Full Metal Village - Von Eutern und Frauenbrüsten

Text: nagelfar
Veröffentlicht am 17.09.2007

Diese und ähnliche skurrile Gestalten trifft man im gerade anlaufenden Film "Full Metal Village" der südkoreanischen Regisseurin Cho Sung-Hyung, die sich damit nicht nur ein ständig wachsendes Publikum und erhöhte Aufmerksamkeit beschafft sondern unter anderem auch den Max-Ophüls-Preis eingeheimst hat.
Von einer Dokumentation über das Festival an sich hat die Regisseurin schnell Abstand genommen da, ihrer Meinung nach, Metalfans in Wacken wie im Paradies und damit langweilig seien. Stattdessen betrachtet sie mit einigem Augenzwinkern und viel Humor einige Einwohner des Dorfes, welches Jahr für Jahr von 60 000 schwarzgekleideten Gestalten überfallen wird welche, glaubt man denn Oma Irma, des Nächtens Hühner schlachten und Orgien feiern. Durch diese Konzentration auf Personen abseits des Festivals stellt der Film eine willkommene Abwechslung zum ewig gleichen Tour-Special-Feature auf diversen Konzert-DVDs dar, ohne jedoch dabei den Einfluss des Festivals auf die kleine Gruppe der daran Verdienenden zu übersehen.

Gerade Bauer Trede, auf dessen Feldern die Party Jahr für Jahr in größerem Umfang steigt, fühlt sich durch seine Rolle in der Organisation und Abwicklung nicht nur bestärkt sondern auch als Star, welcher sogar schon Visitenkarten verteilt. Cho Sung-Hyung erreicht aber dennoch, dass sich ihre Figuren vor der Kamera nicht lächerlich machen oder gar prostituieren, im Gegenteil, sie zeichnet jeden Charakter in einer Tiefe, die man manchmal etwa bei einer Elizabeth T. Spira vermisst.
Besonders gelungen sind dabei auch die gekonnt gegengeschnittenen Gegensätze, sei das nun eine Herde Kühe die zu Metalklängen über die Wiese trampelt oder der Ortsschildverkäufer welcher kurz nach einer Szene zu Wort kommt, in der die offiziellen Schilder per Traktor abmontiert wurden, um sie vor Souvenirjägern zu schützen.

Leicht wehmütige Stimmung macht sich breit wenn da einer erzählt, wie er noch in den Anfangstagen aus der Organisation ausgestiegen ist, weil das finanzielle Risiko für die Familie untragbar wurde oder wenn eine Schar Schulkinder und Freiwilliger das von den Fans hinterlassene Müllchaos beseitigt, insgesamt verlässt man das Kino nach 90min aber mit dem Gefühl da gerade einen ehrlichen und sehr unterhaltsamen Film gesehen zu haben. Da stört es auch nicht, dass dem eigentlichen Festival und seinen Besuchern gerade mal zehn zusammengeschnittene Minuten zugestanden werden.
Die Wiener Premiere fand am 11. September unter Anwesenheit der Regisseurin und wohlwollendem Applaus statt, regulärer Filmstart ist am 14. September für Graz, Innsbruck, Linz, Salzburg, St. Pölten und natürlich Wien.

http://full-metal-village.at/
http://www.wacken.com/
http://www.welt.de/kultur/article818296/Schlammbaeder_und_Schlachtengesang.html
http://www.orf.at/070912-16528/index.html


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