Mely - Die Erschaffung von "...Leave And Enter Empty Rooms..."

Text: deimon
Veröffentlicht am 13.10.2007

Kapitel 1 – Die Folterkammer

Es war einmal… so ungefähr sollte die Story wohl beginnen, denn unser letzter Output ist ja nun doch schon ein paar Jährchen her, genauer gesagt stolze 4 Jahre sind seit “…reel through my wave vergangen”. Der eine mag der Meinung sein, die sind faul, der andere, die sind am Ende, wir sagen „Gut Ding braucht Weile!“ So nach dem Motto lief auch das Songwriting ab, hier ein Riff, da ein Riff, Material für 3 CDs, aber unzufrieden damit, somit alles wieder verschmissen, alles wieder neu aufgerollt, eigene Deadlines über den Haufen geschmissen, aber am Ende hat sichs gelohnt. So würde ich mal grob das Songwriting beschreiben, mehr brauchts da auch gar nicht!

Somit kams dann, dass der ominöse Tag 1 vor der Tür stand…

Tag 1, oder Attenzione: Der Bayer rollt an

Vor ca. 2 Jahren lernten wir im Zuge eines Gastspiels in der Münchner „Garage“ einen gewissen Hr. Mario Lochert, seines Zeichens Bassist der bajuwarischen Combo Emergency Gate, Produzent, vor allem aber „Breit-Wand-Gott“, fürchten. Schon bald stand von seiner Seite aus fest, die Jungs brauchen einen gescheiten Sound und ich laber die solange voll, bis ich sie gebrochen habe… Gedacht – getan, Mely zerbricht unter jahrelanger geschickter geistiger Folter -> Mario rollt am 16.05.07 in seinem Bronx-Mobil (3er BMW, wie auch anders, es ist aber auch GTI-Treffen an dem WE, fällt also nicht auf) über die Osttiroler Straßen – zur Freude der ansässigen Exekutive, weil die wollten schon immer mal ein ne Emergency Gate Autogrammkarte… Na sei es drum, schnell noch das Mely-Spass-Mobil mit Zeugs vollgepackt, Peter mit Kühlschrank und Futter für die nächsten 2 Wochen auflesen und ab in den umfunktionierten Proberaum aka Singerhof-Studios.

Hr. Locher inspiziert „da house“, ein kurzes „ok Jungs, des kriag ma scho“ und los geht’s. Helmut stellt die Drums auf, wir das kleine aber feine Homestudio, noch ein paar Strippen gezogen, Mics ran ans Set und k.A. wie, aber knappe 3h nach Eintreffen klingt das Set wie wir das schon immer gerne gehabt hätten. Ok, 22:00, was machen mit dem angebrochenen Abend? Höme klopft noch „I still ask why“ ein, aber irgendwie solls nimmer so ganz funzen mit seinen Künsten. Somit Abbruch, der nächste Tag ist ja eh schon angebrochen.

Tag2+3, da stimmt der Click wohl nicht…

Zu spät daran, aber ausgeschlafen (das Luxus-Wort der nächsten 2 Wochen) mit Red Bull und Peters Cappu bewaffnet hinter den Drums zu sitzen sollte lt. weitläuftiger Meinung eigentlich ja Wunder bewirken, aber irgendwie ist das mit unseren Drummer nicht vereinbar. Es groovt, es wummst, aber das innere Metronom will morgens nicht so recht, hat mittags Hunger und kann nachmittags gleich gar nicht und so wird unser „First Take Helmut“ zum „Fifth Take Helmut“ gekürt. Egal, nachdem eh schon alle entnervt sind, macht man halt weiter bis das Ganze nach 2 Tagen so gegen 24:00 Uhr im ersten großen Aufnahmecrash endet. Alle angepisst auf das ständige Gehämmere und Geklicke im Kopfhörer, Helmut angepisst auf mich, ich angepisst auf ihn, etwas Rumgekeife, Pete zieht sich Cappucino-anrührenderweise und Martin schlafenderweise aus der Affäre, was nun? Hr. Lochert got the Blues… spielt uns ein Ständchen aus der Münchner-Bronx und siehe da, Helmut hält das noch weniger aus, flüchtet und klopft wie der Blöde, tighter als jedes Metronom die letzten Tracks rein. „…there are days“ wird das lang ersehnte First Take… Braver „Haudrauf“, hat sich nach geleisteter Arbeit sein lange ersehntes Bierchen verdient.

Tag 4, Bassisten wollen einfach nicht auffallen…

Wieder verpennt…Fuck! Naja, der Daniel wird’s schon richten. Wie schon die letzten Aufnahmen gezeigt haben lässt der Herr nix anbrennen, wenns drum geht das Fundament präzise und ohne große Umschweife zu legen. So war irgendwie der Bass-Soundcheck die meiste Arbeit. Der Rest ging so von ganz alleine. Song beginnt, Song hört auf, nächstes Stück bitte… Einziges Problem an dem Tag, die Schmeißfliegen vom Nachbarn.

Lösung (Patent bereits angemeldet):

1Stk. Feile (vorzugsweise rostig - Stylesache)
5m Tape
1 leeres Päckchen Gitarrenseiten (vorzugsweise Ernie Ball, D´Addario halten’s nicht durch)
1 Filzstift,
1 Hr. Lengfeldner
1 Hr. Lochert
+ ein gutes Stündchen Gezeter und Gelächter aus dem Nebenraum…

…und fertig ist der Fliegentod! Naja, genutzt hats nicht wirklich viel, weil die Dinger poppen wie die Karnikel, vorzugsweise auf dem Hr. Lochert -> „Brauch ne Dusche, des is koa Gaudi nit!“

Tag 5, Bassisten wollen noch immer nicht auffallen und die Sache mit dem „Prinz Porno el Transvestito de Simmerlacho“

Die Nacht war wiedermal lang, verpennen gehört nun mittlerweile auch zum guten Ton, aber der Daniel richtets, da kann sein was will. Die letzten paar Riffs reingeklopft, fertig ist der Bass. Zwischendurch war der Mario zur Abwechslung wiedermal so knieweich und hat uns seine „Ich hab bei Pete übernachtet“ Impressionen in eine kleine „Mario got the blues“-Session verpackt. Was dort abgegangen ist bleibt im Dunklen, man kann auch nur mutmaßen. Auf alle Fälle schien der Pete zum Töten aufgelegt und der Hr. Lochert dem Himmel etwas näher – „Prinz Porno…“ ward herabgestiegen, wer von den beiden den Titel allerdings innehat, auch darüber kann man bis heute nur mutmaßen… Nebenbei gabs ein mehr oder minder großes Umrüsten auf Rhythm-Gitarren und einen plötzlich ganz andächtigen Hr. Lochert… der „Breit-Wand-Gott“ schien nun Besitz von ihm zu ergreifen. Soviel sei gesagt, das Christentum hat sein Kreuz, der Mario sein Geodreieck,… mehr sollte auch keiner von uns erfahren, der Aufnahmeraum wurde zum Area 51 und Hr. Lochert ward nicht mehr gesehen. Wieder erschienen ging’s auf Soundsuche, da man aus der letzten Produktion gelernt hat und nicht den selben verwaschenen Sound haben wollte. Eigenartigerweise landete man dann aber genau da, wo man vor Jahren schon war. Bei derselben genial breiten Marshall-Digitech-Kombination, mit dem Unterschied, dass diese dank bayrischer Mikrophonie-Kunst auch plötzlich in der Regie richtig böse ankam. So vervollständigte sich die Rhythm-Sektion von „Fail while I try“ noch in derselben Nacht wie von alleine. 3:00 morgens gings aber dann endgültig Richtung Bett.

Tag 6, ein zweites Studio entsteht…

Rhythm-Gitarren und Overdubs stehen am Programm, Pete und ich bearbeiten im Akkord die Klampfen, geht alles ohne große Schwierigkeiten voran. Der restl. Melyhaufen hat dieser Tage leider zu arbeiten, stört aber auch nicht sonderlich, weil eisernes Gesetz im Studio: „Je weniger anwesend sind, desto weniger Verhau gibt’s auch!“ Einzig der Martin erscheint so gegen Abend, irgendwie aber seltsam unausgelastet. Wuselt kurz um uns rum, murrt etwas von wegen „Mac und Protools würd ich brauchen, Lappy ist zu schwach“, sagts und verschwindet wieder mit dem Pete. Ein paar Songs später steht da plötzlich eine Ansammlung an Gerätschaften im Vorhaus und irgendwo dazwischen ein zufrieden grinsender Martin, damit beschäftigt die Keyboard-MIDIs einzuspielen. Petes kleines Heimstudio heranzukarren stellte sich als die Idee heraus, Zeit war nämlich, wie immer bei Aufnahmen, absolute Mangelware.

Tag 7, Biohazard…

Tja was soll ich sagen, der Tag wird zwar zum Marathon, verläuft aber ohne weitere Probleme, noch immer Gitarren, mittlerweile aber in Form von Overdubs, Abends der Martin zur Auflockerung mit den ersten Keyboardspuren, alles wähnt sich in Sicherheit bis… „Hungeeeeeer, brauch ein Fleischpflanzerl!“ Für alle die es nicht wissen, schlägt man im Duden nach findet man wahrscheinlich das Wort Hackfleischklößchen drunter, wir sagen „faschierte Labelen“ (Laibchen) dazu, aber alles ein Schönreden der Realität! Der nahe gelegene Zielpunkt hat die Dinger luftdicht eingeschweißt (und die wissen warum) im Angebot. Der Hr. Lochert hatte das scheinbar gerochen, somit im Rekordtempo (selbstverständlich unter Einhaltung jeder nur erdenklichen Straßenverkehrsordnung) um 5 vor Ladenschluss Richtung Zielpunkt. Fleischpflanzerl, Ketchup und Semmel geordert, zurück ins Folterkämmerlein. Dann wurde es richtig böse: kaum war die Packung aufgepopelt veränderte Pete, leider gerade in Reichweite, ob des betörenden Duftes schon mal seine Hautfarbe in Richtung grün, Sekunden später mussten Martin und ich flüchten und am Schluss waren glaub ich sogar die Fliegen tot. Ich steh normalerweise auf die Dinger, aber bitte aus Muttis Kochtopf und nicht aus der Mülltonne vom Nachbarn… Hauptsache der Bayer grinst und schmatzt irgendsowas wie „Des schmeckt so geil, da haut´s dir ´n Schalter naus!“ Ansonsten hau ich heute mal früher ab, für den Rest endet der Tag aber erst früh morgens, weil Martin den Zug zur Arbeit erwischen muss.

Tag 8, Pete steht auf Cybersex – oder so…

Nach ca. 20h vom Vortag sind Pete und Mario noch etwas unansprechbar, naja startet halt der Andi mal schön langsam. Kurze Kontrolle (ja, ich kann nicht anders) der nächtlichen Aufnahmen, alles i.O. Ok, Mario muß munter werden, kann leider Protools und Git nicht gleichzeitig bedienen. Schnell Cappu und Chick angeworfen, siehe da der Hr. Lochert bewegt sich und der Pete wird schon auch noch… die restlichen Clean-Gits und Solos stehen noch an für heute, na denn ran an die Klampfe. Clean-Git per POD, also auf DI umstecken… Stromschlag, WOAH was war das? Großes Grübeln, Pete hat aber DIE Lösung: einfach alles auf ne andere Leitung hängen und schauen obs noch fetzt. Eh klar Harakiri wie immer, da ich die Ausbildung zur Laborratte aber noch vor mir habe, testet er die Eingänge - ungefähr 50x mit einem Lächeln, dass ich sonst nur während der „Zigarette danach“ aufsetze… „Und?“ „Hihi, fetzt voll durch, sogar mit Lichtbogen!“ Leichte Panikattaken meinerseits, weil Brummschleifen kann keiner brauchen und ein kaputtes Interface, Festplatten oder so hätten die Aufnahme wohl auf unbestimmte Zeit verschoben. Also Multimeter raus, Steckdosen durchgemessen… Autsch! 160V auf der Phase 70V auf dem Nullleiter, Dose rausgeschraubt, Erde gar nicht vorhanden… Helmut unser dafür zuständiges Elektrikergenie, hat per Ferndiagnose auch keinen Rat, somit messen wir das halbe Haus durch und kommen dann doch drauf, dass das Problem „nur“ die Regie betrifft. Also die Steckdosen zugeklebt, neue Kabel ziehen, Equipment- und Brummschleifenkontrolle, noch mal mit nem blauen Auge (bzw. Erektion???) davongekommen. Danach läufts ohne gröbere Probleme. Die noch etwas unausgereiften „Remembrance“-Parts werden reingejammt – alles in bester Ordnung. Abends kommen wir sogar noch dazu die 12-Saiter für „you smell like after“ und „my wave“ einzuspielen, eigentlich super gelaufen der Tag. Martin verbringt dann wieder die Nacht mit seinen Keyboards, während wir uns dann doch ein paar Minuten Schlaf gönnen.

Tag 9, der Rasenmähermann..

Da die „gemütlicheren“ Schlafplätzchen schon vergeben waren und ich so gar nicht Bock auf Bodenpennen hatte, hab ich’s mir dann zwar eher öffentlich aber doch ganz gemütlich in meinem Bus eingerichtet. Mit dem Nachteil, dass so gegen 08:00 ein grünes Männchen mit so nem Rasentrimmerteil um mein Auto rum Radau machen muss. Irgendwie wars dann mit der Idylle vorbei, scheinbar haben’s der Gemeinde ne Finanzspritze gegeben, weil auf einmal hat Steinfeld nen Rasenmäher, nen Rasentrimmer und nen Traktor, letzteren… für was auch immer? Ok, wieder rein ins Studio, komisch Pete schläft mit Licht? Auweh, das kann dauern… Reanimation fällt eher negativ aus, naja, wenigstens tanzt der Mario an, mit ner Klampfe bewaffnet: „Pete muß munter werden, muß Cappu machen…“ Ok, „Mario got the Blues and a High-Gain-Marshall-Stack“ ist ja mal was anderes, aber ob der Pete das ohne Schaden übersteht? Jep, 120dB, 2 Räume weiter brauchen wir noch Oropax, er sich aber für seinen Schönheitsschalf lediglich umzudrehen… Allgemeine Ratlosigkeit, naja vielleicht hilft ein Fleischplanzerl… Gegen Fliegen ja, ansonsten irgendwie wirkungslos. Ok lassen wir ihn noch schlafen, Chick besorgen steht ja auch am Programm, soweit kommen wir aber gar nicht. Vor dem Proberaum fängt uns ein Rasenmähermann ab und meint wir dürfen da nicht so einfach im mitten Ort im Auto und schon gar nicht im Proberaum übernachten, er hätte das dem einen dort oben bereits gesagt. Was dürfen wir nicht??? Wem hast das gesagt???
Ne Stunde später kommt der Hr. Lengfeldner endlich die Gänge und murmelt noch etwas schlaftrunken irgendwas von nem komischen Traum, in dem ihm ein komisches Männlein mit Helm gesteckt hätte er dürfe hier nicht schlafen,… LOL, wenigstens ist auch der Rasenmähermann an Pete gescheitert! Ansonsten keine besonderen Vorkommnisse, Gitarrenfinish und Keyboards, wird wieder relativ spät.

Tag 10, das Routing und ich…

Der Tag wird vor allem für mich interessant, Lead Vox stehen am Programm. Während den „…reel through my wave“ Aufnahmen hatten wir das Problem, dass der Gesang sehr indirekt (also nicht sehr präsent und verständlich) rüberkam, was sich definitiv ändern sollte. Gesagt getan, man hat mittlerweile gelernt das besser zu machen und der Hr. Lochert hatte sowieso nix anderes vor. Noch die Kompression vermeindlich richtig drauf und los geht’s. Ich wundere mich nach den ersten Takes selber über meine Stimme, die trotz Verkühlung ja mehr als nur einwandfrei funktioniert. So kommts, dass die ersten 5 Songs nach relativ kurzer Zeit genialst im Kasten sind. Denkste… Flüstert die Folterstimme Lochert doch auf einmal über die Kopfhörer: „Andi du wirst dich freuen, du hast so gut gesungen, dass wir alles noch mal neu aufnehmen…“ „Schmäh oder?“ antworte ich. Nein, falsches Routing am Kompressor, mea culpa, aber der Dreamscape Jan, der den Mix dann machen soll kann so nicht arbeiten… Ach du Schei*e was soll das denn nun? Naja, nochmals alles eingesungen, das Ergebnis kann sich sehen lassen, 24:00 ists auch schon, gehen wir schlafen.

Tag 11, Katerstimmung

09:30 Läutet mich der Hr. Lochert aus dem Bett, oh, irgendwie geht’s heute nicht wirklich, die Stiege Richtung Erdgeschoss wird zum Auftrag, der Bayer vor der Tür zur Lebensaufgabe. Grund der ganzen Randale früh morgens: Martin hat sich des Nächtens entschieden noch ein paar Keyboardspuren reinzuklopfen, und den Abend dann vorort zu beenden. So auch geschehen, um aber nicht durch irgendwelche nächtlichen Passanten gestört zu werden sah er sich gezwungen die Folterkammer zu verbarrikadieren. Leider ist der Herr aber was Tiefschlafangelegenheiten angeht noch schlimmer unterwegs als der Pete… Somit war es dem Mario auch nicht möglich dort reinzukommen und auch der Peter, 15km entfernt im selben Koma, war nicht zu erwecken. Also musste wenigstens ich raus. Grundaussage des Herren Lochert: „Mit euch,… do kriagst an Vogel!“ Muß ehrlich gestehen, mir war’s zu dem Zeitpunkt wurscht, ich musste erstmal meinen Mageninhalt loswerden und am besten wär’s gewesen mein Gaumenzäpfchen hätte den Weg auch genommen. Grippe, keine Stimme, aber wie singt man ohne??? Naja, irgendwie wird’s schon gehen. Pete trudelt auch gerade ein, wir machen dann aus, dass er und der Martin schon mal mit den Backingvocals anfangen und ich nachkomme. So gegen 14:00 geht’s dann wieder, der Hals ist zwar total hinüber, die Stimme erinnert auch eher an den Lemmy seine Röhre, aber was soll’s, leb damit. Das ging so ca. 2 Songs gut, dann aber… „Pause!“ Salbeitee und Honig, Emser, welcher Röhrich kennt die Mittelchen nicht, Stimme schnellstens regenerieren,… dann Telefon, mein Mädel ruft an: „Luzi ist tot, die haben ihn zammengefahren, da hängt alles aus dem Bauch raus!“ beep, beep, beep ??? Grübel äh „Woooooooaaaaaaaaaaaaah!“ Luzi ist mein Kater, glaubt mir, wegen dem Teil würde ich töten. Versteht nicht jeder, weil es ist ja „nur ein Vieh“, ist aber so. Ok, rein ins Auto und ab Nachhaus, singen geht derweil eh nicht, hab ich grad auch gar keinen Kopf dafür. Nach so ca. 10min Fahrt die Entwarnung, Luzi i.O., dieselbe schwarze Katze nur eben vom Nachbarhof nicht. Ok, umdrehen und weitersingen! Denkste, die nächste Krise rollt an. Meine Stimme ist nun ganz weg, d.h. für mich „du zuckst jetzt ganz dezent aus.“ Andi kocht über aufgrund seiner Unfähigkeit, was gerade in Reichweite ist fliegt, was im Weg steht bekommt nen Tritt ab, ein paar Türen krachen, 10 Minuten noch nie gehörte Fluchereien, sogar Tränen hat’s gegeben. Ja ja, ich geb’s zu, ich bin ein Sensibelchen, in dem Moment war das Projekt „neues Album“ für mich gescheitert und ich hab’s in den Sand gesetzt… Aber, auch das gehört wohl zum Studioalltag! Wieder beruhigt hat man sich in aller Ruhe drauf geeinigt die 2 Wochen Pause bis zum Mixen und Mastern erstmal dafür zu nutzen meine Röhre wieder auf Vordermann zu bringen und die Aufnahmen mit Tag 11 zu beenden. Somit stand noch ein schneller Drink am Programm, der Aufnahmemeister Mario sollte ja noch gebührend verabschiedet werden.

Die 2 Wochen standen dann eigentlich ganz im Zeichen unseres Gastspiels im Rockhouse – ein kleiner persönlicher Traum wird wahr - durften dort Anathema supporten und ein Gig für den MC Burning Wheels stand auch noch am Programm. Beide verliefen ganz gut für uns und auch die letzten Vocal-Tracks sollten keine Probleme mehr machen. Noch eine Nacht mit Editierarbeiten verbracht, alles i.O. ab zum Jan!

Kapitel 2: Zwei Kärntner Landeier auf Bayerntrip

Wie schon erwähnt haben wir uns nach einiger Suche entschieden den Mixmeister Jan Vacik, verantwortlich z.B. für den Hammer-Sound der letzten Serenity-Scheibe, in den Münchner Dreamscape-Studios aufzusuchen und das Mastering dann in die Hände eines gewissen Herren Christoph Stickel, seines Zeichens verantwortlich für Masteringbelange in den MSM-Studios, zu legen. Auch seine Referenzliste mit Bands wie den Guano Apes, die Ärzte, usw. liest sich wie das 1x1 der Rockscene. Beides sollte sich als absolut richtige Enscheidung herausstellen.

Mixing (Dreamscape-Studios), „endgeil – todesgeil - nachlebengeil“

So machen der Pete und ich uns am Montag dem 11.06.2007 früh morgens Richtung München auf. Die Fahrt verläuft ruhig, keine Staus, Type O im Player, Red Bull und Tschick, alles in bester Ordnung, bis eben die Odyssee Richtung Kirchseeon beginnt - eine Umleitung und map24 kannst vergessen. Mario sollten wir am Weg auflesen, da sein Auto ein paar Tage vorher eine leichte Pensionistenbegegnung hatte. Naja, das „am Weg“ wurde zu Weltreise, aber seine Karre schaut echt nicht gut aus, ein Wunder eigentlich, dass er da noch heil ausgestiegen ist. Also, Mario aufgelesen und wieder Richtung München. Eine halbe Stunde und nen etwas gewöhnungsbedürftigen U-Turn später endlich am Ziel – Boxfabrik ist so das erste was wir dort erblicken. Pete grinst etwas ungläubig, auch nicht weiter verwunderlich, träumt er doch insgeheim noch immer von einer WWF-Karriere als „Undertaker“ Nachfolger – vielleicht klappts ja hier… Das ganze Gebäude macht auch eher den Eindruck, als würde demnächst die Abrissbirne am Programm stehen, aber weit gefehlt, bist erstmal drinnen schreit das Homerecording Herzerl „Auch haben will!“ Feines Studio, (für meine Verhältnisse) High-End-Equipment, Platz und ne „Chillout-Zone“, was will man mehr? Jan werkelte zu dem Zeitpunkt schon an dem ersten Song. Ein kurzes „Hallo“, ne kurze Einführung in die Hausordnung (wenns denn so was gibt), ein kurzes Zusammenreden wer sich was vorstellt und ne knappe Stunde später war der erste Song gemixt. Das verblüffende an Jans Arbeit ist die Tatsache, dass wir unsere Vorstellungen gar nicht wirklich erklären mussten. „Er hörte, schraubte und machte Mely draus!“ so würde ich das bezeichnen. So ging das dann ein paar Tage, wer den Mixingprozess kennt weiß, dass es da nicht wirklich viel zu erzählen gibt. Es stellt sich auf alle Fälle nach dem 5000mal Song Nr. X ne gewisse Überdosis ein… Übers Wochenende galt es dann den Mix nochmals so ca. 1000mal auf evtl. Korrekturen durchzuhören und die Tracklist fürs Mastern zu erstellen. Keine ganz so leichte Aufgabe, zumal einem die Lauscher echt schon übel mitspielten. Naja, Mittwoch geht’s dann zum Mastern!

Mastering (MSM-Studios), „ihr habt da sehr lyrisches Liedgut, das wird ein lustiger Tag“

20.06.07, Mittwoch Morgen, letzter Tag. Stimmung gut, aber eigentlich wollen wir nur mehr heim die letzten 6 Wochen Schlafentzug aufholen und, egal wie, keine Melysongs mehr hören… Hilft aber nix, Mastering steht noch an und auf den Herren Stickel sind wir ja schon mehr als gespannt, zumal wir auch nicht wirklich wissen was da heute passiert. Mastering ist uns bisher als Pegelanheben auf 0dB-CD-Standard verklickert worden. Das es nicht nur das ist, war uns klar, aber was dann ablief… Jetzt ist uns auf alle Fälle gar nix mehr klar… Erstmal die Anfahrt: wir starten wiedermal von Marios Wohnung (wo wir uns während der Zeit ausbreiten durften) Richtung München rein, alles kein Problem. Weiter gings dann im Morgenverkehr ins Zentrum, auch noch ok, aber dann schreit doch er Hr. Lochert „so, jetzt links“ - ??? – ne Häuserfront, mehr aber auch nicht – „Was?“ – „Fahr da rein!“ Gesagt, getan, etwas lebensmüde so „Potterlike“ Hausnummer 9 ¾ angepeilt und gehofft, dass die Häuser irgendwie Platz machen… Siehe da, da ist ne Einfahrt, knapp, geht sich aber aus. Ok, Parkplatzsuche auf nem 5 Quadrat Parkplatz wo schon 20 Autos stehen ist auch ne Leistung, aber auch das geht. Nun aber rein zum Christoph! Der erwartet uns schon mit nem Käffchen (Sympathiebonus, kann schon nimmer durchfallen), fragt kurz nach was wir uns vorstellen und dann geht’s eigentlich schon los. Songs reinladen, reinhören, erster Shock: Christoph verfällt in eine absolute Starre… „Oh mein Gott, ich glaub wir haben den Hr. Stickel getötet“, dann ein paar Minuten später eine erste Regung: „Ihr habt da ein sehr lyrisches Liedgut, das wird ein lustiger Tag!“ Pete und ich etwas verwundert, das ist ne ganz neue Kritik, aber irgendwie gefällt’s uns hier. So verlief dann der ganze Tag, Christoph schraubt auf div. Frequenzen rum, die meiste Zeit hörst gar nix, verfällt dann wieder in die angesprochene Totenstarre, schaltet mal lauter mal leiser, Andi schläft zwischendurch ein, ein paar Storys schnappt man bei dem einen oder anderen Käffchen auf, ein relaxter Tag also und (Trommelwirbel) am 20.06.07 um 19:00 sind alle Geburtswehen ausgestanden, „…leave and enter empty rooms…“ erblickt das Licht der Welt!

So, das war so ein kleiner Einblick meinerseits, was gibt’s noch zu sagen? Ach ja, das ominöse Fazit…

Beschissen viel Arbeit, nervig wars, Hunger hamma ghabt, nix gschlafen hamma, langweilig wars, gestritten hamma, GEIL WARS! In dem Sinne, vielen Dank für die Aufmerksamkeit!

Andi, Mely


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