Svart - Det Personliga Helvetets Spiral

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VÖ: 26.08.2013
Bandinfo: Svart
Genre: Black Metal
Label: Art Of Propaganda Productions
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Lineup  |  Trackliste

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Winter bricht herein. Man schlendert durch die schneebedeckten, schmutzigen Straßen einer völlig überfüllten Innenstadt und fühlt sich dennoch alleine, irgendwie fehl am Platze. Es ist Abend, die Lichter blenden, verwischen die maroden Fassaden, tauchen die Welt in ein gleisendes, grelles Licht. Vielleicht ist das die Vorstellung einer post-modernen Depression, der man tagtäglich verfallen könnte.

"Det Personliga Helvetets Spiral" ist quasi die Intonierung dieser vermeintlichen Fiktion. Düstere Akustik-Gitarren leiten das Eingangsstück "Genom Förgängelsens Dimmor" ein, werden rasch von eindringlichen Riffs verstärkt, und wechseln sich anschließend immer wieder mit jenen ab, es gesellt sich zaghafter Klargesang hinzu. Und während sich erste Keifer additive trüber Chöre einschleichen, wird klar: SVART hat sich enorm weiter entwickelt. Das Projekt des erst 24-jährigen Schweden Christian Larsson (aka Draug) hat seit dem im Jahre 2010 erschienenen "Förlorad" einen gewaltigen Sprung gemacht, der womöglich auch durch Draugs Beteiligung bei den ebenfalls schwedischen SHINING begründet ist. Während sich dieser Vorgänger vor allem durch überlange und zumeist monotone Songstrukturen "auszeichnete", übt sich "Det Personliga Helvetets Spiral" schon direkt zu Beginn in Abwechslungsreichtum.

Dadurch brilliert der Drittling vor allem darin, eine deutlich bedrohlichere und hasserfülltere Atmosphäre zu schaffen, die in "De Ogudaktigas Abyss" durch ein monolithisches Gefüge aus zäh-schwarzmetallischen Riffs, einigen intelligent platzierten Taktwechseln und den sehr homogen klingenden, harschen Gesangsspuren erzeugt wird. Ein wenig im Kontext zerfahren figuriert dann "Hädanfärd", welches wie auch SHININGs "Det Stora Grå" (siehe "Redefining Darkness") als ein reines Klavier-Intermezzo fungiert, den Fluss des Albums in seinen fünf Minuten allerdings deutlich hemmt und die eigentliche Intention damit verfehlt. Die Vergleiche zu Niklas Kvarforths Vorzeigeband halten sich bis auf dieses Zwischenspiel unerwarteterweise dennoch in Grenzen, auch wenn gewisse Parallelen in den Kontrasten aus ruhigen/bedächtigen Momenten und Midtempo-lastigen/brutalen Black-Metal-Passagen ("I Bulimia Nervosas Välde") durchaus erkennbar sind - der nahezu manische Ausbruch zum Ende dessen aber eher ein Novum bzw. eine Modulation darstellt. Trotz dessen, dass bis zu diesem Punkt schon ein qualitativ hohes Niveau aufgebracht wird, folgen die eigentlichen Highlights mit "Suicidiums Evinnerliga Bävan" und "Moder Jords Svärtade Sköte". Während ersteres mit angezogener Härte, vielen atmosphärischen Einschüben und Streichern volle emotionale Register zieht und zum Ende mit dramaturgischen Filmmusik-Reminiszenzen für Gänsehaut sorgt, bleibt letzterer genannter Song nüchterner, im Kern schwarzmetallischer, lotet die Übergänge zwischen Akustik und Metal konsequent aus und bietet somit einen prädestinierten Querschnitt des Albums an.

Begeistert ist dann das Wort, welches meine Gemütslage betreffend "Det Personliga Helvetets Spiral" am einfachsten und besten beschreibt. Christian Larsson ist als eigenständig musizierender Künstler in seiner Entwicklung deutlich voran gekommen und gereift. Neben dem hohen Maß an Abwechslungsreichtum hat er zudem eine Vorliebe für packend-klassische Arrangements (wie im Outro "Agnosis") entdeckt, die er glücklicherweise nicht allzu inflationär in das Material implementiert, sondern sie dem Verlauf des Albums entsprechend anwendet und damit sein ohnehin schon gelungenes Songwriting abrundet. Hinzu kommt, dass er von SHINING - seiner "eigentlichen" Stelle - nicht abkupfert, sondern viele eigene Ideen mitbringt und das Gesamtwerk verhaltener, kontrollierter, zuweilen gar schüchterner inszeniert. Somit ist "Det Personliga Helvetets Spiral" den wenigen Längen und dem unnötigen "Hädanfärd" zum Trotz ein richtig gutes Werk geworden, welches sich jeder aufgeschlossene Black-Metal-Liebhaber durchaus zu Gemüte führen darf!



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Pascal Staub (19.12.2013)

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