Flusensieb #25 – Metal Speed Dating

Veröffentlicht am 16.07.2018

Im metallischen Sommerloch sind wieder einmal zehn Platten hängengeblieben. Zunächst sind da gewichtig große zarte Zerbrechlichkeit, kunstvoll verträumte Ruhe und finnisch-britische Engel. Eine zweite Portion setzt sich zusammen aus bodenständigem Power Metal, doppelt gepunkteten Festival-Headlinern in spe, filigranem Langzeit-Riffing und wiedergekäutem Grunzspektakel. In einem Nachschlag gibt es Vergleichs-Thrash für ganz große Namen, überprüfenswerte Negativität und gekonnter Deutsch-Death. Viel Spaß!

 

OREGON TRAIL – H/aven

LA DISPUTE sind bittere Verzweiflung. DEFEATER sind wütende Verzweiflung. OREGON TRAIL sind beides und mehr. Die alte Ost-West-Route der USA erwandern die Schweizer zum zweiten Mal in voller Länge. Dabei haben sie reichlich düstere, schwere Emotionen im Gepäck. Post-Hardcore heißt ihr Rucksack, der aber auch mit kleineren Buttons von Doom und vor allem Black Metal sowie verschiedenen Rock-Stilen gespickt ist. „H/aven“ ist gewichtig und groß in seiner zarten Zerbrechlichkeit. OREGON TRAIL hängen sich ganz dicht an die Fersen ihrer großen Vorbilder und werden dennoch nicht von deren Schatten geschluckt. Bitte hören, einatmen, mitleiden, lieben! (jazz)

 

FREQUENCY DRIFT – Letters To Maro

Ein erst vor wenigen Flusensieb-Ausgaben eingeführter Mechanismus zur Erhöhung der Genre-Vielfalt macht mir nun besonders große Freude. FREQUENCY DRIFT wären mir ohne ihn vielleicht niemals begegnet. Progressive Rock ist ihr Genre und das nehmen sie ernst. Progressivität kehrt auf „Letters To Maro“ zu seinem Wortsinn zurück und verweist dabei unendlich viel anderes Material auf seine Plätze. Dabei verlieren sich FREQUENCY DRIFT keineswegs in angestrengtem Gefrickel, sondern sind höchstgradig kunstvoll und trotzdem sehr schön fürs Ohr in ihrer verträumten Ruhe. Mit dem bereits achten Album machen die Oberfranken ein ganz neues Kapitel auf, das jeden einzelnen seiner Hörer verdient. (jazz)

 

ANGEL NATION – Aeon

ANGEL NATION, eine Band aus London, die von einer Finnin unter dem Originalnamen ENKELINATION (ebenfalls finnisch) gegründet wurde, kommen mit ihrem dritten Album „Aeon“ zurück. ANGEL NATION heißt nicht nur so, sondern auch die Stimme der Sängerin Elina Siirala (auch LEAVES' EYES) ähnelt himmlischen Klängen. Somit sollten Fans von Klassik in der Kombination mit Metal die Ohren gespitzt halten und sich diese Platte auf alle Fälle anhören. Das Lied „Free“ ist ein Duett aus Elinas Himmelsstimme mit einem Metalcore-Sänger und sticht somit heraus. Die Engelsnation ist eine starke Band, doch leider haben sie meinen persönlichen Geschmack nicht getroffen. (RV)


Inhaltsverzeichnis:

Seite 1: Einleitung
Seite 2: Mehr Metal!
Seite 3: Noch mehr Metal!


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