich für die Band gearbeitet. Michl hat alles was er früher gemacht hat auf mich geschoben, und mich dann noch kritisiert wo er nur konnte. Ich fand das sehr unfair von ihm, und das war auch der Grund warum ich langsam immer weniger Lust hatte, etwas für Zerofour zu tun und schon einige Zeit vor dem Krach eine neue Band gründen wollte. Ich glaube auch, die Lang Brothers (sie sind eigentlich keine Brüder, teilen nur den selben Nachnamen) haben nie gewusst wie viel ich eigentlich für die Band gearbeitet habe. Vielleicht sehen sie es jetzt..

Für mich war ja das Ende von ZERO FOUR deswegen mega überraschend, weil ihr ja mit der „The Downfall of Humanity“ CD ein wahrliches Monster am Start hattet, war da vielleicht auch ein wenig Frust dabei, weil so gar wenig weitergegangen ist?

Weist du, wir haben wirklich alle viele „Opfer“ für Zerofour gebracht. Aber Michl hat in den letzten Jahren seine Prioritäten immer strikt vor die der Band gestellt, und es gab auch keine Möglichkeit für irgendeinen Kompromiss. Ich hab um mehr Proben gebeten, ich hab vorgeschlagen für Auswärts-Gigs, oder eine eventuelle Tour einen Sessiondrummer zu fragen. Keine Chance! Dadurch wurden natürlich die Spannungen in der Band immer größer, und Michl hat Ende 2008 gedroht auszusteigen. Da es offensichtlich keine Möglichkeit für eine sinnvolle Lösung gab, und mich die ganze Sache wirklich sehr belastete, entschloss ich mich Anfang 2009 schließlich selbst auszusteigen. Als ich Michl meinen Entschluss mitteilte, hat er mich per SMS fürchterlich beschimpft, und mich überall für das Ende von Zerofour verantwortlich gemacht, obwohl er selber wenige Wochen zuvor seinen Ausstieg androhte! Ich würde sagen, wir haben beide unseren Teil dazu beigetragen, und die Trennung war leider unvermeidlich. Ich finde es halt unglaublich egoistisch, den Bandkollegen keine Chance auf mehr Proben oder Konzerte zu geben. Natürlich haben persönliche und berufliche Verpflichtungen Vorrang, aber für ein so aufwendiges Hobby wie es Zerofour war, muss man eben die benötigte Zeit zu Verfügung haben, oder einen Kompromiss eingehen können.

OK, dann machen wir Schluss mit Kompromissen, Querelen und dergleichen - die Gegenwart und Zukunft gehört DEATHPLAGUED, die sich ja selbst scherzhaft (??) als Allstar Project from East-Tyrol benannt haben; wie der Kontakt zu Eugen Klammsteiner (Drums, auch bei AITVARAS) und Patrick Kösselbacher (Bassist von RELINQUISHED) zu Stande kam wollten wir wissen:

Natürlich scherzhaft :-)

Den Pati kennen wir schon lange, ist ein sehr guter Kumpel vom Manu, und er spielte damals mit Eugen in einer Band. Am Anfang wollten wir eh nur eine Coverband machen, um endlich mehr proben und spielen zu können. Mit Zerofour probten wir von Jahr zu Jahr weniger, und spielten auch fast keine Live Konzerte mehr. Wir hatten dieses saustarke Album heraußen, und spielten 3 oder 4 Gigs. Mit Deathplagued haben wir im letzten Jahr 10 Gigs gespielt, und nebenher noch die Cd aufgenommen! So macht es einfach wieder mehr Sinn und Spaß eine Band zu haben. Auch das Album ist eine Steigerung, die mit Zerofour so wahrscheinlich nicht möglich gewesen wäre, und es gibt bei Deathplagued auch keinen Streit, weil wir einfach nur Spaß an der Musik haben, und private Probleme möglichst von der Band fernhalten!

Das wohl irgendwann im Jahr 2010 erscheinende Debütalbum nennt sich „Beyond“, wurde in gewohntem Umfeld (SMT Studio der LOST DREAMS Recken Sopracolle / Maierhofer) aufgenommen, ob man auch auf ZEROFOUR Material zurückgreifen konnte, oder ob „Beyond“ komplettes Neuland kompositorisch gesehen ist??

Klar haben wir auf Zerofour Material zurückgreifen können! Schließlich haben Manu und ich ständig Songs für Zerofour komponiert und hatten auch schon mehrere Stücke für ein geplantes neues Album fertig. „The Corrosion of the Weak“ entstand aus einem der Z4 Songs, ebenso „The Revolt of Hate“. Mit Eugen hinterm Schlagzeug war halt wieder eine enorme technische Steigerung möglich, deshalb haben wir die ursprünglichen Songs natürlich stark überarbeitet. Ich glaube, allen denen die letzte Zerofour Scheibe gefallen hat, könnte auch „Beyond“ zusagen.

In meinen Songs wird sicherlich immer ein wenig Zerofour stecken, und ich denke das ist gut so :-) Ich bin sehr stolz auf alles was wir mit der Band erreicht haben, und finde es verdammt schade, dass es so enden musste. Aber vielleicht sollte es so sein.. Wir haben aufgehört als wir am besten waren, und werden Fans und Freunden somit hoffentlich immer in guter Erinnerung bleiben.

Bei ZEROFOUR war ja Harry so was wie der Feldwebel, zuständig für nahezu alles, inkl. dem kompletten Songwriting, bringen sich bei DEATHPLAGUED die anderen drei Mitstreiter da mehr ein?

Oh ja, viel mehr! Bei „The Downfall of Humanity“ hat ja Manu auch schon bei vier Songs mitgeschrieben, deswegen war die CD auch vielseitiger und besser. Nun sind wir schon drei Songwriter (Eugen hat 2 Songs gemeinsam mit mir komponiert), und das ist einfach fantastisch. Ich finde auch dass ich selber als Songwriter reife wenn mehr Input von den Bandmitgliedern kommt. Und ein Feldwebel ist ja auch nur immer so stark wie die Truppe hinter ihm ;-)

Ein Saucooles Album im Gepäck, welches noch dazu mit einem düster-bedrohlichen Artwork ausgestattet wurde, was sind jetzt so die Erwartungen in die Scheibe??

Vielen Dank! Ich bin sehr stolz auf das Album. Ja, Manu hat sich beim Cover diesmal selber übertroffen! Naja, mal sehen was sich ergibt. Man darf sich heutzutage nie zuviel erwarten, die Musikszene ist an einem sehr schwierigem Punkt angelangt wie du weißt. Ob du es glaubst oder nicht, ich will einfach nur die Musik komponieren, aufnehmen, und spielen, die mir gefällt. Texte über Sachen verfassen die ich nicht verstehe, oder die mir zu Herzen gehen. Und es ist wunderbar wenn meine Musik oder meine Texte auch anderen Leuten etwas bedeuten! Ein Vertrieb oder kleines Label wäre toll, aber ich weiß wie schwierig das alles ist.. wir werden sehen!

Das wichtigste für mich ist es, nun in einer Band zu spielen, in welcher ich von meinen Band-Kollegen vollkommen akzeptiert werde, und in welcher meine Mitmusiker froh darüber sind, dass ich so viel Zeit und Liebe in die Band stecke.

Jetzt aber legen wir "Beyond" auf den Seziertisch! Harry und meine Wenigkeit mit einer Track by Track Analyse, der Musiker hat sich eher auf die ihm am Herzen liegenden Texte und die Grundausrichtung der Songs konzentriert, Ich widmete mich der musikalischen Umsetzung:

Beyond Pain

Der Aufbau zu Teil 1 des in 3 Abschnitte unterteilten Albums. Im ersten geht es vor allem um Religiöse Lügen, Unterdrückung der Schwachen und sinnlose Opfer im Krieg, und dass die Verantwortlichen irgendwann auch ihre Strafe erhalten werden. So prophezeit es uns jedenfalls die wunderschöne *hust* stimme zu beginn haha. Übrigens, danke an meinen Vater fürs Borgen der Akustik Klampfe für die Intros! :-)

Reini: DEATHPLAGUED starten verhalten, ein akustisch eingeleitetes, von Marsch Rhythmen begleitetes Intro dient quasi als Aufwärmübung für die restlichen Songs…

Sanctuary’s Throne

Dies ist der erste Deathplagued Song der geschrieben wurde, Musikalisch zum Großteil aus der Feder unseres Drummers Eugen. Lyrisch geht’s um Lügen der Kirche, Leute die sich hinter ihrer Religion verstecken und deren gerechte Bestrafung am jüngsten Tag. Ich habe aber bestimmt nichts gegen die Kirche oder den Glauben an sich, nur gegen Leute die sich hinter ihrem Glauben verstecken, und glauben im Namen Gottes zu handeln, in Wirklichkeit aber nur schrecklich konservativ und Weltfremd sind.

Reini: Der abgrundtiefe Growl zu Beginn, die Überschall Geschwindigkeit, die vier Tiroler blasen gleich zu Beginn volle Attacke, Harry gurgelt und keift in stetiger Zweisamkeit; bevor eine Erzählstimme den melancholischen Teil einläutet! Dann wiederholt sich das Getrümmer von zu Beginn wieder – geiler Einstieg!

The Corrosion of the Weak

Einen Thrashigen Song musste ich unbedingt dabei haben, um meine Wurzeln nicht zu verleugnen sozusagen, haha. Entstand zum Teil sogar aus einem Song den ich noch für Zerofour geschrieben hatte. Textlich geht es um die Unterdrückung der Schwachen durch Machtbesessene Menschen und wie unsere Rationale Welt die Umwelt und die „schwachen“ Menschen verändert. Mit Schwach meine ich hier eher willensschwach, also Leute die sich ins System integrieren lassen.

Reini: Eine spur verhaltener und – wie Harry schon erwähnt hat – weit thrashiger als “Sanctuary’s Throne”. Wobei DEATHPLAGUED mit diversen Windungen und Wirrungen nie Gefahr laufen ins profane Stumpfsinnsthrahsmetallager abzudriften. „The Corrosion…“ weist wiederum einen Melo-Part auf und beeindruckt mit einem ebensolchem Gitarrensoli.

Dying, Floating, Suffering

Der Abschluss von Teil eins - Live der absolute Kracher, walzt alles zu Boden! Lyrisch geht’s um die armen Teufel die hier nun im Krieg verrecken, und die großen Politiker die mit Menschen ein grausames Machtspiel betreiben. Ich weiß, dass man es nicht ändern kann, aber wen man Bilder vom Krieg sieht, oder länger drüber nachdenkt kann man’s eben einfach nicht begreifen.

Reini: Walze kann ich unterstreichen, noch weniger Tempo als bisher, verspielt ist der Track aber trotzdem, wenngleich auf eher unterschwellige Art und Weise. Das Grundriff und der fies aufgebaute Refrain dagegen flutschen von Null auf Hundert in die Ohren, der Darum aufgebaute Rest braucht etwas länger. Was dem Stück neben dem Live Kracher auch so etwas wie Nachhaltigkeit verleihen wird.

Beyond Life

Aufbau zum zweiten Teil, welcher vom Sinn des Lebens, dem unglaublichen Hass auf den man im Leben immer wieder stößt, und zwangsläufig auch vom Tod handelt.

Reini: Spoken Word Interlude mit sphärischer, düsterer Untermalung… geht direkt über in

Agony’s Divine

Egal wer man auf der Welt war, zuletzt endet die Reise für jeden von und gleich. Diese Botschaft sollte der Song vermitteln. Find ich einen der gelungensten Texte die ich bisher verfasst habe. Das Leben ist eine Schule und wir sind alle Kinder, keiner überlebt - nur ein Weg des Lernens.. Das Keyboard Intermezzo hab ich auf Guitar-Pro komponiert, indem ich einfach Gitarrenriffs umwandelte. Unglaublich.. hahaha

Reini: verspielte Gitarrenläufe zu Beginn, versprüht irgendwie late 80ies Flair, bevor Harrys Stimme in einen coolen Groove überleitet, der uns über weite Strecken erhalten bleiben wird, abgelöst von einem wilden Gitarrensolo, sowie der auf Guitar Pro komponierten Keyboard Sequenzen.

The Revolt of Hate

Dieser Song stammt Musikalisch aus der Feder von Gitarrist Manu. Die Harmonien zu Beginn sollten absichtlich an die Band Death angelegt sein, da wir beide die Band und vor allem dass Album Symbolic lieben! Auch wieder so ein Live Kracher! Textlich geht’s um Hass - im tieferen Sinne dass nicht der Hass uns retten kann sondern nur die Liebe. Klingt alles etwas geschwollen, aber irgendwann kommt man drauf dass man mit Wut und Hass im Leben nicht weiterkommt!

Reini: Bevor man in den Genuss der DEATH’schen Harmonien kommt, darf Schlagwerker Eugen Klammsteiner noch ein wenig auf seinem Kit herumturnen, dann wird’s in der Tat (eine Spur) progressiver als der Rest des Albums, bleibt aber doch noch eingängig genug, nach langem Instrumentalteil überfällt uns ein aggressiver Harry mit Growls, Gekeife und Spitzen Screams, der mit geschickten Tempovariationen zu gefallen weiß. Wie Harry richtig erkannte, wird Live mit Sicherheit ein ordentlicher Kracher!

Cenobite Inlunacy

Seit ich Musik mache wollte ich immer schon einen Song über die Hellraiser Filme machen, weil ich die einfach liebe, besonders Teil 2 . Aber es gibt schon so viele Bands die Samples aus den Filmen als Intros oder Zwischenparts verwenden. Also hab ich andere Wege gesucht, und gefunden. Fans und Kennern wird es hoffentlich auffallen. Textlich fügt sich der Song perfekt ins Konzept, da er sich natürlich um die Hölle dreht. Und die Hölle liegt natürlich hier auf Erden, überall wo Krieg und verbrechen geschehen, so sehe ich dass.

Reini: Als nicht Hellraiser Fan bzw. Kenner ist mir natürlich nix aufgefallen, wobei wurscht! „Cenobite…“ ist ein dahin groovender Track geworden, mit Screams über die gutturale Urlaute gelegt worden sind, natürlich muss auch dieser Track das Tempo bei Zeiten anziehen, bevor er mit etlichen Soundspielereien aufwarten darf.

Beyond Death

Der Abschließende Song steht alleine für Teil 3 des Konzepts. Wenn man so will geht es hier um den Typ der alle vorherigen Szenarien durchleben musste und sich nun fragt welchen Sinn dass alles eigentlich hatte. Die Frage aller Fragen, was kommt danach? Musikalisch ein sehr vielseitiger Song, an diesem habe ich sicherlich am längsten rumgefeilt. Ich hoffe das er wie geplant alle Facetten unseres Sounds in sich vereint.

Reini:Langes instrumental gehaltenes Intro, bevor dieser abgrundtief voller Hass steckende Growl ins Spiel kommt, „Beyond Death“ bleibt schnell, aber gerade von den Gitarren her eingängig, hypermelodische Soli inklusive. Mit über sieben Minuten der längste Track des Albums, Spoken Words fanden ebenso den Weg in das Stück wie ein satter Grooveanteil. Vereint – wie Harry schon erwähnt hat – sicher am besten alle Facetten des DEATHPLAGUED Sounds und ist ohne Frage ein würdiger Abschluss.

Fazit: „Beyond“ ist schon anders als die ZEROFOUR Veröffentlichungen, verleugnet die Roots des Hauptsongwriters aber zu keiner Sekunde. Ein wenig störend ist die gar blecherne Snare Drum, aber DEATHPLAGUED haben ein mehr als beeindruckendes Debütwerk abgeliefert. Dieser Scheibe merkt man von vorne bis hinten an, dass hier gestandene, routinierte Musiker am Werk sind, die dennoch nach wie vor über genügend Biss und Enthusiasmus verfügen. Well Done!

Alle die jetzt neugierig geworden sind, checkt mal die MySpace Seite der Band, da stehen mit den Tracks "Cenobite Inlunacy", "Dying, Floating, Suffering" und "Beyond Death" drei Hörproben bereit!


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