Tanzschule Stormbringer: Das ABC des Konzertgehens

Text: berni
Veröffentlicht am 23.03.2012

Zugegeben, der nun folgende Artikel ist ein sehr spezieller und mitunter seltsamer Beitrag den es in unserer Community selten bis noch gar nie gegeben hat, die jüngsten Ereignisse auf diversen Rock-Konzerten zeigen aber, dass eine ganze Generation an Musikhörern keine Ahnung hat, wie man sich in der Location ordnungsgemäß verhält. Ja, ich sage absichtlich „Hörer“, denn ich spreche nicht von den „Liebhabern“, die ihrer Band Willen auf ein Konzert gehen, sondern von den 08/15-Radiohörern, die mal eben einen Song aufschnappen, denken sie können sich am Wochenende in laut wummernde Bass-Orgien der Guetta’schen Marke verirren und dienstags ein Highlights-Konzert mit ihrem fast schon grenzwertigen Verhalten zerstören.

Das Ganze ist nicht mal böse gemeint, wirklich, ich habe bei Gott besseres zu tun, als Benimmregeln zu predigen und Hoffnungen in eine total verpeilte Jung-Gesellschaft zu verpulvern, dennoch soll dies dem Allgemeinwohl dienen, denn auf „meinen“ Rock-Konzis hab ich einfach keine Lust, mich mit prä-pubertären Rücksichtslosen herumzuärgern. Und wenn meine Kumpels mit ihren Hoodies und der Baggie-Pants nicht in den Pratderdome gelassen werde, weil sie nicht dem typischen Bild der dort ansässigen Klientel entsprechen und der Torwächter meint „You Shall Not Pass!“, werde ich ja wohl an dieser Stelle das Wort ergreifen dürfen und im Namen der Metal-Gemeinde verlautbaren können, dass auch wir einem gewissen Kodex folgen. Schade fast, dass unsere Türsteher dann halt doch so leiwand sind und nicht mal im Traum darauf kämen, einem Besucher mit Skater-Beanie den Zutritt zu seinem Konzertereignis zu verwehren, nur weil Band XYZ doch eher einen anderen Kleidungsstil verlangt.

Da haben wir mal wieder eines der obersten Gebote:
Bei uns sind alle gleich!

Egal ob du Melodic Death Metal hörst oder in Skinny-Jeans gekleidet dem Hardcore frönst – taugt dir die Musik, komm aufs Konzert. Hab deinen Spaß, leb dich aus. Musik soll ja auch verbinden und mal ehrlich, ist von euch schon mal echt jemand auf Grund eines Style-Verbrechens auf einem Konzert blöd von der Seite angesprochen worden? Also ich nicht. Und auch wenn meine Haarlänge in den letzten zwei Jahren die 1m-Marke nicht mehr überschritten hat, so würde ich nicht mal annähernd auf die Idee kommen, mir deswegen ein AMON AMARTH-Konzert entgehen zu lassen und werde dennoch bangen, bis mir die Nackenmuskulatur einen Strich durch die Rechnung macht.


Oh Behave!
Abgesehen von den Looks gibt’s - ganz wichtig - noch die Benimmregeln. Ich rede jetzt nicht davon, dem Hintermann die Klotüre aufzuhalten oder am FoH mit „Bitte und Danke“ nachzufragen, ob man vielleicht doch die Lautstärke der Musik etwas reduzieren könnte, nein, ich rede davon, wie man sich beim Tanzen richtig verhält. Insbesondere soll dieses Kapitel einen wesentlichen Grundgedanken des Moshens/Pogens behandeln und das zweite Gebot näher erläutern: Wir helfen uns wieder auf die Beine!

Immer wieder kann man in Konzertberichten von den „wilden Kreisen“ lesen, die wir natürlich auch liebend als „Circle Pits“ bezeichnen, und wie brutal und grauenhaft die Zuseher sich hier nicht verhalten. „Mit gegenseitigem Einverständnis wird aufeinander eingeschlagen, doch es ist den adrenalingepumpten Fans gleichgültig, denn damit muss man auf einem Rock-Konzert rechnen.“ What The Heck? Und? Wo bleibt die weitere Erklärung? Erzählt mir mehr davon... Heißt das jetzt, dass alle Rocker potentielle Schläger sind? Wollen wir mal jetzt nicht mit der Thematik „Killerspiele“ auffahren, aber es ist haargenau derselbe Scheiß und mir steigt beim Lesen eines solchen Artikels die Galle hoch. Fuck, wenn ihr schon meint, Impressionen einfangen zu müssen, sagt doch dazu, dass moshen unsere Art zu tanzen ist und wir nicht nur an der Bar hängen und mit Bier bewaffnet vor den Bühnen herumgrunzen, sondern da echte Schweißarbeit verrichten.
Nun ja, liebe Kinder, damit ihr's mal Schwarz auf Weiß stehen habt: Der Mosh, der Pogo, die Wall Of Death und was es nicht noch alles für „Dancemoves“ gibt, sind, wie gerade geschrieben, unsere Art der Band zu zeigen, dass uns ihre Musik zusagt. Wenn die Sänger nach einem Circle verlangen, dann geben wir ihnen die Circles. Und wenn wir dabei blutend, aber lächelnd, die Arenen verlassen, so weiß auch der Letzte, dass es uns gefallen hat, im gegenseitigen Einverständnis wohlgemerkt. Diese „Kampfformationen“ sollen eben dazu dienen bei der Musik abzushaken. In der Disco reiß ich natürlich keine solchen Manöver an, auf einem Rock-Konzert aber schon, das zeichnet uns aus, genauso wie man in den Proletentoastern scheinbar mit orangegefärbter Haut zeigt, wie lange man sich den Output eines DJs im Solarium auf Dauerrotation anhören kann. Regt sich da jemand drüber auf? Hätte noch nie gelesen, dass jemand das Verhältniss der Farbstiche auf den Partyfotos dieser skurrilen Veranstaltungsorte anspricht. Mir als Fotograf sticht hier jedoch nur eines entgegen und würde meinen Job wahrscheinlich an den Nagel hängen wenn mir immer nur dieselben verbrannten Visagen entgegenglühen.

Um zu den Benimmregeln zu gelangen...
Wir tanzen eben und es macht uns Spaß. Nie und nimmer laufen wir aus Hass aufeinander zu, treten uns, wenn wir am Boden liegen oder dergleichen. Nein, da gibt es etwas, das den Tanzstil der Rock-Gemeinschaft so besonders macht, nämlich das Für- und Miteinander. Wenn du mal ganz unten in einem Menschenhaufen liegst, rund um dich immer mehr Leute fallen, stolpern oder umgesichelt werden, du dir deine Atemzüge einteilst und nicht mehr weißt, wie du jemals wieder ohne gebrochene Beine aus diesem Schlamassel rauskommen sollst, kannst du getrost auch einfach deine Augen schließen und kurzzeitig verschnaufen bis du erneut deine Kreise ziehst, denn binnen kürzester Zeit werden dir hier bei uns drei Arme unter die Achseln greifen und dich hochhieven. Ist so. Wie gesagt, wir machen das ja nicht um uns gegenseitig weh zu tun, wir wollen tanzen und Spaß haben. Und wenn wir gern im Sekundentakt den staubigen, pickigen und nach Bier schmeckenden Boden abschmusen, auch gut.

Ich kann mittlerweile die Biersorten der diversen Locations Österreich an ihrer „Bodenqualität“ erkennen, so oft wie ich schon in den Pits meinen Halt verloren habe. Und ich will diese Action, den Geschmack des vermischten Blutes meines Vordermannes, wenn er mir seinen Kopf in die Fresse rammt, sodass die Zahnwurzeln an ihre Limits stoßen, und den Geruch der nachlassenden Deos nicht mehr missen, denn das ist es, was ein Rock-Konzert letztlich zu einem Erlebnis macht.

Respect!
Auch ein nettes und wichtiges Zeichen des (gegenseitigen) Respekts ist der „Mitleidsapplaus“. Immer wieder kann es passieren, dass Bands gemeinsam auf Tour gehen, die in musikalischer Hinsicht nicht ganz so zusammenpassen. Da kommt’s dann schon mal vor, dass sich Metalcore, Hard Rock und Punk in die Quere kommen und auch hier gibt es natürlich ein gemischtes Publikum. Dass sich in den Subgenres immer Grüppchen bilden, die gegenseitig anecken ist wohl verständlich und lässt sich nicht leugnen. Ich führe auch nicht gerne die Diskussion warum ich mit einem AT THE GATES-Shirt zu einem BIOHAZARD-Konzert gehe, aber wenn es dem gegenüber ein Anliegen ist mir zu sagen, dass er mich nicht „true“ findet, bitteschön. Wir tragen’s dann halt im Pit aus und sehen schon wer härtere Moves drauf hat, hehe. Fakt soll aber bleiben, dass wir dennoch allen Bands Tribut zollen und ab und an in die Hände klatschen. Muss jetzt kein tosender Applaus sein, ein seichtes "Woohoo-Freude-nach-der-Flugzeuglandung"-Klatschen ist auch drinnen.

Diese Musiker auf der Stage machen immerhin auch nur ihren Job. Und wenn sie auf solchen Bühnen stehen, dann haben sie Material vorzuweisen, sei es aus der eigenen Feder, gecovert, professionell aufgenommen oder in der Garage via Fisherprice-Tape-Deck-Technik recorded...egal. Das muss man bitte einmal respektieren! Wer selbst Musik macht, weiß wovon ich spreche. Auch wenn Supportband #1 nicht ganz meinen Erwartungen entspricht, würde ich nicht buhen oder die Fans, welche Spaß haben, belästigen. „Buh“ ist übrigens sowieso ein Wort, dass in meiner Schimpfwörter-Kiste eingesperrt ist. Ich bediene mich auch selten an „Fucks“ und „Shits“, außer es ist ein „Fucking Shit, This Band Is Incredible!“
G’schimpft wird ned, Bands buht man nicht aus und wenn man einer derer ist, die an die Musik sowieso keine Ansprüche stellt, dann sollte man sich überhaupt ganz ruhig verhalten und nur im positiven Falle seinen emotionellen Ergüssen freien Lauf lassen.


Bangen, schädeln und andere Gesten
Auch eine Form seiner Freude Ausdruck zu verleihen ist das allseits beliebte „Kopfwackeln“. Beim Heavy Metal sagen wir dazu „Headbangen“, andere fühlen sich beim Ausdruck „abschädeln“ wohler (und nein, die Rauschbuam von KRAUTSCHÄDL haben diesen Begriff sicher nicht geprägt, so sympathisch sie auch sind). Das rhythmische Bewegen der Kugel auf unseren Schultern ist eine einfache Methode, um auch dem Hintermann zu symbolisieren, dass er gar nicht erst mit „True“-Fan-Statements von der Seite kommen muss, nur weil er nicht sieht, dass ich ohnehin schon lautstark mitsinge. Umso wilder umso ärger. Denkt man vielleicht. Auch hier passen wir uns den Gegebenheiten an, nicken mal stärker mal schwächer, jeder aber so wie’s ihm gefällt. Beim Bangen gibt’s eigentlich nichts das man falsch machen kann. Solltest du einer von den wehleidigen Kandidaten sein die sich wegen jedem Dreck aufregen, kann das einzig Nervige maximal der langhaarige Zuseher vor dir sein, der mit Helikopter-ähnlichen Rotorschlägen ausholt und im 0,3 Sekundentakt zeigt, dass er auch schon die neue AXE Hair-Line für sich entdeckt hat. Sorry, wennst auf a Metal-Konzert gehst g'hert des dazua! ;) Denen kann man aber auch immer sagen, dass sie ein paar Schritte zur Seite gehen sollen und ihre Haarpracht mit dem Nebenmann teilen sollen. Sind ja alles eigentlich eh Bärlis mit denen man vernünftig reden kann.


Sehet die Zeichen!
Ein Thema, das jetzt nur kurz angeschnitten wird sind die verschiedenen Möglichkeiten, mittels seiner Arme und Hände seine Einstellung auszudrücken.

Das allbekannte Symbol der Rock-Zufriedenheit ist die „Pommesgabel“. Wer das Metal-Sign (die im originalen Kontext übrigens als „Mano Cornuta“ bezeichnet wird) letztlich erfunden hat steht in den Sternen. Hier bekriegen sich an vorderster Front auch die ganz Großen. Gene Simmons von KISS meinte, er wäre der Urvater der „Devil Horns“, Ronnie James Dio (er möge an dieser Stelle friedlich Ruhen) behauptete während seiner Zeit bei BLACK SABBATH das Handzeichen geprägt zu haben. Nichtsdestotrotz hat sich die „Gabel“ durchgesetzt und wird in verschiedensten Formen bei Konzerten rund um den Globus angewandt. Aufpassen muss man nur, wie man Daumen-, Mittel- und Ringfinger aneinanderlegt. Lässt man nämlich zu, dass sich hierbei ein Kreis bildet gehört man zu den Satanisten und symbolisiert das diabolische 666, presst man die Finger jedoch an die Hand hat man einen Klassiker geschaffen, der durch die Bank sowohl beim Metal, als auch beim Punk und Rock nie ein falsches Bild darstellen kann. Für die Fans von MANOWAR möchte ich an dieser Stelle natürlich auch erwähnen, dass man bei der männlichsten Band des Universums sogar so weit geht und beide Hände zum Himmel emporstreckt, aneinander hält und je die kleinen Finger abspreizt.

Eine andere Variation mittels Handbewegung seine Zugehörigkeit zur Musik zu demonstrieren, ist die emporgestreckte Rage-Faust („Fist“). Rise! Besonders bei Punk-engagiertem Polit-Smalltalk à la ANTI-FLAG ein beliebtes Zeichen um zu zeigen: „Wir lassen uns nicht unterkreigen.“ Demonstration! Simpel aber effektiv, außerdem muss das Hirn hier keine Fingerverenkungen berechnen und es sieht, egal wo du bist, gut aus.

Leider vermissen wir Bands wie THE BEACH BOYS und AGENT ORANGE immer mehr, so richtig will scheinbar niemand auf das Surf-Rock-Genre aufspringen, aber auch hier gibt es einen Move den wir euch nicht vorenthalten wollen. Die Surfer kennen den „Hang Loose“-Gruß bestimmt, hierbei gehen wir wieder in Richtung „Pommesgabel“ spreizen bei ausgestrecktem Arm jedoch nur Daumen und kleinen Finger von der Hand ab und lassen das Gelenk kreisen. Auch für den Ottonormalverbraucher ein cooler Move, mit dem du deinen Buddies „alles Gute“ wünschen kannst!

Ganz kurz bleiben wir noch in den Feuchtgebieten rund ums Surfen und Piraten. Ein kleines aber feines Genre hat seine ganz spezielle Art etabliert, die „Hörnchen“ für sich umzukreiren. Pirate-Metal - spätestens seitdem Bands wie ALESTORM und SWASHBUCKLE das Erbe von RUNNING WILD fortsetzten. Hier grüßen wir uns mit dem „Hook“. Der „Haken“ funktioniert folgendermaßen: Hand in die Luft strecken wie bei der „Rise-Fist“ nur dass wir den Ringfinger abspreizen und einrollen. Das Ergebnis sieht aus wie die Hakenhand von Über-Badass Captain Hook persönlich. Ho-Ho-Ho!

Feuerzeuge und Co werden bitte nur bei Akustik-Nummern und Kuschel-Songs rausgeholt. Dazu gibt’s nichts zu sagen, außer dass es sich auf Fotos von der Bühne aus sehr schön macht, ansonsten kann man sich bei einem drei-minütigen Song und Dauerfeuer echt schon mal die Finger verbrennen.

Als Alternative für alles jetzt Genannte gibt es natürlich das Handy. Auch die Moderne hält in den Hallen und bei Freilichtveranstaltungen Einzug und dient mittlerweile als omnipräsentes Objekt, das emporgestreckt wird. Aus der Fotobranche bin ich es gewohnt, die ersten drei Songs (ohne Blitz) aus dem Fotograben heraus abzulichten. Immer wieder kann man sich hier von den Hintermännern (und Frauen; wir wollen ja gender-technisch korrekt am richtigen Pfad bleiben) dann anhören, warum man das Privileg hat, als allerallererster vor der Stage zu stehen. Antwortet man hier dann mit dem Argument, dass man auch nur seine Arbeit tut, will das natürlich niemand hören, aber da wir Berufsfotografen ja zu 40% der Fälle eh alle unsere Ohropax drinnen haben, ist uns das herzlichst wurscht und ihr könnt genauso gegen eine Wand meckern.

Nach getaner Arbeit begebe auch ich mich dann in die Menge und will das Konzert genießen und was bekomme ich zu sehen? Zig Digicams, die vor mir in die Höhe gehalten werden und Fans die ihren Idolen entgegenblitzen.
Also, nicht nur dass ihr bitte bitte an euren scheiß Knipsen den Blitz abschalten solltet da ihr sonst alle Beteiligten, in erster Linie aber die Band, stört, überlegt mal, ob die Massendatenspeicherung wirklich nötig ist. Ehrlich, wie haltet ihr das aus, gute anderthalb Stunden eure Cams zu bedienen, das Konzert zu erleben, den Spirit zu verstehen und dabei noch zu tanzen? Am nächsten Tag kann ich sicher sein, dass mir auf YouTube hunderte Videobeiträge entgegenflimmern, von der Qualität spreche ich mal gar nicht. Früher gab's alle heiligen Zeiten mal eine Live-DVD unserer Lieblings-Bands, heute könnten die damit nicht mal mehr in Erwägung ziehen noch Geld zu verdienen, denn außer den eingefleischten Fans würde sich niemand mehr diese Aufnahmen ansehen. Sad But True.
Des Weiteren stellt sich mir die Frage ob es nötig ist, sein Techno-Spielzeug wirklich für die Dauer eines ganzen Sets den anderen Leuten in der Location zu präsentieren, wenn’s dann mal runterfällt kullern die Krokodilstränen, denn man hat ja nicht gewusst, dass sich in den Mosh Pits ehrlich gesagt niemand drum scheißt, ob dein Handy zertrampelt wird oder sonst was, denn die Leute im Circle leben einen anderen Spirit als ihr mit euren Smartphones und Co.

Handys und Cams hochhalten ist wirklich nur dann cool, wenn man während der ersten drei Songs Fotos schießen will und/oder wenn man kein Feuerzeug zum Greifen hat und auch mit der Menge beim Lichterspiel mitziehen will.

Alles in allem sollen das mal die Grundregeln sein, die auf einem Konzert zu beachten sind. „Anpassen“ soll jetzt eigentlich gar nicht das Stichwort sein, denn wie wir ja nun wissen, sind die Rocker ein gemütliches Volk denen es egal ist, welche Schuhmarke oder welches Shirt du trägst. Ein bissl aufeinander achten und die Gigs nicht unnötig mit Blödelein zu versaun wäre ein Anfang. Wenn du müde bist und bei einem Konzert mal abseits des Geschehens am Boden sitzt, ist das auch okay. Und wenn du aus nem Pogo austreten musst, weil das viele Bier in deiner Blase arbeitet, sei’s drum. Und wenn du statt dem Bier lieber Cola trinkst – bleib dran, wir haben eh zu viele Alkoholiker in unserer Zivilisation. Wenn dich deswegen tatsächlich mal jemand angehen sollte, vergiss alles was du jetzt gelesen hast und bete, dass 2012 die Welt wirklich untergeht, denn dieses letztklassige Verhalten wäre es nicht mal Wert, beim Moshen auszutragen.


Aller Anfang ist schwer, trau dich in die Circles, wenn du fällst steh’ wieder auf (bzw. wirst sowieso aufgestanden) und wenn du Scheiße tanzt, dann so, dass es alle sehen! Mach nur nie den Kapitalfehler bei einer Akustik-Nummer der Lieblingsband des Autors dieses Artikels eine Wall Of Death anzureißen, sonst folgt am nächsten Tag ein weiteres Kapitel „Benimmregeln auf Konzerten


Viel Spaß auf deinem nächsten Konzert!

Glossar
Dir ist der Artikel zu langatmig geschrieben, oder du hast irgendwann aufgegeben, dich mit dem Fachvokabular herumzuärgern? Hier hast du die wichtigsten Begriffe nochmal, in einfachster Form zusammengefasst!


Circle, der
siehe: Circle Pit, der

Circle Pit, der
Der Circle Pit, oder kurz auch als „Pit“ oder „Circle“ bezeichnet, ist eines der Spezialmanöver des Moshens. Wir gehen also wieder in die härtere Richtung. Wie sieht’s aus? Wie der Name schon sagt werden in der Menge Kreise aufgezogen und es bildet sich ein großes Loch, das auch für die Musiker ein gutes Bild darstellt, denn sie sehen „Yeah, da geht gleich was ab!“

Die Ur-Form des Circle Pits verlangt eigentlich dass am äußersten Radius des Kreises nun begonnen wird entlangzulaufen. Dabei springen wir in die Luft, schlagen wie wild um uns und bleiben verdammt nochmal in Bewegung. Nach dreißig gezogenen Runden kannst du sicher sein dass du dir dein Bier auch wirklich verdient hast, denn deine Pumpe kommt garantiert ins Rasen ;)

Im Inneren der Circles können dann kleinere Mosh-Haufen entstehen,
oder wagemutige bauen sich im Mittelpunkt des Kreises auf um darauf zu hoffen dass der Pit beim richtigen Breakdown des Songs zu einer Mini-Wall of Death umschlägt. Hierzu mehr unter „Wall of Death, die

Devil Horns, die
siehe: Pommesgabel, die

Digicam, die
Auch die Digicam darf natürlich bei der breiten Maße nicht fehlen. Anstatt auf die professionellen Konzertfotos der Profis zurückzugreifen wird einem hier jedoch das Handwerk erschwert und jeder macht sein eigenes Ding. Auch die Mini-Knipse kann wie „Feuerzeug, das“ und „Handy/Smartphone, das“ zum bittersweeten herumschwuchteln bei den entsprechenden Symphonien verwendet werden.

Feuerzeug, das
Alltagswerkzeug des Rauchers. Kann auf Konzerten eingesetzt werden um den Kuschel-Faktor eines akustisch dargebotenen Liedes zu untermalen. Dazu noch kräftig schunkeln bitte und kräftig schmusen, genau sowas braucht die Rockmusik. Nicht.

Handy/Smartphone, das
Alltagswerkzeug von jederman_frau. Findet auch auf Konzerten immer mehr Anklang, nicht jedoch um den verlorengegangenen Freund im Circle wiederzufinden sondern um uns bei romantischen Songs als Lichtquelle zu dienen. Siehe dazu auch „Feuerzeug, das

Hang Loose-Gruß, der
Ähnlich der „Pommesgabel“ ein Handzeichen um deine Zugehörigkeit zu chilliger Surf-Mucke zu zeigen. Daumen und kleinen Finger von der Hand abspreizen und smoothe 45°-Drehungen vollführen.

Hook/Haken, der
Ähnlich der „Pommesgabel“ ein Handzeichen um deine Zugehörigkeit zum Pirate-Metal zu zeigen. Faust emporstrecken, Zeigefinger abspreizen und einrollen um so cool zu sein wie Captain Hook.

Location, die
Austragungsort einer Veranstaltung. Auch bekannt unter den Synonymen „Spielhaus“, „Konzertlocation“ und „Eventlocation“

Mano Cornuta, die
siehe: Pommesgabel, die

Metal-Hand/Sign, die/das
siehe: Pommesgabel, die

moshen
siehe: Mosh, der

Mosh, der
Als Mosh bezeichnet man die Art zu tanzen wenn man sich auf einem Metal-Konzert befindet. Anders als beim „Pogo“ (den man geläufiger bei Punk-Events antrifft), wird hier vermehrt mit Schlag- und Tritt-Moves gearbeitet. Profis schwören aber auch auf akrobatische Einlagen wie Saltos und Kick-Jumps. Keinen Plan wie das ganze aussieht? Stell dir vor du bist Schattenboxen.
Anmerkung: Beim Moshen tun wir uns nicht absichtlich weh! Wenn du in einen Pit steigst und aggressiv auf Leute einschlägst solltest du besser zusehen dass du die Location schnell verlässt.

Pit, der
siehe: Cicle Pit, der

pogen
siehe: Pogo, der

Pogo, der
Ähnlich wie der Mosh ist auch der Pogo eine eigenständige Tanzrichtung, die auf punkig, rockigen Konzerten anzufinden ist. Hierbei schubst man sich aber eher zaghaft bis aggressiv durch die Gegend, springt gegebenfalls wie ein aufgescheutes Huhn umher und stampft hie und da auf den Boden. Im Vergleich zum Mosh wirkt der Pogo fast wie eine Kinderjause, man sollte aber keine vorschnellen Schlüsse ziehen. Auch hier gilt: Mittendrin statt nur dabei!

Pommesgabel, die
Ein Handzeichen das in der Metal/Rock-Szene allen symbolisiert dass du auf ein Konzert nicht nur ruhig stehen kannst, sondern dich durchaus als Teil des Geschehens siehst. Kleinen Finger und Zeigefinger abspreizen, der Daumen legt sich über Ring- und Mittelfinger. Andere Bezeichnungen für die „Gabel“ sind auch „Rock-Hand/Sign“, „Metal-Hand/Sign“, „Devil Horns“ und/oder „Mano Cornuta“

Prolet, der
Meist hat der Prolet orangene Haut und einen ziemlich g’schissenen Musikgeschmack, zumindest für unsere, vom Rock zerstörten, Ohren. Normalerweise bleibt er auch brav in seinem Toaster, der ortsansässigen Bauerndisco, vermehrt kann man sie aber auch auf unseren Konzerten finden wo sie herumstänkern und sich aufführen wie Vollpfosten. Naja, Proleten hoid. Was will man sich erwarten.

Rise!/Rage!-Fist/Faust, die
Ähnlich der „Pommesgabel“ ein Handzeichen um deine Zugehörigkeit zum Punk/Rock zu zeigen. Einfach die Faust zum Protest gen Himmel strecken.

Rock-Hand/Sign, die/das
siehe: Pommesgabel, die

Türsteher, der
Dieser Geselle wird euch bei Rock-Konzerten eigentlich nie wirklich zu nahe treten, außer ihr führt euch auf wie der erste Mensch. Anders als die Exemplare die aufpassen dass in den Discos nur „Prolet, der“ Zugang bekommen, wird die Rock-Kante eher darauf wert legen dass du keine Waffen oder sonstigen Schwachsinn zu den Konzerten mitbringst.

Wall of Death, die
Die Wall of Death ist ein mächtiges Instrument auf Konzerten. Grundsätzlich ist sie ebenfalls nur ein Mosh, der jedoch mit viel Tamtam eingeläutet wird. Besonders beliebt sind Wall of Deaths an Stellen in Songs die eine lange Gesangspause haben und von Gitarren-Soli und Schlagzeugattacken dominiert werden. Diese Chance ergreifen die Sänger meist um dem Publikum klarzumachen sich zu teilen. Die einen gehen nach links, die anderen nach rechts, es bildet sich ein großer Graben. Nachdem sich die Fronten dann gegenseitig anstacheln warten alle auf den großen Breakdown, die Stelle an der die Instrumente kurzzeitig aussetzen und mit einem Rumms schlagartig wieder einsetzen, gegebenfalls inklusive Gesang. Dann rasen die Leute aufeinander zu, mähen sich durchaus auch einfach mal um und lassen das ganze in einem feinen gemoshe auslaufen. Das beste Ergebnis erzielt man hierbei wenn man sich vorstellt einer der legendären 300 Spartaner zu sein der in die Schlacht gegen die Perser zieht. Hugh!


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