Down Below - Zur Sonne, zur Freiheit

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VÖ: 20.09.2013
Bandinfo: Down Below
Genre: Gothic Rock
Label: Oblivion/SPV
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Lineup  |  Trackliste

Es ist Wahltag im deutschen Lande, und nach getaner Pflicht erfreut sich der Rezensent vorliegender Scheibe an der Kür, seiner Lieblingsbeschäftigung nachzugehen und über Musik zu philosophieren. Dabei fällt ganz unvoreingenommen auf, dass sich DOWN BELOW ja selbst einmal zur Wahl haben aufstellen lassen, nämlich bei Stefan Raabs nicht ganz unumstrittenem Bundesvision Song Contest. Natürlich geht es hier nicht um vergangene Leistungen, dennoch war die Teilnahme an diesem Wettbewerb für die Dessauer ein wichtiger Einschnitt, schließlich verfasste man ab diesem Zeitpunkt fast ausschließlich in deutscher Sprache und wilderte generell mehr in kommerziellen Gefilden. "Zur Sonne, zur Freiheit", das 2013er Werk, macht da keine Ausnahme. Wer sich also eine Rückkehr zu "Silent Wings: Eternity" oder auch "Sinfony 23" Zeiten erhofft hat, wird enttäuscht werden.

Fangen wir auch mal gleich mit dem Hauptproblem der Scheibe an, nämlich der kompletten ersten Hälfte. Das instrumentale Intro "Ketu" weckt mit seiner düsteren Grundstimmung noch die Hoffnung, man ginge wieder etwas kompromissloser zu Werke, genauso wie das recht zackige Primärriff des Titelstücks. Die Drums nehmen aber direkt darauf das Tempo heraus, und so verschenkt man gleich zu Beginn einen sicheren "Wow"-Effekt. Ab diesem Moment hat man andauernd das Gefühl, der Vierer zügelt eigentlich gewollte Ausbrüche und damit sich selbst, um es einem breiteren Publikum einfach zu machen. Eigentlich ordentliche NDH-Riffs, wie sie auch von EISBRECHER & Co. hätten stammen können treffen auf arg weichgespülte UNHEILIG-Refrains und -Strophen. Die Kollegen von MONO INC. haben kürzlich erst gezeigt, wie man poppiges Material mit wohliger Düsterniss kombinieren kann. Hier verschenkt man allerdings zuhäuf Potential, und das ist nach anfänglicher Verwunderung mit fortschreitender Laufzeit irgendwann nur noch ärgerlich. Daraus resultierend gleichen sich Stücke wie "Nordstern" und "Dem Himmel nie so nah" in ihrer Struktur viel zu arg untereinander, so dass sich schnell gähnende Langeweile einstellt. Vorläufige Lowlights sind die völlig verkorksten Pseudo-Radio-Hits "Alles wird gut", welches gar an REVOLVERHELD-Schandtaten erinnert, und das an Seichtheit kaum zu überbietene "Unvergessene Zeit" mit Duettpartnerin NATALIA AVELON (bekannt aus dem VILLE VALO Duett "Summer Wine").

Aber man sollte ein Album bekanntlich auch zu Ende hören, denn nach der Halbzeit haben sich doch tatsächlich einige stimmungsvolle Highlights versteckt. Allem voran "Feuerregen", das mit fiesem Riff beginnt, in eine unheilvoll düstere Strophe übergeht und gen Ende mit leicht schrägen Synths eine bedrohliche Atmosphäre erzeugt. Bei "Lauf" wird dann endlich das Tempo nach oben geschraubt, was nicht nur dem zuvor kaum vorhandenen Abwechslungsreichtum dient, sondern auch schön in die Nackenmuskeln geht. "Meilenstein" und "Neuer Horizont" gehen strukturell wieder den Einheitsweg der restlichen Stücke, klingen in sich auch dank etwas angezogenem Härtegrad um einiges natürlicher und schlüssiger. Das Finale mit den zwei völlig austauschbaren Kitschballaden "Bruder" und "Abschied" darf man aber wieder getrost als misslungen bezeichnen.

Fazit: DOWN BELOW können gute Songs schreiben, das haben sie vor allem auf den Frühwerken, aber auch mit einigen Titeln auf "Zur Sonne, zur Freiheit" bewiesen. Im Durchschnitt aber enttäuscht die Scheibe mit an sich viel zu ähnlichen Songaufbauten und fast schon beschämender Anbiederung an den Mainstream. Schade, denn das Potential für eine gute Düsterrock-Platte wäre eigentlich gegeben.



Bewertung: 2.0 / 5.0
Autor: Christian Wilsberg (02.10.2013)

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