Kammerflimmern - Insomnie

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VÖ: 00.00.2013
Bandinfo: Kammerflimmern
Genre: Mathcore
Label: Eigenproduktion
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Lineup  |  Trackliste

Daß Tirol gemeinsam mit der Steiermark das musikalisch aktivste Bundesland unserer Republik ist, ist kein besonders gut gehütetes Geheimnis. Möglicherweise liegt es an der frischen Bergluft, daß die Tiroler speziell beim Thema Innovation in diesem Zweikampf häufig die Nase vorne haben. Wie zum Beispiel bei "Insomnie" von KAMMERFLIMMERN. Die Jungs aus dem schönen Kufstein vermengen auf ihrem zweiten Output Mathcore, Industrial Metal und intelligente deutsche Texte zu einem homogenen Ganzen.

Dem fast klinisch-sterilen Sound des Albums steht die auffallend wandlungsfähige Stimme Wolfgang Ellmerers gegenüber. Agressiv, anklagend, hassend auf der einen Seite oder erzählend, flehend andrerseits - aber stets mit einer schier unbändigenden Kraft in den Stimmbändern. Selbst in den ruhigen Phasen, wo unterschwellige aber dennoch deutlich wahrnehmbare Reminiszenzen an Dero von OOMPH aufkeimen. Das mag bis zu einem gewissen Grad vielleicht auch an den deutschen Texten liegen, die allerdings gänzlich ohne fremdschämwollenden Reimvergewaltigungen auskommen und teilweise ebenso vertrackt sind, wie die komplexen Rhythmen, die, wenn sie es darauf anlegen, nur mit einer guten Portion guten Willens nachvollzogen werden können. Einzig der rein elektronische Ambient-Track "Raumklang" gewährt dem Hörer zur Halbzeit eine kurze Verschnaufpause. Der Synthesizer ist überhaupt ein tragendes, wenn nicht sogar überhaupt das wesentlichste Instrument neben der Stimme bei KAMMERFLIMMERN. An allen Ecken und Enden fiepst, zwitschert und snoozed es - modern, düster und doch immer peitschend vorwärts. Vereinzelte Voicesamples unterstreichen den bereits gewonnenen Eindruck, daß es der Band nicht nur um nackte Unterhaltungsmusik geht. KAMMERFLIMMERN wollen ernstgenommen und verstanden werden.

Wenn die Jungs behaupten, daß sie "Insomnie" lieben, weil genau das die Musik ist, die sie selbst hören wollen, so nimmt man ihnen das Wort für Wort ab. Schon lange habe ich kein Album mehr gehört, bei dem das Herzblut seiner Protagonisten so deutlich zu spüren war. Darüber hinaus kann man bei "Insomnie" mit Fug und Recht von einem innovativen Album sprechen, und das ist in der aktuellen Allesmögliche-Core Landschaft - speziell in Österreich - schon Grund genug, sich mit KAMMERFLIMMERN auseinanderzusetzen.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: adl (01.08.2013)

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