Der Zauberlehrling - Teil II

Veröffentlicht am 21.05.2018

Freunde der STORMBRINGER Rubrik "Story" haben sich vielleicht im Gedächtnis behalten, dass die Veröffentlichung eines speziellen Romans bevorsteht. Dieser trägt den Arbeitstitel "Der Zauberlehrling" und soll mit einem exklusiven Stoner, Grunge, Psychedelic, Doom Soundtrack veröffentlicht werden. Damit dieses Experiment erfolgreich umgesetzt werden kann, braucht man neben ambitionierten und kreativen Musikern auch einen Verlag, der willens ist, Buch und CD gemeinsam zu veröffentlichen.

Artverwandte!

"Alle Jahre wieder sollen Klein- und Nischenverlage wettmachen, was die Großen der Branche verschlafen." lautete 2006 eine Schlagzeile im SPIEGEL Spezial Magazin. Das weckt doch Hoffnung, möchte man meinen. Doch die Recherche zu einem unabhängigen Verlag, der sich auf junge Literatur in Begleitung moderner Musik spezialisiert hat, fördert eigentlich nur zutage, dass sich von den vielen "Special Interest"-Verlagen keiner dieser Nische annehmen möchte. Und wie sollte so etwas auch funktionieren? Es wäre ja geradezu wahnwitzig zu versuchen, jede Buchveröffentlichung mit einem passenden Soundtrack zu versehen. Trotzdem sticht ein bestimmter Verlag mit Sitz in Dresden durch Beigabe von Tonträgern zu den Büchern unter den anderen hervor. Vorreiter in Sachen Fusion von klassischer Buchveröffentlichung mit modernen Datenträgern ist "Voland & Quist". Der Verleger Sebastian Wolter hat sich freundlicherweise trotz Terminstresses bereit erklärt, im Interview seine Ideen zum Thema Literatur und Detenscheiben zu gewähren.

© Robert Gommlich

Daniel Hadrović: Herr Wolter, vielen Dank, dass Sie sich Zeit für dieses Interview genommen haben. Voland & Quist ist der erste deutsche Verlag, der seine Bücher regelmäßig mit CDs und DVDs veröffentlicht. Das funktioniert nunmehr seit dreizehn Jahren sehr gut. Verleihen Ihrer Meinung nach Datenträger mit Aufnahmen von Lesungen eher dem Autor des Werkes ein Gesicht oder dem Text einen tieferen Sinn?

Sebastian Wolter: Eher Ersteres. Unser Ansatz war ja ganz schlicht, die Vortragsqualitäten unserer Autoren in das Medium Buch zu transportieren, auch wenn das sicherlich nicht das Erlebnis bei einer Lesung exakt trifft. Auf den CDs sind meist Texte aus dem Buch zu hören, vom Autor oder der Autorin selbst vorgetragen.

D.H.: Gab es Einwände, dass Literatur von der Person des Autors unabhängig betrachtet werden und der Fokus auf dem Text liegen muss? Oder dass das Geschriebene durch Bindung an moderne Medien entwertet würde?

S.W.: Nein, bei dem Programm, mit dem wir 2004 gestartet sind, Lesebühnenliteratur und Spoken Word Lyrik, gehörte das Schriftliche und das Mündliche sowieso von vornherein zusammen. Wir haben einfach nur einen Weg gesucht, das möglichst adäquat umzusetzen. Trotzdem haben wir stets den Anspruch, dass die Texte in unseren Büchern auch ohne das Hören funktionieren müssen. Das man sie auch so mit Freude lesen kann. Die CD ist ein Zusatz.

D.H.: Der "Stern" äußerte zu Nick Caves Roman "The Sick Bag Song" an: "Der Leser wünscht, Cave würde einige Zeilen davon singen."

Hatten Sie schon einmal beim Lesen eines Romans das Gefühl, eine bestimmte Melodie aus dem Text herauszuhören?

S.W.: Ja, bei poetischeren oder auch rhythmischeren Texten sicher. Ganz oft habe ich das aber auch bei unseren Autoren, deren jeweils individuelle Art vorzulesen hört man irgendwann immer mit, weil sie so prägnant ist.

D.H.: Heinz Strunk hat letztes Jahr eine Soundtrack CD zu seinem Erfolgsroman "Jürgen" veröffentlicht. Wären Romane mit begleitender Musik in Zukunft für Voland & Quist von Interesse?

S.W.: Das hängt sehr von Autor und Buchprojekt ab. Aber wir sehen uns immer auch als Ermöglicher der Ideen unserer Autoren, und wenn das Projekt gut überlegt ist und die Musik einen Mehrwert zum Text darstellt, warum nicht?

D.H.: Haben Sie eine besondere Buchempfehlung aus dem Voland & Quist Programm für "Stormbringer - The Austrian Heavyzine" Leser?

S.W.: Vielleicht der Debütroman vom Journalisten Nikita Afanasjew: „Banküberfall, Berghütte oder ans Ende der Welt“. Es ist die Geschichte von einem jungen gescheiterten Künstler, der sich eine Art Über-Ich ausdenkt, mit dem er den Kunstbetrieb aufmischen will. Es kommt natürlich ganz anders … Zudem ist es ein toller Berlin-Roman, die Stadt spielt mit.

Homepage: Voland & Quist

Dieses Debüt werden wir definitiv genauer unter die Lupe nehmen!

 

Soweit ein kurzer Einblick in die Vorgänge eines der derzeit innovativsten unabhängigen Verlage. In Teil 3 des "Magnus-Reports" werden wieder Musiker ihre Ideen zum Zauberlehrling mit uns teilen. Wer den ersten Teil verpasst hat, kann dem folgenden Link folgen.

Der Zauberlehrling Teil I


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