Rimbaud sinniert über Gamma Ray

Text: rimbaud
Veröffentlicht am 27.05.2007

Mit ihrem Image als stets gutgelaunte, technisch über jeden Zweifel erhabene Band, haben sich die Hamburger über zwei Jahrzehnte eine immense Fanschar erspielt, deren euphorisches Raunen dies- wie jenseits des Ozeans zu vernehmen ist. Anders als Accept, mit Stahlschreiner Udo Dirkschneider und die Piratenbande von Running Wild, die bereits einige Jahre zuvor die Scorpions als nationales Aushängeschild in Sachen Rock verdrängt hatten, oder zumindest um einige neuere härtere Nuancen erweitert, hatten die Kürbisköpfe den Vorteil, mit einem einzigen Album auf einem Schlag berühmt zu werden. „Keeper of the seven keys“ war die Idealzündung aller pubertierenden Kids, die lieber ihre Wut und Energie im Moshpit ausleben und gutgelaunt headbangen wollten, als bei bestuhlten Konzerten den düsteren kopflastigen Sounds, von The Cure und Grönemeyer zu lauschen.

Aus dieser Zeit stammt auch, die längst zum Kult avancierte, früher aber für tausende suchende Jugendliche von existenzieller Bedeutung, seiende Frage: Popper oder Rocker? Tausende Musikliebhaber zogen die erdigere Bezeichnung vor und fanden mit Helloween die Band der Stunde. Der klassische „deutsche Heavy Metal“ war geboren. Charakteristisch für die neue Form war ein dominanter Sänger, der sich besonders in den hohen Lagen wohl fühlt, pfeilschnelle Gitarrenläufe und Lieder, die dem herrschenden Mainstreampop den Stinkefinger entgegneten, durchgehend hart und metallisch tönten und doch abwechslungsreich mit mehreren Stilrichtungen kokettierten. Der Keeper Titelsong zum Beispiel ist ein zuckender, energiegeladener Metalmuskel und hat von heftigen treibenden Passagen, virtuos inszenierten Gitarreneskapaden bis hin zu melancholischen Stellen, eine enorme Bandbreite zu bieten. Wie mein Freund Julian grammatisch bedenklich, doch inhaltlich treffend erklärte: „Dieses Lied ist organisch, wie nicht mal das Leben.“ Anders als die metapherngetränkte Lyrik der Intellektuellen, die im Leid des Lebens ihre Bestimmung fanden, verblüfften die Jungspunde mit albernen, lustigen und positiven Texten, die mit der kraftvollen Musik gekoppelt, dem Leben auch gute Seiten abgewinnen konnten und auf freundlich naive Weise, die negativen Begleiterscheinung des Lebens in den Abfalleimer der Vergänglichkeit schmissen.

Vom großen Wurf zeugte, ein wenig bekanntes doch umso sichereres Zeichen, den Anschluss an die ganz großen der Musikbranche geschafft zu haben. Am Höhepunkt ihrer Karriere 88, - im selben Jahr hatte man in Donington vor tausenden durchgeknallten Fans ein brachiales Livekonzert gespielt, dass als Tondokument „Live in the U.K“ für offene Münder sorgte, schien der ganz große Durchbruch ganz nahe. Bruce Dickinson, Sänger der beständigsten Metalband auf Erden zeigt sich im Booklet des „Seventh son of a seventh son“ Albums mit einem Helloween Shirt. No doubt: Die Tür ins Traumland war geöffnet. Der Eintritt kostet nur den Verstand.

Diesen bewies Kai Hansen, als er nach vier enorm erfolgreichen Jahren - wegen persönlicher Probleme mit Helloween Gitarrst Michael Weikath - das Flaggschiff verließ um seine eigene Band zu gründen. Der wichtigste „Weenie“, der nicht nur das erste Album eingesungen und erst auf Keeper durch den achtzehnjährigen Michael Kiske am Mikro ersetzt worden war, war hauptverantwortlich für die Songs, die später allesamt zu Klassikern wurden. Future World, I want out und das Epicmeisterwerk Halloween stammen allesamt aus der Feder Kai Hansens. Nach dem Split war die Fanschar in zwei Teile gespalten. Der Vorschlag der Plattenfirma, aus Kai Hansens bekannten Namen Profit zu schlagen und die neue Band schlicht „Kai Hansen Project“ zu nennen fiel bei dem Sympathikus auf taube Ohren, wusste er doch längst wie es weitergehen sollte. Er werkte nicht etwa im dunklen Kämmerlein an einem Soloalbum (wie später Kiske mit seinem kaum beachteten Solowerk auf dem ein gewisser Adrian Smith ein paar Gitarren beisteuerte) sondern präsentierte bereits im selben Jahr eine neue, aus alten Freunden und Musikerkollegen zusammengesetzte Band. GAMMA RAY, benannt nach einem Lied der deutschen Progpioniere von „Birth Control.“ Mit einem Rucksack voller Ideen, die bei Helloween nicht zum Einsatz kamen, ließ sich locker ein Album füllen und so ist auch das Debüt „Heading for tomorrow“ die konsequente Fortsetzung des klassischen Helloweensounds, für manchen Nostalgiker gar das inoffizielle Keeper of the seven keys, Part 3. Zu Recht, fräst das Teil doch locker alles weg, was stark geschwächte Helloween bis zum bärenstarken Dark Ride aufnahmen. Der Titelsong ist die GAMMA RAY Hymne schlechthin. Eine über fünfzehnminütige grandiose Hommage an Judas Priest (das Riff am Anfang ist ohrenscheinlich von Victim of changes beeinflusst und seine heavyere Fortsetzung) und Pink Floyd(!). Der elegische Mittelteil hätte so auch von David Gilmour stammen können und auf einem Album wie Animals laute Beifallstürme ausgelöst. Später veränderte Hansen für die „Blast of the past“ Werkschau Teile des Songs, auch der ruhige Teil fiel einer moderneren Version zum Opfer; ebenfalls große Klasse aber die Magie des Originals erreicht er zu keiner Sekunde. Unter den Fans gilt dieser Song noch immer als Highlight der Liveshows, in denen er jedes Mal ein wenig variiert gespielt wird. Mal geigt Hansen minutenlang auf der Klampfe bevor er zum mächtigen Eröffnungsriff ansetzt, mal wird wild drauflosgejammt, wieder ein anderes Mal zocken die Jungs vor der ruhigen Stelle plötzlich einen anderen Song weiter. Ex-Tyran Pace Sänger Ralf Scheppers brilliert als begnadeter Sangesgott, bewegt sich wie Kiske in ähnlich haarsträubenden Höhen und ist für die Bühne geboren, wie die, auf der Japantour mitgeschnittenen „Heading fort he east“ - DVD zeigt. In Tokio aufgenommen, zeigen sich die Jungs in glänzender Spiellaune und Hansens Ansagen sind einfach nur kultig. Der Mann rockt in der ganzen Welt, singt sämtliche Texte auf Englisch doch kaum spricht er mit dem Publikum, kommt das charmant „prollige“ Idiom seiner hanseatischen Herkunft ihn im hervor und man muss schmunzeln. Die Fans lieben ihn dafür. Die Minirockoper „The Silence“ hat schon manchen düsteren Tag mit Sonnenschein begossen. Hunderte verschiedene Melodien fiebern durch diesen Song und allein wie bei Minute 4.00 die Gitarre kreischt, poah, da geht mir echt einer ab! Das rasante Heavy-Metal Album kletterte bis auf Platz zwei der japanischen Charts und ging allein in Europa 180.000-mal über den Ladentisch. Zusammengefasst bleibt über die Hansens Trennung von Helloween festzuhalten: Die Partie ging eindeutig zugunsten GAMMA RAYS aus. Auf Helloween kamen karge Zeiten zu. Sie würden nie wieder zu ihrer Höchstform auflaufen…

Fulminant eröffnet zwei Jahre später Changes den Heading Nachfolger „Sigh no more“. Vor allem das eindrucksvolle, knüppelharte Schlagzeugspiel von Neuzugang Uli Kusch verleiht dem Album eine wuchtige Note. Als Neuzugang konnte auch Bassist Dirk Schlächter gewonnen werden, der die Gitarre übernahm, da zu dieser Zeit ein Gitarrist gesucht wurde. Zwar hat man sich davor gedrückt, erneut ein Epos aufs Album zu packen, - das gewiss immer den Nachteil mit sich bringt, andere Songs zu erdrücken, doch die Entscheidung zugunsten eines kompakten Rockalbums war die richtige. Das zeitgleich erschienene Helloweenoutput „Pink bubble go ape“ kann zwar durchaus einige eindrucksvolle Nummern bieten, wie etwa den ostentativ Savatagesong „Your turn“, bleibt aber beim direkten Vergleich eindeutig hinter der GAMMA RAY Rille. In kommerzieller Hinsicht war es ein gnadenloser Flop. Viele Fans schienen zu den Rays übergelaufen zu sein. Das Bandkarussell dreht sich und wieder ist ein neuer Mann am Bass und Schlagzeug zu verzeichnen, als 1993 das dritte Album "Insanity and Genius" veröffentlich wird. Die Resonanzen sind einmal mehr hervorragend, wie Markus Seifert überschwänglich im letzten Absatz des Rockhard-Reviews beweist: 'Heal Me' ist eine geniale Oper, die auch Freddie Mercury nicht besser hingekriegt hätte. 'Brothers', von Kai im letzten Heft "stumpf positiv" genannt, setzt als Midtempo-Rocker mit Mitgröl-Choral einen satten Schlußpunkt unter ein Klasse-Album, das man von einer Band erwartet, in der Kai Hansen unschuldige Gitarren schändet.

Ralf Scheppers, der sich weigert nach Hamburg umzuziehen um sich mit ganzer Kraft GAMMAY RAY zu widmen, lässt den Mikrojob sausen und liebäugelt mit dem gerade freigewordenen Posten bei Judas Priest, die nach dem Abgang von Rob Halford auf der Suche nach einem adäquaten Sänger waren. Den fanden sie mit Ripper Owens schnell, aber der metalverrückte Ralf Scheppers gründet drei Jahre später einfach seine eigene Band. Primal Fear gilt als Sperrspitze des melodischen Teutonenstahls und die düsteren Wolken zwischen Hansen und den mittlerweile glatzköpfigen Scheppers haben sich längst verzogen. Anstatt sich nach einem neuen Frontmann umzuschauen, übernimmt Hansen neben der Gitarre auch das Mikrofon. Mit dem Referenzwerk 95 treten GAMMY RAY endgültig aus dem großen Schatten von Helloween heraus. Land of the free ist ein echter Klassiker, hier reiht sich Hit an Hit. Das epische Rebellion in Dreamland atmet den Geist früherer Langstücke, Men on the Mission zeigt die Band als Queenfans und brodelt vor Eigenständigkeit. Ex-Helloween Shouter Miachael Kiske und Hansi Kürsch treten als Gastsänger auf. Abyss of the void ist ein weiters Highlight mit immensen Melodiebögen und Wahnsinnsrefrain. Auf der folgenden Tour, "Men on a Tour", wurde das rohe Live-Album "Alive '95" aufgezeichnet und ein Jahr später veröffentlicht.Auch der Nachfolger Somewhere out in space erntet beste Kritiken. Ohne große Abstriche konnte der Qualitätslevel gehalten werden. Songs wie der wüste Opener, das mit einem geilen Schlagzeugintro versehene The winged horse und der Titeltrack sind eine Klasse für sich. Ein grandioses Cover rundet das Album ab. Ab diesem Album kehrte Dirk Schlächter wieder an den Bass zurück, da der bisherige Bassist, Jan Rubach, die Band verließ.

Mittlerweile haben auch die letzten Romantiker erkannt, dass GAMMA RAY und Helloween zwei verschiedene Bands, mit verschiedenen Ansichten sind. Man zockt wohl gelegentlich bei Live-Konzerten ein Lied gemeinsam doch zu einer weitern Annäherungen oder gar musikalischen Zukunftsgedanken kommt es nicht.

1997 stiegen Henjo Richter (Gitarre) und Daniel Zimmermann (Schlagzeug) in die Band ein. Seitdem hat sich lineup-mäßig bei GAMMA RAY bis heute nichts mehr verändert, was von der Presse immer wieder wohlwollend vermerkt wird und vor allem Live wird man Zeuge eines sehr angenehmen Bandklimas und eines klasse Zusammenspiels auf der Bühne.

Mit Powerplant vernichtet GAMMA RAY jegliche Konkurrenz und lässt nur offene Münder zurück. Ein derart durchdachtes, melodiöses Powerteil hat man lange nicht gehört. Hier werden all die essentiellen Zutaten vermischt, die man an GAMMA RAY schätzt. Heftiges Riffgewitter, hochmelodiöse Gitarrenriffs, dramatische Tempowechsel und Kais geile Gesangsharmonien. Den Thron der Powermetalbands besteigt man mit der von Derek Riggs optisch veredelten Rille mühelos und auch heute noch gibt’s wenig vergleichbare Alben im Heavy Metal Bereich. Selbst der Pet Shop Boys Oldie It´s a sin fügt sich nahtlos in das Gesamtbild ein.

Mit beißendem Zynismus fordert Wolf-Rüdiger Mühlmann im Rockhard 181/2002 von allen powermetallischen Hobbypoeten etwa mehr Toleranz. In einer ätzenden, klasse formulierten Kolumne lässt der Journalist seinen Frust über (.) Bands der Gegenwart, die mit Themen daherkommen, die bereits vor zehn Jahren so alt wie der Wald waren(.) ab. Nach einer gehörigen Schelte gegen Blind Guardian und Konsorten, (.) die zum x-ten Mail irgendeine gesamtgeschichtlich völlig unwichtige Schlacht in irgendeinem frühen Jahrhundert in irgendeiner Welt besangen, in der nachweislich gar kein mehrzelliges Leben existierte(.) sind es GAMMA RAY, auf die er seinen ganzen Hass auslässt. Aufgrund der wirklich höchst amüsanten Sichtweise Mühlmanns, folgt der gesamte Abschnitt:
(.) Doch der Gipfel der Toleranz, mit der wir Lyrikkatastrophen abfeiern, hat seinen Ursprung in der Hansestadt Hamburg im Jahre 2001: GAMMA RAY, speziell ihr singender und klingender Hansenkai, machen mit Hilfe von Verschwörungstheorien und einer Geheimgesellschaft namens „Die Illuminaten“ auf ganz dick intellektuelle Hose. Die Illuminaten – das sagt nicht Hansen, sondern das Magazin FHM – haben die Stadt Bielefeld erfunden, die es in Wahrheit gar nicht gibt. Jedenfalls kennen die Leute vom FHM keine Sau, die aus Bielefeld kommt. Ich übrigens auch nicht. Gammakai aber langweilt mit der alten Mär, dass auf der (nicht erst seit gestern geläufigen) Dollarnote das Freimaurerzeichen abgebildet ist, glaubt, den Weltverschwörern mit Judas Priest-artigen Liedern den Garaus machen zu können. (Das haben Priest nicht einmal mit Painkiller geschafft!) und singt im Jahr zehn nach Ministrys „N.W.O.“ gegen die „New World Order“ so schockiert an, als sei der Bush-Senior-Blödsinn erst vor zwei Minuten aus dem CNN-Ticker geflutscht.(.)
Und wirklich posen GAMMA RAY in schwarzen Mänteln von den Heavy-mags und geben sich geheimnisvoll und düster, was einigen Fans nicht wirklich gefällt. Zu der lyrischen Seite mag man stehen wie man will, aber die von Mühlmann geringschätzig als Judas Priest-artig deklarierten Lieder, sind großartige Metalsong, die die Band im neuen Jahrtausend kein bisschen schwächer erscheinen lassen. Pompös eröffnet mit einer megageilen Intro und dem schnellen Ungetüm „Dethrone Tyranny“ lässt man sämtliche Powermetalkapellen weit hinter sich. Kai Hansen, - der im Interview immer wieder sagt, dass eigentlich schon alle Riffs gespielt worden sind - versteht es wie kein andere, eingängige, grandiose Melodien zu schmieden, deren Höhepunkte sich in Follow me und Solid widerspiegeln. Und Hand aufs Herz – Würde jemand es cool finden, wenn Kai sich plötzlich über „nationalsozialistischen“ Themen den Kopf zerbrechen würde, um auf nächstem Output eine psychologische Studie zu Hitlers Beziehung zu Geli Raubal zu erörtern. Nein, lieber Wolf, Kai Hansen entführt uns mit seiner klischeehaften Wendigkeit in ferne Welten, erzählt von großen Schlachten und lässt das Gute am Ende triumphieren. Wenn das schon nicht in der Wirklichkeit klappt, dann doch in der Phantasie!

GAMMA RAY scheuten nie die Nähe zu ihren Fans und so ist es auch keine Ausnahme, wenn die Herren nach einem Gig noch ganz verschwitzt aus dem Backstageraum kommen und sich unter das feiernde Volk mischen, um Fragen zu beantworten, ihre Köpfe für Fotos zur Verfügung stellen oder einfach Einen heben. 2003 hat man sich für das zweite Live-Album etwas ganz besonderes einfallen lassen. Via Internet konnten die Fans auf der Bandhomepage ihrer Lieblingslieder angeben und somit die Live-Setlist allein bestimmen. Der Andrang war enorm groß und so formte sich über Wochen hinweg eine ungewöhnliche Setlist, die den Jungs einige Überstunden im Proberaum bescherten. Das Ergebnis kann man auf dem Doppeldecker Skeletons in the Closet hören, wo neben bisher kaum Live gespielten Krachern wie All of the damned und Victim of fate auch aufwändig arrangierte Tracks wie Armageddon ihre Live-Bestimmung fanden.

Das bis dato letzte Album Majestic ist einmal mehr ein Heavy Metal Juwel, mit einzigartigen Songs. My Temple hat einen genialen Refrain zu bieten, schnelles Double-Bass-Spiel und einen Solo, der die harmonischen Glanzleistungen der Musiker hervorhebt. Düsterer als früher verarbeiten die Musiker hier allerlei persönliche Probleme, wie sie im Interview immer wieder betonten. Einen Happy Song wie früher bei Helloween oder der Anfangszeit – man denke nur an die Gute-Laune-Fratzen wie Free Time oder Money – sucht man hier vergebens. Dunkel beschwört Kai die Welt, sich ein weiters mal zu erbarmen, gegen die Schlechtigkeit des Menschen. Grandioses Ohrenkino, ein jedes einzelne Lied des mittlerweile achten Albums seit der Bandgründung 1989. Das Abschlussepic zeigt wer ihn Deutschland in Sachen Heavy Metal die Hosen an hat. Revelation darf in einem Zug mit Rebellion in dreamland und Armageddon genannt werden. Eine orchestrale Achterbahnfahrt der Gefühle. Bei Fight gibt’s bei 2.36 eine kurze Stelle, die bei Iron Maiden – die man in Sachen Ideenreichtum und Abwechslung längst überholt hat – einen hundertmal gespielten Refrain ergeben würde, bei GAMMY RAY aber nur Überleitung ist. Solche Kleinigkeiten finden sich auf jedem GAMMA RAY Album; kleine grandiose Melodien aus denen andere Bands ganze Lieder basteln.

Als Resümee bleibt festzuhalten, dass Kai Hansen, der auch im „International Who is who of popular music 2007“ neben Klaus Meine, den Schenker-Brüdern und Till Lindemann als einziger Deutscher, neben Kalibern wie James Hetfield, Brian May oder Steven Tyler angeführt ist, einen nachhaltigen Einfluss auf den „Metal“ und deren „Agitatoren“ in Deutschland ausgeübt hat und immer noch ausübt. Auch abseits seiner Stammformation greift Kai immer wieder, mit seinem musikalischen und technischen Know-how anderen Bands unter die Arme. Seine regen Kooperationen mit Iron Saviour, Stormwarrior oder Angra sind nicht etwa hochmütige Selbstbeweihräucherungen eines dekadenten Müßiggängers sondern qualitative hochwertige Bereicherungen für das Metal-Genre. Auch mit Tobi Sammet, den Hansen neckisch als seinen legitimen Nachfolger darstellt, verbindet ihn eine fruchtbare Freundschaft, wie die zwei Avantasia-Alben deutlich zeigen. Wenn sich der „alte Hase“ mit dem frechen Jungspund bei „Sign of the cross“ - auf ersterer Avantasia - die Gesangslinien teilt, so scheint es den Generationskonflikt, den uns Politiker mit ernster Miene als Sorgenkind Nummer Eins verkaufen wollen, nicht zu geben. Aber vielleicht ist auch die Musik das einzig kosmopolitisch verbindende Element der Rasse Mensch?

Danke an Laura und Wanda, die mit ihrer unglaublichen Liebe zur Band, mir einige hilfreiche Infos gesteckt und auch die Fotos zur Verfügung gestellt haben.


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