Ayreon - The Theory Of Everything

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VÖ: 28.10.2013
Bandinfo: AYREON
Genre: Progressive Metal
Label: Inside Out Music
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Lineup  |  Trackliste

Arjen Lucassen ist eines der größten Genies, die da draußen ihr Unwesen treiben, wenn man mich fragt. Er hat zuletzt nicht nur ein wundervolles Solowerk veröffentlicht, er ist auch für gigantische Projekte wie AYREON oder STAR ONE verantwortlich. Man könnte fast sagen, dass es in der gesamten Musikwelt niemanden gibt, der mich mit seinen Werken so sehr inspiriert wie Arjen Lucassen. Die letzte AYREON Platte liegt nun schon fast ganze sechs Jahre zurück und mit „01011001“ wurde die Story, die mit dem Debüt „The Final Experiment“ begann auch zu einem Ende gebracht. Für etwa 18 Monate verkrümelte sich Arjen Lucassen in sein „Electric Castle“ Studio und werkelte also an einem neuen AYREON Album, das ein völlig neues Konzept schaffen würde! So gesehen fast schon ein Mammutprojekt, nach all den Jahren etwas völlig neues zu kreieren! Und man möge sich wundern, aber „The Theory of Everything“, so heißt das schmucke neue Werk, umfasst KEINE Science Fiction Story im klassischen Sinne! Wieso ich das so ausdrücke? A, weil Arjen Lucassen großer Science Fiction Fan ist und dies auch auf so gut wie jedem seiner Alben ausgelebt hat und B, weil auch das neue Werk eine Verknüpfung zu alldem darstellt. So umfasst das Album wie gesagt keine Story, die Science Fiction Elemente beinhaltet, wird aber eben von „Scientists“ eingenommen, die an jener „Theory of Everything“ werkeln und sie entschlüsseln wollen. Auf dem vergangenen AYREON Album arbeitete Arjen Lucassen mit 17 Sängern (sich selbst eingeschlossen), was selbst für seine Verhältnisse zu viel war, wie er uns in einem ausführlichen Interview verriet. Er vermochte es nicht, die Sänger so in vollem Umfang zu nutzen und sie eventuell sogar besser klingen zu lassen. Daher war es nur schlüssig, dass er diesmal „nur“ mit sieben Sängern an den Start ging, die sich aber definitiv sehen und hören lassen können. So liegt hier eine bunte Mischung aus etablierten, aktuellen und eher unbekannten Sängern vor! Dazu gesellen sich großartige Instrumentalisten, zu denen Arjen Lucassen natürlich auch selbst gehört. Vom Konzept an sich möchte ich an dieser Stelle nicht zu viel verraten, zumal uns der gute Mann hinter dem Projekt im bereits angekündigten Interview mit seinen eigenen Worten etwas mehr dazu verraten hat.

Nun zum eigentlichen Brocken...Uns liegen hier zwei bis zum Rand vollgepackte CD’s vor, die jeweils um die 80 Minuten umfassen. Vier Longtracks, die in mehrere Parts aufgeteilt wurden, und trotzdem entfaltet sich dieses Album nur in seiner natürlichen Gesamtheit. Es würde NIEMALS funktionieren, hier irgendeinen bestimmten Part rauszugreifen, um jemandem diese Platte schmackhaft zu machen. Wie Arjen Lucassen selbst sagte, ist „The Theory of Everything“ das komplexeste Album, das er je komponiert hat und so fällt es unglaublich schwer, die wahnsinnig große Vielfalt dieses Albums in Worte zu fassen. Dem Niederländer ist es mit diesem Werk gelungen, alle Elemente, für die AYREON steht in einem gigantischen Konstrukt zusammenzufügen und es dennoch weitaus homogener wirken zu lassen als die vergangene Platte. Das Album klingt als Gesamtes viel natürlicher als die 01er Platte und das Konzept ist durch die Aufteilung der Sänger förmlich greifbar, auch wenn das simple durchhören der Platte sicherlich nicht dazu führen wird, dass sich dem Hörer von jetzt auf gleich alles erschließt. Was ich damit eigentlich sagen will...Durch die Anzahl von „nur“ sieben Sängern ist es diesmal gelungen, die musikalische Seite viel besser unterzubringen. Mit 17 Sängern wirkte der letzte AYREON Output teilweise doch sehr undurchsichtig und wirsch, obgleich die Scheibe sehr stark war. Dadurch, dass wir diesmal kein Science Fiction Konzept vor Augen haben, wirkt das Teil natürlich nicht mehr so spacig, kreiert aber natürlich trotzdem wieder seinen völlig eigenen Sound, der jedem AYREON Fan dennoch vertraut vorkommen wird. Die Orgel ist seither DAS Trademark-Instrument dieses Projekts und so nimmt sie natürlich auch auf diesem Album einen elementaren Part ein, erzeugt eine wahnsinnig tiefe Atmosphäre, die das emotionale und tiefgründige Konzept auch sehr positiv unterstützt. Allgemein finden wir auf „The Theory of Everything“ diesmal wieder mehr Instrumentalparts vor, was ja immer eine der Stärken von Arjen Lucassen war. Neben den sehr prägnanten Vocal-Parts erzeugen eben auch diese Parts sehr viel Energie und klingen extrem kraftvoll in ihrer Gänze. Für die Instrumentalparts hat man ja auch tatkräftige Unterstützung an Bord geholt, was sich u.a. in Troy Donockley zeigt, der z.B. beim Track „Magnetism“ einen sehr dominanten Part eingenommen hat, aber zu ihm gesellen sich andere große Musiker wie Keith Emerson oder auch Rick Wakeman. Es würde zu lange dauern, jeden einzelnen aufzuzählen.

Vocal-technisch haben wir hier mit Tommy Karevik einen Sänger dabei, der durch KAMELOT und SEVENTH WONDER natürlich dauerhaft im Fokus steht und auch zu den besten seine Fachs gehört. Dementsprechend verwundert es nicht, dass er den Part des Hauptcharakters eingenommen hat und sich vollends austoben durfte. Nicht nur bei Tommy stellt Arjen unter Beweis, dass er aus Vocalisten alles rausholen kann, denn auch bei längst etablierten Sängern wie Marco Hietala oder John Wetton zeigt der Niederländer, zu was er in der Lage ist. Die Mischung auf „The Theory of Everything“ ist allgemein sehr vielfältig und interessant, schafft es dennoch, das gesamte Konzept perfekt rüberzubringen und jeden Charakter passend in Szene zu setzen. Klar ist, dass dieses Album Zeit braucht, um all seine Stärken entfalten zu können, denn so einen Brocken sind selbst Hardcore-Fans des Niederländers, zu denen ich mich im übrigen auch zähle nicht gewohnt! Nach dem ersten Umlauf mag man denken, dass es sich extrem schwer gestalten wird, dieses Album zu verinnerlichen, aber mit jedem weiteren Durchlauf erschließt sich das Werk sowohl musikalisch als auch lyrisch immer mehr. Man entdeckt jeden Part neu, entdeckt all die Stärken, empfindet Melodien nach dem zehnten Durchlauf auf einmal viel intensiver und möchte die Gesamtheit des Werks dennoch weiterhin ergründen. Dementsprechend kann ich hier selbst nach mehr als 30 Durchläufen kein Review verfassen, das dieses Stück Kunst mit Worten perfekt zu beschreiben weiß. „The Theory of Everything“ ist wirklich Kunst, die jeder Hörer für sich entdecken muss und wenn man genau das tut, liegt einem wohl die beste Platte des Jahres vor, die sowohl musikalisch als auch lyrisch GANZ großes Kino darstellt!

Für Alle Prog-Fans da draußen ist dieses Album mit ziemlicher Sicherheit der größte Leckerbissen der vergangenen Jahre und nach etlichen Durchläufen hatte ich keinen Zweifel daran, dass diese Platte pure Magie verströmt und ich mich nicht daran satthören kann. Ich tu mich immer schwer damit, klar und deutlich verlauten zu lassen, dass diese oder jene Platte die beste ist, die der Künstler dahinter bisher veröffentlicht hat, aber bei „The Theory of Everything“ stehe ich so kurz davor, genau diese Aussage zu tätigen, was im Zuge all der Veröffentlichungen des Niederländers sicherlich EINIGES zu bedeuten hätte. Fakt ist, dass dieses Werk ein absolutes MUSS für jeden Prog-Fan ist und in keiner Sammlung fehlen darf. Wer sich auf dieses Album einlässt, erhält ein Geschenk fürs Leben!



Bewertung: 5.0 / 5.0
Autor: Sonata (15.10.2013)

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