TimeMage - Black Invocation

Artikel-Bild
VÖ: 00.00.2012
Bandinfo: TIMEMAGE
Genre: Progressive Metal
Label: Eigenproduktion
Hören & Kaufen: Amazon | Ebay
Lineup  |  Trackliste

Gratis, aber nicht umsonst! So beginnt meine Reise durch das Universum von TIMEMAGE. Sie haben ihr neues Album, das zehnte in der achtzehnjährigen Bandgeschichte, nicht nur vor- sondern gerade auch zum Download auf ihre Site gestellt. Und das kostenlos, wohlverstanden.

Allein schon damit produzieren sie ein Stück Metal, das seinen Preis wert ist. Der Sage nach werden die TIMEMAGE-Alben in Stefan C. Schenkels Schlafzimmer eingespielt und lediglich das Mastering geschieht in einem „richtigen“ Studio. So gesehen machen die Jungs technisch vieles richtig. Am Mixing oder der Aufnahmequalität lässt sich wenig aussetzen.

Musikalisch schon eher. Wobei gleich zu Beginn zu sagen ist, die Musik ist nicht schlecht. Da werkelt eine enorm kreative Band und bewegt sich innerhalb vieler Genres und weit darüber hinaus. Symphonic Metal findet sich da ebenso wie beinahe Pop-Elemente. So gesehen könnte man das Album in die Prog Metal-Ecke stellen. So einfach geht es aber auch wieder nicht. Dazu sind die Jungs zu verspielt. Und das ist der grösste Schönheitsfehler – sie übertreiben es in alle Richtungen.

Das Album beheimatet Material für viele Alben, welche im Stil einheitlicher sein könnten, dann kohärent ergänzt und vervollständigt gehörten und sich in verschiedenen Welten wohl fühlen könnten.

Also einfach stilreiner, damit ordentlich in die grosse Metalschublade verpackt werden kann? Ich müsste mich selber Lügen strafen, wenn ich das von einer Band erwarten würde. Ich mag Nu- oder ProgMetal, die Liebeleien mit Punk, Hip Hop und was auch immer. Aber ich mag auch Musik, die in sich stimmig ist, rund, harmonisch. Das Spiel mit den Genres, die Mischung von Stilen und Elementen gehört zwingend zur Entwicklung der Musik.

Hier liegt aber ein Album vor, das enormes Potenzial bietet, in kreativer wie technisch-musikalischer Weise. Aber es ist zuviel des Guten. Es ist wie ein Puzzle, das zu keiner endgültigen Form findet. Ich mag den Titelsong „Black Invocation“, „Dark Visitors“ sind ein gelungenes Stück Mischwerk, „Night Of The White Lady“ ist eine wunderschöne Ballade, für einmal passt auch das Keyboard einigermassen.

Aber was soll ich mit „Crossroads“ anfangen? Ein wenig Metal, Gesangsparts wie bei „Horniez“ von Bonemud – nur schlechter, ein wenig HipHop-Attitüde, dann aber das Keyboard, das an Jahrmarkt erinnert. Oder „Flight Of The Orbs“ – sorry, das hatten wir in den Siebzigern – durchaus auch schlechter, aber eben auch viel besser.

Nein, das soll kein Verriss werden. Vielmehr zerreisst es mir das Herz im Leib, wenn ich so viele ungeschliffene Edelsteine höre, die auf einer billigen Kette wahllos und ohne innere Verbindung aneinandergereiht werden. Jungs, nehmt das Material, schlagt es auseinander und baut es neu zusammen, so dass zusammenkommt, was zusammengehört. Und dann entsteht daraus ein geiles „was-für-ein-Genre-auch-immer“-Metalalbum, davon bin ich überzeugt.

Was die Band übrigens vorbildlich macht – auf ihrer Website lassen uns TIMEMAGE daran teilhaben, was ihnen die Songs bedeuten, welche Geschichten sie erzählen.

Zwei Dinge, welche TIMEMAGE, trotz aller Kritik, nicht tun sollte; das kreative Potenzial weglegen und die Aufnahmen in der Küche machen – kommt beides nicht gut!



Bewertung: 3.0 / 5.0
Autor: Danny Frischknecht (08.01.2013)

ANZEIGE
ANZEIGE