DIMMU BORGIR - das 'Eonian' Gangbang-Review

Fanboy-Alert: Ab hier könnten Lobhudeleien noch und nöcher folgen, also solltet ihr diesen Beitrag am besten direkt skippen. Natürlich versuche ich selbst DIMMU BORGIR und "Eonian" möglichst sachlich zu analysieren, aber die Norweger zählen seit über zehn Jahren zu meinen größtmöglichen Liebschaften im Metal, an denen ich mich nicht satthören kann. Was irgendwann mit dem ikonischen Keyboard-Intro von "Mourning Palace" begann, ist zumindest bei mir niemals erloschen - unabhängig davon, in welche Richtung sich Shagrath, Galder und Silenoz entwickelt haben. Dass man für das Jubiläumsalbum "Eonian" einen drastisch erhöhten Black Metal-Anteil angekündigt hat, kam mir dennoch gelegen, wobei die Realität meist anders als die großspurigen Promotionversprechen ausfällt und man stets mit Vorsicht genießen sollte. So auch hier?

Ginge man rein nach dem Echo, das insbesondere die erste Single "Interdimensional Summit" ausgelöst hat, könnte man glatt glauben, dass man wohl eine leicht härtere Version von NIGHTWISH, Pop Metal und derlei zu hören bekommen würde. Aber das ist schlichtweg überzogener Quatsch. Auch "Eonian" wird es - natürlich, wie soll es auch anders sein? - nicht allen Recht machen können, aber ihr Versprechen, auf "Eonian" einen Tribut an den norwegischen Black Metal und die eigene Diskografie entrichten zu wollen, halten DIMMU BORGIR zu ihrem 25-jährigen Bestehen definitiv ein. Dass also ausgerechnet die erste Single eher die jüngere Diskografie widerspiegeln und deshalb besonders eingängig sein würde, war aber irgendwie auch nicht absehbar, nicht wahr? Nunja, öhm... Zieht man dazu noch das experimentelle "Council Of Wolves And Snakes" heran, könnte man DIMMU BORGIR unterstellen, dass sie ihre Wahl absichtlich so getroffen haben, um die Art Mensch zu triggern, die schon vor Release zu wissen glaubt, in welche Richtung es gehen würde und umgehend sämtliche Superlative bedient, um damit auszudrücken, wie schlecht ein Album doch werden würde.

Stattdessen könnte man aber auch sagen, dass "Eonian" ein vielschichtiges Album ist. Ein vielschichtiges Album, das zumindest mich an mehreren Stellen überrascht und dann auch begeistert hat. Schon der Einstieg in "The Unveiling" fällt mit kryptischer Electronica ungewohnt aus, aber spätestens nach dem Einsetzen der ersten Tremolos und der songdienlicheren Indienstnahme von Orchester und Chören spürt man, dass es nicht nur die üblichen leeren Promoworthülsen gewesen sein könnten. Im Vergleich zu "Abrahadabra" und "Deathcult Armageddon" hat man die pompösen Elemente einerseits drastisch zurückgefahren (in "The Empyrean Phoenix" und "Archaic Correspondence" dominieren überwiegend stürmischer Black Metal und der Einsatz des Keyboards das Geschehen; wobei ersterer, getreu seinem Namen, zumindest noch opulentere Zwischentöne auffährt) und andererseits stimmungsvoller mit den zahlreichen oldschooligen Keyboardmelodien verknüpft, weswegen man sich gerade "Alpha Aeon Omega" und "Lightbringer", die meiner bescheidenen Meinung nach schon bald zu den besten DIMMU BORGIR Songs überhaupt zählen könnten, aus atmosphärischer Perspektive auf einem "Enthrone Darkness Triumphant" vorstellen könnte. Lediglich besagtes "Interdimensional Summit" und "ÆTheric" tragen also besonders dick auf, wobei man ersterem damit teilweise Unrecht täte, weil man seinen stimmungsvoll-düsteren Mittelpart zwischen angedeutetem Dungeon Synth und dem harmonischen Leadsolo missachten würde.

Nach unzähligen Durchläufen (30+ alleine in der ersten Woche nach Vergabe) wandelt sich die Überraschung dann in ein vertrautes Gefühl und man weiß, dass man es auf "Eonian" zweifellos mit DIMMU BORGIR zu tun hat. Nur eben mit einem DIMMU BORGIR, das - selbstbewusster denn je - die Essenz aus allen Schaffensphasen zusammengetragen und auf einem Werk vereint hat, das dem Jubiläum würdig ist. Die orchestrale Komponente wird im Sinne der Details oftmals zielgerichteter umgesetzt, der Black Metal ist so präsent wie seit "Spiritual Black Dimensions" nicht mehr und das Hörgefühl wandelt so vielseitig zwischen Nostalgie und Neuzeit wie noch nie zuvor. Die Produktion von Jens Bogren wird einigen immer noch zu glatt sein, ist im Vergleich zur Andy Sneap-Produktion von "Abrahadabra" aber ein deutliches Upgrade bezüglich Härte und Transparenz, weswegen für mich nur zwei kleinere Wermutstropfen übrig bleiben: Das thrashige "I Am Sovereign" mit seinen treibenden Chören und dem sehnsüchtig an die alten Zeiten erinnernden Outro kann mit dem restlichen Material nicht ganz Schritt halten und der melancholische Schlussakt "Rite Of Passage" ist leider "nur" instrumental. Viel pingeliger kann Kritik allerdings auch nicht mehr ausfallen. "Eonian" ist für mich dennoch ein süchtig machendes Jahreshighlight und daher ein weiterer Meilenstein in der Diskografie von DIMMU BORGIR. 

4,5 / 5 - Pascal Staub

 


Inhaltsverzeichnis:

Seite 1: Einleitung
Seite 2: Lucas Prieske
Seite 3: Anthalerero
Seite 4: Pascal Staub
Seite 5: Captain Critical
Seite 6: Sonata
Seite 7: Christian Wilsberg
Seite 8: Fazit


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