Flusensieb Mini #38 – 3 übersehene Extreme-Platten aus Amerika

Text: Jazz Styx
Veröffentlicht am 20.02.2019

Wir fahren über'n See, über'n See – und zwar extrem! Die drei Platten, denen dieses Flusensieb Mini seine Aufmerksamkeit schenkt, stammen aus Nord- und Südamerika und gehören zu extremen Genres. Beginnend in Chile werden wir zum schmerzhaften Ringen um die Akzeptanz für Endlichkeit mitgenommen. In Mexiko treffen wir dann auf Technik in ihrer brutalsten Form, bevor wir in den USA von einer Cyber-Punk-Dystopie überrascht werden. Viel Spaß!

 


 

LASCAR – Wildlife

Lascar ist ein recht aktiver Vulkan in Chile. LASCAR ist Gabriel Hugos One-Man-Post-Black-Metal-Projekt von ebendort. Im ungefähren Jahrestakt bringt er nach dem starken „Saudade“ nun seine dritte LP heraus. „Wildlife“ setzt lückenlos dort an, wo der Vorgänger endet. Verzweifeltes Hintergrundgebrüll irrt durch den Dschungel des hoffnungslosen Black Metals und landet gelegentlich auf einer hoffnungslosen Lichtung der Leere. Geradezu zynisch umgibt das elende Treiben eine melodische, fast epische Melodie des immerwährenden Abschieds. LASCAR vertont das schmerzhafte Ringen um die Akzeptanz der Endlichkeit in unaufgeregter, aber eindringlicher Form. Eine trostlose Lawine schwarzer Gewalt! (jazz)

 


 

SEROCS – The Phobos/Deimos Suite

Phobos ist in der griechischen Mythologie die personifizierte panische Angst, Deimos sein Burder, der Schrecken. Mit dem Titel ihrer vierten LP „The Phobos/Deimos Suite“ ziehen SEROCS, die vor zehn Jahren in Mexiko ihren Anfang fanden, eine Parallele zu ihrem Stil. Sie spielen Brutal Death Metal – Angst und Schrecken –, gepaart mit Technical Death Metal – mit der Kenntnis der griechischen Mythologie assoziierter intellektueller Anspruch. Eine seltene Kombination, weil sie meist Opfer auf einer oder beiden Seiten fordert. SEROCS kommen aber nahezu ohne Kompromisse aus, indem sie der Technik eine ungestüme Wildheit erlauben, anstatt sie zu zähmen. Ein großartiger Abriss mit Stil und Niveau! (jazz)

 


 

PSYCLON NINE – Icon Of The Adversory

Was die US-amerikanischen PSYCLON NINE sich da auf ihrem sechsten Album „Icon Of The Adversory“ zuschammenscheppern klingt wie der Soundtrack zu einer dystopischen Cyber-Punk-Zukunft. Dark Aggrotech bis Blackened Industrial Metal wummert finster durch die nur von pulsierenden Neonlichtern beleuchteten Ruinen alter Fabriken. Die garstige Stimme ist ein großes Plus der Platte, während die atmosphärischen Parts im Alptraum-von-einem-Umspannwerk-Stil einen eher anstrengenden, langatmigen, fast langweiligen Gegenpart zum elektrometallischen Dröhnen darstellen. Mit großartigen Stärken im Extremen wirkt die LP leider etwas ziellos und sie versteckt ihre Höhepunkte in reichlich Athmo-Abfall. (jazz)

 


 

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