Das Metalmuseum: MANOWAR - Kings of Metal

Veröffentlicht am 02.04.2017

„High and mighty alone we are kings
Whirlwinds of fire we ride
Providence brought us the crown and the ring
Covered with blood and our pride“

„Groß und mächtig sind wir allein Könige,
auf Wirbelstürmen des Feuers reiten wir
Vorsehung brachte uns die Krone und den Ring,
getränkt mit Blut und unserem Stolz“

MANOWAR – The Crown and the Ring (Lament of the Kings)  – 1988

 

Bringen wir es doch mal auf den Punkt: Es gibt Leute, die mögen Metal nicht nur, auch lieben sie ihn nicht, nein, ihre Gefühle gehen weitaus tiefer. So tief, dass wohl selbst das Verb „vergöttern“ zu wenig wäre. Der Metal ist ihr Ein und Alles, ihr Leben bzw. ihr gesamter Lebensinhalt. Mehr noch, sie würden für den Metal buchstäblich „sterben“.
Spätestens nach dieser einprägsamen Floskel sollte es bei den meisten klingeln, um welche Band sich es im heutigen Metalmuseum drehen soll: MANOWAR, ihres Zeichen diejenigen, die den Begriff True Metal geprägt haben und damit eine ganze Lebenseinstellung. Diese sieht den Metal als Fortführung der klassischen Musik und geht dabei sogar so weit, Komponisten wie RICHARD WAGNER als die ersten Metaller der Musikgeschichte zu bezeichnen. Derartige Aussagen brachten der Band sowohl Verehrung bei ihren vielen Fans als auch viel Spott und Hohn bei den Kritikern ein. Diese Dinge ließen MANOWAR allerdings nie an ihrer Linie zweifeln, sie folgten über Jahrzehnte weiterhin ihrer Passion, was uns in den 80ern viele zwar oftmals sehr ähnliche, aber qualitativ ebenso hochwertige Alben brachte, die die Fans bis heute erfreuen. Dieser Trend gipfelte 1988 im wohl bekanntesten Werk der Band, dem sehr schlicht aber ausdrucksstark betitelten Werk „Kings of Metal“, das bei vielen bis heute als eines der besten Alben der Band gilt, was es auch zum optimalen Kandidaten für eine Zeitreise in die Glanztage der einzig wahren MANOWAR macht. Tauchen wir also wieder einmal ein in die Vergangenheit und lassen die Sage der legendären Band aus New York einmal mehr aufleben. Vorsicht, es kann beim Hören zu exzessiven Ausbrüchen von Männlichkeit und Klischees kommen, die ungeübte Ohren überstrapazieren könnten!

 

Der Titel „Kings of Metal“ ist für unser heutiges Ausstellungsstück für das Metalmuseum keineswegs so gedankenlos gewählt, wie es für den Unwissenden den Anschein haben könnte. Der Name rührt daher, dass sich MANOWAR in der damaligen Zeit als die Speerspitze des Metal in unserer Welt sahen, was sich auch zu großen Teilen in den Texten Joey DeMaios widerspiegelt, von desem leidigen Thema jedoch später mehr. Wichtig ist bis hierher nur zu wissen, dass MANOWAR damals wie heute sehr von ihrer Sache überzeugt und sich auch durchaus ihres musikalischen Könnens bewusst waren und sind, so sehr, dass sie sich selbst eben auch das Recht geben, sich als „Könige des Metals“ zu bezeichnen. Klar, was das angeht darf man natürlich auch den Aspekt der Selbstironie nicht vergessen, doch betonte die Band in Bezug auf ihre Musik auch immer wieder, dass sie ihre grundsätzliche Liebe zur Musik und damit auch zum Metal durchaus ernst meinen.
Leider gab die Band vor Allem in jüngeren Jahren in dieser Hinsicht mit fragwürdigen Aktionen wie beispielweise der öffentlichen Verspottung von METALLICA-Fans auf der Bühne und einer fragwürdigen Release-Politik (die True-Kuh wurde hier ja mehr als genug ausgequetscht) Kritikern ausreichend Kanonenfutter. Trotz alledem muss man aber auch neidlos zugeben, dass sich die „Könige des Metal“ in ihrem Grundkonzept größtenteils bis heute treu sind und ihre Haltung zur Musik immer im Zentrum stand. Ihre Liebe zu dieser zeigt sich ebenso in ihrer starken Verbindung zur Fanbase, was sich vor allem auch im Epilog zur Geschichte von „Kings of Metal“ abzeichnet, hat die Band doch extra für ihre deutschen Fans den Song „Heart of Steel“ erneut auf Deutsch aufgenommen. Die Entscheidung, ob das nun Kitsch oder Hingabe ist, bleibt jedem selbst überlassen. Weit nicht jede Band tut solche Dinge, und Aktionen wie diese sollten zumindest respektiert werden. In Anbetracht all dieser Faktoren wären die Betitelung des Albums und das Album selbst also wohl wesentlich bedeutender, als es zunächst scheinen könnte.

 

Nun aber zum Wesentlichen: dem musikalischen Sturm, den MANOWAR hier im Jahre 1988 auf die Welt losgelassen haben. Weiß man nun über die Einstellung der Band Bescheid, so sollte man meinen, dass hier eine epische Hymne über Männlichkeit, Ehre und Treue zum Metal nach der anderen losgelassen werden sollte. Dieses Klischee erfüllt das Album interessanterweise nur zum Teil, zumal die Band hier nicht vor ein paar Überraschungen zurückschreckte, was nicht heißt, dass die seit jeher entweder geliebten oder verhassten musikalisierten Ausbrüche an Maskulinität und Epik nicht vorhanden sind.
So bietet die Band den Fans hier zwei Hände voll Songs, die ein relativ breites Spektrum an Musik anbieten: Wilde Hymnen, wie der schweißtreibende Opener „Wheels of Fire“, sind ebenso vorhanden wie das zumindest im musikalischen Aspekt wenig metallische „The Crown and the Ring (Lament of the Kings)“, das eher an die musikalische Untermalung einer Krönungszeremonie erinnert. Ebenso vergisst MANOWAR nicht die Fans daran zu erinnern, wo ihre Musik in Wirklichkeit ihre Anfänge nahm. So hat sich auf dem selbstbeititelten Album der „Könige des Metal“ auch ein Cover eines wohlbekannten Klassikers eingeschlichen. Mit „Sting of The Bumblebee“, einer Interpretations des von NIKOLAJ RIMSKIJ-KORSAKOV komponierten „Der Hummelflug“ bringt Mastermind Joey Demaio auch einen Hauch Musikgeschichte in das sonst zumindest textlich recht flache Album.
Das faszinierende bei alledem ist jedoch Folgendes: Trotz der musikalisch teils doch stark divergierenden Songs schaffen es MANOWAR, dass das gesamte Album die epische True Metal-Stimmung halten kann, ohne dabei große Einbrüche zu erleiden. Natürlich ist genannte Stimmung mehr als nur ein bisschen kitschig, doch sind maßlos übertriebene Epik und Glorifizierung der Metal-Gemeinschaft, die hier sehr blumig als das „Kingdom of Steel“ interpretiert wird, eben auch das, was die "Trueness" der Band ausmacht.

 

Für Furore sorgten MANOWAR 1988 allerdings nicht nur mit ihrem musikalischen Schaffen an sich, sondern auch mit ein paar textlichen Ausrutschern. Allgemein war Joey DeMaio als Songwriter ja noch nie dafür bekannt, politisch motivierte oder tiefe, philosophische Texte zu produzieren, die den Hörer über sich, sein Leben und das Schicksal des Universums nachdenken lassen. Die Lyrics fast sämtlicher MANOWAR-Songs sind wohl am ehesten mit den Filmen der „300“-Reihe zu vergleichen: Stilistik steht hier an der Spitze, alles andere ordnet sich dieser unter oder verschwindet vollends, wobei auch „Kings of Metal“ keine Ausnahme macht, textlicher Tiefgang ist schlichtweg nicht vorhanden, alles verkommt nach einigem Hören zu einer grauen Masse aus immergleichen Parolen über Heldentum und Männlichkeit, weswegen es auch hier wohl am besten ist, das Gehirn mit dem ersten Ton von „Wheels of Fire“ beim Portier in Lendenschurz abzugeben und nach dem letzten Ton von „Blood of the Kings“ wieder abzuholen und dazwischen lyrisch einfach alles hinzunehmen und mitzugrölen, komme was da wolle.
Zu diesem ohnehin nicht schon gerade allseits bejubelten Grundkonzept gesellen sich auf diesem Album nun zusätzlich noch Textpassagen und ganze Lieder dazu, aufgrund derer sich MANOWAR damals auch des Sexismus („Pleasure Slave“) und aufgrund einer etwas unpraktisch gewählten Ausdrucksweise („Austria back to the glory of Germany“) auf „Blood of the Kings“ auch des Rechtsextremismus beschuldigt sahen, auch wenn letzteres Zitat von Kritikern sehr aus dem Kontext gezogen wurde und eigentlich auf die treue deutsche Fanbase der Band anspielen sollte. Von Vorwürfen wie diesen darf jeder halten, was er will, doch sind die immergleichen Lyrics der Band ein Punkt, den man einfach nicht unter den Tisch kehren darf. (genau das ist doch das tolle an MANOWAR, und man kann geniale Sauf-Spiele daraus machen. Immer wenn die Wörter "Steel", "Glory", "Fire", "Fight" usw. erklingen, darf man trinken... Anm. d. Lekt.)

 

Was soll man nun von MANOWAR und ihrem mit einer goldenen Schallplatte ausgezeichnetem Brachialwerk halten?
Nun ja, musikalisch darf man einfach nicht leugnen, dass sie wissen, was sie tun. Auf „Kings of Metal“ ist fast jeder Song auf seine eigene Weise gut oder zumindest erwähnenswert, Großtaten wie „Blood of the Kings“ darf man der mittlerweile in die Jahre gekommenen Band nicht abstreiten. Ebenso sollte man ihren Legendenstatus nicht untergraben, stand die Band doch immer hinter ihrer Sache und brachte viele heutige Metal-Veteranen erst auf diese Art von Musik. Dies alles bedeutet jedoch nicht, dass die Musiker um Joey DeMaio frei von Fehlern sind, nein, Gründe zur Kritik findet man mehr als zur Genüge, auch wenn diese mal mehr, mal weniger berechtigt sind. Im Endeffekt gilt für MANOWAR wohl das „Hit or Miss“-Prinzip: Entweder man liebt den ganz eigenen Charme des Quartetts aus New York und teilt ihre Einstellung zum Metal sogar, oder man erträgt die größtenteils arg flachen Lyrics und auch den starken Konservativismus der Band einfach nicht und wird diese Dinge nie akzeptieren. Eines steht jedoch fest: Der Name MANOWAR ist eine Legende und das wird er auch immer bleiben.


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