RHEMORHA - Metal aus der Eiseskälte Sibiriens

Text: Reini
Veröffentlicht am 13.08.2010

Sie werden von ihrer Management Gruppe (Emotive Talent Booking) als DIE neue Metal Sensation aus Sibirien gehandelt, neue wohlgemerkt, denn beim Stormbringer Plausch antwortete Gitarrist Terapevt, der ja eigentli ch Alex heißt, gleich mal ganz forsch „we dont do any NU Metal“. „Sie würden eher die Roots des klassischen Metals unterstützen und auch hochhalten“.

Gott sei Dank konnte dem wirklich hervorragend englisch sprechenden Novosibirsker glaubhaft gemacht werden, dass zwischen new, also Neu und dem dämlichen NU ein gewaltiger Unterschied sei, denn Neu sind sie in der Tat die Jungs vom sprichwörtlichen Arsch der Welt.

Die Millionen Metropole am gewaltigen Ob Fluss samt den positiven Auswirkungen durch die Lage an der Transsibirischen Eisenbahn im Süden des Westsibirischen Tieflandes sei ein doch potenter Nährboden für Metalbands wie Alex so meint,

„RHEMORHA seien nicht die einzige Band aus dem Westen Sibiriens, da steckt unglaubliches Potential im Underground. Wir haben wirklich unzählige Bands da, aber das größte Problem ist sicher die Distanz zu Europa. Es sind unglaubliche 6000km nach Mitteleuropa und daher dümpelt der Novosibirske Metal halt ein wenig dahin!“

Das größte Glück für diesen sibirischen Haufen war sicher der Kontakt zum Emotive Talent Booking, der den Jungs nicht nur einen Gig am MASTERS OF ROCK FESTIVAL 2010 beschert hatte, nein auch die Connections zu Europäischen Bookern etc. soll und wird von Emotive in Zukunft abgehandelt. Der Kontakt kam eher zufällig zu Stande, Emotive Booking Manager Pavel Stibor bereiste Russland, blieb gleich dort, entdeckte RHEMORHA und in Kooperation mit Martina Benesova wurden di e fünf Jungs unter Vertrag genommen. Logisch, dass bei diesen „Vertragsverhandlungen“ eine Menge Vodka im Spiel war – Sänger J.P. kurz und trocken „Vodka is connecting People“ - na dann!

Hört man sich RHEMORHA und ihre allesamt auf Russisch dargebotenen Kompositionen so an und indiziert die Leistung der fünf Jungspunde auf die dortige Szene könnte man durchaus ohne weiteres zustimmen. RHEMORHA sind jetzt zwar nicht unbedingt die neue Sensation am Metal Firmament, aber sie müssen sich samt ihrem kultig auf 100 (!!!) Exemplare limitierten Debüt CD „I“ auch nicht verstecken. Das hat Hand und Fuß, hat eine auf internationalem Niveau angesiedelte Produktion und gefällt auch ob des Umstandes, dass RHEMORHA immer wieder gerne für außergewöhnliche Arrangements Zeit finden.

Möglich, dass für diesen Schuss Internationalität in den Kompositionen der Metaljungs aus Novosibirsk auch zwei mehr oder minder prominente Musiker verantwortlich zeichnen. Einerseits Tony JJ, den man bei einer gemeinsamen Tour mit seinen russischen Kumpanen von ICON IN ME kennen lernte (und ein paar Tage intensiv mit ihm gesoffen hatte!), bzw. andererseits durch Jeff Waters, der auf dem Track „Сжигая Дни“ gleich ein Gastsolo beisteuerte.

Hilfreich war natürlich auch – wie erwähnt - der erste Gig der Band außerhalb Russlands und dann gleich beim MASTERS OF ROCK FESTIVAL 2010, wo RHEMORHA am Sonntag zu schlaftrunkener Zeit (10:35 Uhr) gleich mal einen zünftigen Circle Pit heraufbeschworen haben! Wobei das stolze Gefühl wollen die Jungs eher dem Publikum angedeihen denn ihnen selbst, schließlich haben sie ja „nur“ Musik gemacht, der Circle Pit wurde im Publikum initiiert.




Auch könnte natürlich der ein oder andere bei Genuss der RHEMORHA Songs mit der Exotenbonus Karte hin- und her wacheln, den Jungs selber ist dieser Umstand gar nicht so bewusst, wie Sänger J.P. zu Protokoll gibt: „Ich glaube eher, dass die Leute viel mehr verstehen werden wie schön russisch als Sprache ist und wie schwer es zu lernen ist. Dafür ist es irrsinnig leicht zu verstehen, was sicher ein Vorteil für uns sein könnte.“

Das schlicht „I“ betitelte Album, dient laut Bandaussagen hauptsächlich zu Promtionzwecken und soll die Tür für die Band zu einer eventuell interessierten Plattenfirma öffnen. Stormbringer durfte eine der 100 Exemplare abstauben und stellt Euch jetzt alle Songs des Albums vor:

RHEMORHA - "I"

Пробуждение.Последняя Печать
Sofort fällt der ungmeine Charme der russisch gesungenen Lyrics auf, definitiv ein Kandidat um den Exotenbonus zu ziehen; aber RHEMORHA brauchen sich nicht zu verstecken, die Sibirier wissen mit ihrem Modern angehauchten, doch tendenziell in die Thrash Metal Richtung tendierendem Gebräu zu gefallen und bauen im Albumopener „Пробуждение.Последняя Печать“ zum Beispiel neben einem Klasse Gitarren Solo auch diverse Spoken Words Passagen ein!

13 Слов
Ruhiger Beginn, geradezu relaxed, ein richtiger Good Time Metal Song mit diesem mondänen Einschlag, wieder ist es dieser unvergleichlich antörnende Gesang von JP, der einen geradezu fesselt. Sicher für uns Mittel Europäer eine ganz neue Erfahrung Growls in Russisch zu hören! Weiterer Trumpf der Band: Die Abwechslung wird groß geschrieben, schon beim zweiten Song deutlichst herauszuhören!

Styx
Verspielte Gitarrenharmonien zu Beginn, dann eine eher im Sprechgesang gehaltene Strophe, bevor der Refrain die Oberhand gewinnt. Dieses Spiel wird über Songdistanz stringent durchgezogen.



Сжигая Дни
Der Jeff Waters Song! Mächtig stolz sind sie die Jungs von RHEMORHA, dass der ANNIHILATOR Mastermind ein Gitarrensolo zu diesem Song beigesteuert hat. Der Track beginnt mit Flüstergesang, der von treibend schnellen Drums gestützt wird. Die Geschwindigkeit bleibt gleich, Gesang und Gitarren variieren, ein clean eingesungener Refrain, samt einem kurzen Bassintermezzo, welches von wieder gesprochenen Worten begleitet werden tun ihr übriges, bevor Mr. Jeff Waters himself in Aktion treten darf!

Виски и Лед
Eine (Halb)Ballade, sehr ruhig zum Teil, pendelt zwischen diesen verträumt exotischen Passagen und gelegentlichen Gefühlsausbrüchen hin und her, die harten Gitarrenpassagen bewegen sich stringent im Midtempo, der wohl eingängigste und auch zugänglichste Song bislang.

Исход
Wieder so ein moderner, manchmal etwas schwer aus den Gängen kommender, hoch melodischer Metaltrack, der konsequent auf Klargesang verzichtet und gerade im Soloteil mit ein paar wirkilch coolen Einlagen aufwartet.

Пир Во Дни Чумы
Gitarrenwände treffen auf Doublebass Attacken, sehr stimmig zu Beginn, dann übernimmt ein geiler Groove das Kommando, bevor sich der Song quasi ausbalanciert.

Тишина.Последняя Печать
Ungewohnt psychedelischer Beginn, lediglich eine leise Gitarrenmelodie ertönt im Hintergrund, bevor zarte Drums und ein Bass dazugemengt werden. Tief gepeilter Sprechgesang betritt den Raum und wird von akustischen Gitarren und zaghaften Percussions begleitet. Die Explosion, die sowieso vorprogrammiert war, legt einen heftigen Groover aufs Tablett, der reumütig zum Einstandsthema zurückkehrt.

Wer jetzt neugierig geworden ist, soll entweder auf der MySpace Seite der Band vorbeischauen, oder den „Jeff Waters“ Track „Сжигая Дни“ hier auf stormbringer exklusiv downloaden!


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