„BLOODSHED REMAINS invading the UK“

Text: Mansi (Bloodshed Remains)
Veröffentlicht am 01.10.2009

14.09.: früh morgens, es ist stockdunkel und es regnet leicht – nein, wir sind noch nicht in England sondern beim uns vertrauten Roadhouse-Parkplatz in Ybbs, von wo wir unser bis jetzt größtes Band-Abenteuer starten.
Nach gefühlten 1,5 Stunden kommen wir durch die rasante Fahrweise unseres Sängers Epi in Bratislava beim Flughafen an.
Rasch, aber leidenschaftlich, unsere Girls verabschiedet, geht’s gleich zum Einchecken und kurze Zeit später sitzen wir auch schon in einer Boing 737 und verlassen „Fortress Europe“ in Richtung Insel!!!

Gegen 12:30 sind wir auch schon beim 15min-Pick-Up, wo wir Ollie und Andy erwarten! Ollie=Juggy und Andy=Gunny; ersterer unser Tour-Manager (der Punk-Aushilfslehrer aus Wieselburg), letzterer der mit Abstand beste Busfahrer und liebenswerteste Roadie der ganzen Welt!

Nach kurzem kennenlernen geht’s auch schon in Richtung Juggy`s Bude, einer WG in Norwich, die an Hygiene und sonstiger Einrichtung uns sofort bestätigt, dass wir es mit Punks im richtigem Sinne zu tun haben, wobei das auf keinen Fall „offense“ gemeint sein soll!

Wie wir auch später noch erfahren durften, halten es die Engländer grundsätzlich nicht so mit Sauberkeit oder Hygiene…

Nach dem wir dann endlich unser Schlaflager am Boden aufgebaut haben, müssen wir auch schon zum ersten Gig in NORWICH im THE MARQUEE.

Kleine aber feine Bude, gute Vorbands, wobei uns speziell Dan, dem totalen Look-Alike des Strike Anywhere – Sängers, mit seiner „The Torn Apart“ betitelten Combo und Dempsey’s „Mustard City Rockers“ auffallen!

Als wir dann drankommen, sind wir doch ein bisschen aufgeregt, da wir eben das erste Mal vor englischem Publikum (~ 60) auftreten!

Noch dazu gibt’s für mich, Mani, „one massive technical problem“, da die zur Verfügung gestellte Marshall-Box stumm bleibt, obwohl beim Soundcheck für gut befunden und funktionierend.

Nach gut 10 Minuten ist das Problem gelöst und wir spielen unser Set runter, müssen aber leider 3 Songs streichen, da um 11pm die Bude zusperrt, was in ganz England irgendwie so ist…

Weil alle komplett saumüde sind, ballern wir uns daheim noch ein paar Biere rein, killen div. fette Kreuzspinnen im!!! Wohnzimmer, wo wir pennen, und begeben uns dann in einen traumlosen Schlaf.

15.09.: CANTERBURY steht auf dem Plan, also ab nach dort um die meiner Meinung nach beste Show seit 3 Jahren in einer Küche!!! im Keller einer 3-Mädels-WG zum Besten zugeben.

(In einer Küche deswegen, weil die eigentliche Venue einen Brandschaden davongetragen hat.)

Vorher halfen wir und die 2 Vorbands mit, einige Geräte und Möbel raus zu schleppen, um dann während des Sets mitzuerleben, wie Leute (~30) sich von Geschirrspülern, Tiefkühltruhen oder Sesseln in den Pit schmeißen.

Zum ersten Mal durften wir auch die „english pyramid“ erleben, wobei sich 3 Verrückte zu Boden knien, auf die 3 Knieenden noch mal 2 Wahnsinnige drauf-spaxen und sich zu guter Letzt die Spitze in Form eines nochmaligen menschlichen Pyramidenkletterers manifestiert.

Das Teil hielt ca. 1 min., klappte dann zusammen, nur um in einem geilen Circle-Pit auszuklingen…
Dass ein Mädel geschätzte 3 min. auf einem Sessel durch die Crowd getragen wurde, erwähne ich jetzt nur so nebenbei.
Wie geil ist das denn?!?

Unser Freund Johnsey steckte sich dann noch ein Streichhölzchen in seine Nudel, zündete diese an und klatschte dazu komplett sinnfrei in die Hände.
Nebenbei verbrennt ihm ein Freund die Arschmatte.
Höhö, saufen können sie, die „Britains“…

Bevor es dann so richtig zu stinken begann, ging’s wieder zurück mit dem Bus nach Norwich zu Juggy’s Bude.


16.09.: Gunny fragt uns jeden Tag, ob wir was brauchen, er was schleppen kann oder einfach mal schon vor uns aufsteht, um uns Cafe oder Tee zu machen.

Dieser Typ ist der freundlichste und netteste Roadie, den eine Band haben kann!
Daneben ist er noch ein äußerst fähiger Tontechniker und wirklich exzellenter Flitzefinger auf der Gitarre – Dillinger Escape Plan, Converge und Konsorten sind seine Vorbilder und Lieblinge…
Cooler Typ!!!

Mittwoch ist CAMBRIDGE-Tag: nachdem wir dort ankommen, geht es ins Haus eines sehr bekannten UK-Promoters namens D.S., der früher für Epitaph UK gearbeitet hat und ein totaler Insider ist, wie man an seinen ca. 700 CD‘s ersehen kann.
Seine Freundin kocht uns ein wirklich ausgezeichnetes Mahl und auch mit der Sauberkeit hält es der Typ wirklich fast österreichisch.
Im Wohnzimmer am Boden richtet sich die Hälfte der BsR-Crew ein, die andere Hälfte schläft in Betten, höhö.

Wir erkunden Cambridge, besichtigen den Dreh-Ort der Harry Potter – Filme (…), sehen den Apfelbaum, wo Kollege Newton vor langer Zeit mal ein Apfel auf die Birne gedonnert ist und werden von einem, gelinde gesagt, geistig beschränkten Radfahrer aufgefordert, unsere Kapuzen abzulegen, da wir sonst als Verbrecher verhaftet werden.
Gunny und Juggy lachen sich halb tot und schimpfen ein Bisschen auf englisch rum, bis sich der Idiot verzieht, natürlich politisch korrekt auch noch mit Handzeichen beim Spurwechsel auf einer „pedestrian zone“!!!
Verrückte Engländer…

Dann ist der Gig in der Universitätsstadt zu absolvieren.
Da ich ein paar Bekannte aus meinem Ort in Österreich habe, die dort zu Werke gehen, kontaktiere ich die Jungs und schon bald finden sich die ersten Rot-Weiß-Roten mit einem Haufen (~70) anderer Musik-Begeisterter im THE PORTLAND ARMS ein.

Die Vorbands sind alle durchwegs geil, „Sam Russo“, ein local - punk-hero im „unplugged-style“, sticht jedoch so wie auch Juggy’s eigene Band „The Rooftops“ besonders heraus. Geiler Abend…
Daheim bei D.S. saufen wir uns noch einen rein, haben Mords-Spaß aufgrund einiger ausgewählter CD’S, die wir uns inkl. Luft-Schlagzeug bzw. Gitarre reinziehen.

Geschlaucht pennen wir dann irgendwann ein, jedoch nicht Alle, denn unser Bassist Harald leert mit Juggy einen Strongbow nach dem Anderen, um dann spät in der Nacht mit einem Knall, den man auch noch in Europa gehört haben muss, ins Wohnzimmer zu „slammen“! Na „bumm“…

17.09.: Der freie Tag. Gut so, denn Epi‘s Stimmbänder sind im Arsch, sowie sämtliche Gelenke der Band. Die Musiker unter uns chillen aus, essen viel, trinken noch mehr und Gunny holt Ratschläge ein, wie wir Epi wieder auf Vordermann bringen.
Eine „English Tea“ – Kur mit Honig und Milch über den ganzen Tag verteilt, bringt ihn auf Trab.
Ansonsten wirklich nur ein erholsamer Tag, um die Akkus aufzufüllen.

18.09.: PETERBOROUGH - dort spielen wir erneut mit den „Mustard City Rockers“ in der XOO BAR eine coole Show, werden aber durch einen 2,2m langen und 140kg schweren OI-Skin, der ein bisschen „sieg heiled“, in unserer Gaudi gestört.
Die anderen Bands sind auch wieder saugut, noch dazu machen wir Bekanntschaft mit dem Sänger von „REBELATION“, welcher mit seiner Band in der Arena in Wien am 29.10. zu Gast ist.
Der Typ kauft sich ein T-Shirt sowie die CD und die Promo plus 3 Buttons – ein geiler Mensch.
Überhaupt ist die Crowd (~70) hier total begeistert und geht massiv ab – da können sich manche Österreicher ein Scheibe von abschneiden!!!

19.09.: LONDON - natürlich steht mal Sightseeing auf dem Programm, wir durchstöbern coole Punkrock-Schuppen, kaufen auch ein Bisschen was in Camden Town.
Ich und Christoph, unser „Merch-Guy“, treffen uns dann mit meinem Cousin, „mighty Siedi“, um ARSENAL gegen WIGAN im Emirates Stadium anzusehen. Jaja, Verbindungen muss man haben…
An dieser Stelle noch mal ein großes Danke an meinen Cousin!!!
ARSENAL zerlegt WIGAN (mit Scharner Pauli, der alten Schwachstelle  ) 4:0 und wir haben eine Menge Spaß beim Zusehen!

Danach geht’s mit dem Zug nach KINGSTON, wo wir mit „Assert“ und noch 2 Bands einen geilen Abend im THE FIGHTING COCKS verbringen.
„Assert“ sind in gewohnter Weise extrem tight und richtig richtig richtig gut.

Die hätten eigentlich „headlinen“ sollen… Aber gut, wir sagen nicht nein und fetzen ein geschmeidiges Set runter - die Leute (~60) moshen wie immer gut ab!

20.09: KINGS LYNN - der letzte Tag; man spürt schon einigermaßen die Strapazen!
Aber, die Bühne dort im THE WENNS ist geil und erweckt in uns die letzten Hardcore-Geister!
Da sich draußen gerade ein schwarzhäutiger Crack-Mensch mit einer Punk-Lady duelliert, gibt’s ne kurze Unterbrechung bei den Vorbands, weil ja Alle (~90) raus müssen, um zu gucken. Naja…
Als wir dann drankommen, ist die Stimmung irgendwie doch wieder besser und wir rocken die letzte Nacht – mit sehr gutem Erfolg.

Die Merch-Lawine, die mitgenommen wurde, ist „sold out“. Saugeil!!!
England ist einigermaßen im BsR-Style eingekleidet und so können wir ruhigen Gewissens die Sachen packen.
Diese Nacht werden wir nicht schlafen sondern durchmachen und gleich direkt zum Flughafen cruisen. Oida Voda...

Schon beim Einladen unserer Sachen in den Bus verabschieden wir uns von Allen, die wir kennengelernt haben, sehr herzlich! Tauschen auch noch ein paar e-mail – Adressen aus, vereinbaren weitere Touren in AT und UK und saufen noch das eine oder andere Bier…
Dann geht’s ab nach Stansted zum Airport!
Gunny und Juggy nehmen wir noch mal ran, bedanken uns und checken dann ein.
Am Flug heim pennt jeder und träumt von Freundin und seinem eigenen Bett  !!!


Ein totaler Erfolg, denn wir hatten mit „nichts“ gerechnet und wurden wirklich äußerst positiv überrascht!!!

England sieht uns wieder, das steht fest: „UNITED WE BLEED“


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