BRAINSTORM - das 'Midnight Ghost' Gangbang-Review

Gibt es eigentlich eine andere Band außer BRAINSTORM, welche eigentlich bei jedem neuen Release in den Himmel gelobt wird? Ich meine, jede etablierte Band hat neben dem Klassiker immer auch eine Gurke im Schrank stehen, welche von der rezensierenden Gesellschaft einheitlich zerschlissen wurde. Rein subjektiv betrachtet, gab es bei BRAINSTORM auch bessere und schlechtere Alben. Da gab es "Soul Temptation" und "Liquid Monster", welche einfach zum Allerbesten gehören, was auf dem Power Metal Markt überhaupt veröffentlicht wurde. Aber es gab auch "Memorial Roots" und "On The Spur Of The Moment", welche zumindest bei hiesigem Rezensenten auf wenig Gegenliebe gestoßen sind. Dennoch ist diese Meinung eher unpopulär, wenn man sich die Ausführungen der Kollegen nach all der Zeit noch einmal durchliest. Also, zumindest die Presse sagt zu BRAINSTORM quasi-übereinstimmend, dass es tatsächlich kein schlechtes Album der Heidenheimer Truppe gibt. Und "Midnight Ghost" wird wieder gelobt werden. Himmelhoch! Warum? Weil es einfach geil ist!

Wie bereits erwähnt, hatte die Band zumindest persönlich gesehen eine kleine Durchhängephase von 2009 bis 2011. Aber spätestens mit "Firesoul" hat sie sich mit mächtig Dampf im Hintern wieder in die relevanten Plätze zurückgespielt. "Scary Creatures" setzte dem Ganzen noch einen drauf, und "Midnight Ghost" hat jetzt das Potential, zu den absoluten Bandklassikern gezählt zu werden. Das Album strahlt die Pure Essenz dessen aus, was die Band über viele Jahre lang zum Trademark perfektioniert hat, ohne zu irgendeinem Zeitpunkt allzu repetitiv zu werden. "The Pyre" und "Devil's Eye" sind zum Beispiel eher untypische Songs der Runde, im speedigen Uptempo angesiedelt, mit Chorsätzen und Melodien, welche auch aus der Feder Kai Hansens hätten stammen können. Aber durch Andy B. Francks unnachahmlichen Gesang und Torsten Ihlenfelds und Milan Loncarics unverwechselbare Gitarrenriffs klingen sie eben immer nach BRAINSTORM und nach niemand Anderem. Generell orientiert sich "Midnight Ghost" eher an europäischem Power Metal und den charakteristischen Breitwand-Refrains anstatt dem etwas reduzierteren US-Power Metal, wie in der Vergangenheit öfters geschehen. Das macht aber nichts, da sich die Refrains perfekt zu den harten Riffs gesellen und zu keinem Zeitpunkt kitschig wirken. Refrains wie "Divine Inner Ghost" oder "Revealing The Darkness" sind an Epik kaum zu übertreffen, ohne je ins Schmalzige abzudriften. Genial! "Jeanne Boulet (1764)" ist dann einer dieser Longtracks, die es schaffen, dass acht Minuten sich wie maximal zweieinhalb anhören und man den Song immer wieder auf Repeat laufen lassen möchte. Sensationell!

Gibts bei allem Lob nicht auch wenigstens ein kleines bisschen Gemecker? Wenn auch auf hohem Niveau? Ja gut, zwei Punkte könnte man ankreiden. Einerseits "The Four Blessings", welches zwar kein schlechter Song ist, aber trotz (oder gerade dank) "Oh-Oh-Oh-Refrain" nicht hängenbleiben will. Bei "All Those Words" gings auch ohne vorgemachtes "Oh-Oh-Oh", die Chöre kamen erst live dazu. Andererseits gefallen mir die Highspeed Nummern am Anfang des Albums so gut, dass ich da gerne noch einen dritten davon im hinteren Albumverlauf gehört hätte. Hier agiert man nämlich sehr lange im gleichen, etwas gedrosselten Tempo, was zwar nicht auf Kosten der Songs an sich geht (Wie geil ist bitte "Haunting Voices"?), aber der Dynamik des Albums im Vergleich zum furiosen Beginn etwas schadet. Aber nur etwas.

Fazit: Volltreffer! Wenn mich nicht alles täuscht, darf sich "Midnight Ghost" in kurzer Zeit neben "Liquid Monster" und "Soul Temptation" stellen, auch wenn es seinen ganz eigenen Charakter hat. BRAINSTORM liefern mal wieder den Beweis, dass melodischer Metal absolut Arsch tritt!

4,5 / 5 - Christian Wilsberg

 


Inhaltsverzeichnis:

Seite 1: Einleitung
Seite 2: Christian Wiederwald
Seite 3: Christian Wilsberg
Seite 4: Marc Folivora
Seite 5: Walter Thanner
Seite 6: Anthalerero
Seite 7: Lisi Ruetz
Seite 8: Fazit


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