Forgotten Tomb - ...And Don't Deliver Us From Evil

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VÖ: 26.10.2012
Bandinfo: FORGOTTEN TOMB
Genre: Dark Metal
Label: Agonia Records
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Unsere südlichen Landesnachbarn Italien haben immer wieder atmosphärisch-dichte Bands mit depressivem Anschlag hervorgebracht und die weitläufige Dark Metal Schiene neben den Vorreitern aus Finnland und Großbritannien entscheidend mitgeprägt. Längst schon an der Spitze der ersten Genreliga angekommen ist das dunkelgefärbte Quartett von FORGOTTEN TOMB aus Piacenza in Emilia-Romagna. Das einstmalige Einzelprojekt von Herrn Morbid wandelte sich innerhalb nur weniger Jahre von einem wirklich übelriechend Vollgas-Black-Gespann zu einer der aufregendsten, durchdachtesten und innovativsten Schwarzwurzel-Combos mit leicht bekömmlichen Gothic- und Doom-Einschlägen.

Den Vogel im positiven Sinn abgeschossen haben die Stilverweigerer eindeutig im letzten Jahr, als sie mit „Under Saturn Retrograde“ nicht nur eines der besten Underground-Alben 2011 ablieferten, sondern damit auch noch eine kleine Perle für die Ewigkeit geschaffen haben. Umso erstaunlicher, dass das mittlerweile sechste Album „…And Don’t Deliver Us From Evil“ nur ein gutes Jahr später am Markt ist und – dem Metalgott sei es gedankt – qualitativ nicht allzu stark an Boden verliert. Klar, ein derartiges Monsteralbum wie „Under Saturn Retrograde“ schreibt man nicht alle Tage, doch auch der neu Streich ist mit seiner kühl-bedrohlichen Instrumentierung wieder einmal der perfekte Soundtrack für einsetzende Herbstlaubspaziergänge in schwarzen Kutten.

Irgendwo zwischen KATATONIA, SENTENCED und INSOMNIUM schleichen FORGOTTEN TOMB durch dunkle Akustikgassen und gehen dabei wesentlich bissiger und offensiver vor als die Kollegenschaft. Im Gegensatz zu weinerlichem Mondgeheule à la MY DYING BRIDE sind die Italiener auf dem Titeltrack oder dem hervorragenden „Cold Summer“ böse, atmosphärisch und einfallsreich ohne sich plakativ der Kajal-Klientel anzubiedern. Ein weiterer Beweis für ausgefeiltes Songwriting: Die Songs werden mit Fortdauer des Albums immer besser. Da reiht sich ein episches Meisterstück namens „Love Me Like You’d Love The Death“ auf das groovige „Let’s Torture Each Other“, nur um vom eingängigen, fast schon magischen „Adrift“ noch ein weiteres Mal übertroffen zu werden. Über alle Maßen herausragend Vokalist Herr Morbid, der stimmlich zwischen Schwarzgekeife, Todgegrunze und gothigem Sprechgesang pendelt, ohne dabei auch nur einmal nachzulassen.

FORGOTTEN TOMB haben die grobe Stilrichtung von „Under Saturn Retrograde“ beibehalten und schieben mit „…And Don’t Deliver Us From Evil“ das nächste Vorzeigeprojekt für anspruchsvolle Dark Metaller und Hobby-Ritzer aus der Kreativitätsröhre. An den bombastischen Vorgänger kommen die Italiener nicht ganz heran, doch wenn man dieses Werk als Ganzes betrachtet, entfacht es eine völlig abgeschlossene und gut durchdachte Gesamtstimmung. Abgerundet wird dieses formidable Paket durch das perfekt abgestimmte Cover-Artwork und eine fette, aber nicht überkandidelte Produktion. Wer so richtig in Herbststimmung kommen möchte, muss sich das Teil sowieso schnellstmöglich zulegen!



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Robert Fröwein (23.10.2012)

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