Blackmore's Night - A Knight In York

BLACKMORE’S NIGHT – A Knight In York

Jungs, so geht das gar nicht! Ich bin mit Ritchie Blackmore quasi aufgewachsen, habe ihn mit der Muttermilch aufgesogen. Deep Purple und Rainbow waren mein musikalisches Erwachen in Bezug auf Hardrock und wie Millionen anderer habe ich „Smoke On The Water“ gleich nach „Lady In Black“ von URIAH HEEP auf der Gitarre gelernt. Als zweites Stück überhaupt, versteht sich.

Ritchie Blackmore war einer der ganz grossen Rockgitaristen, auf der Rolling Stone – Liste der besten Gitarristen liegt er auf Platz 55.

Und dann Blackmore’s Night – alter Schwede. Ich mag ja die Mittelalterszene mit gewandeten Knappen, Rittern und Burgfräuleins. Ich finde Ritterspiele hoch zu Pferd unterhaltsam und schlendere gerne durch Mittelaltermärkte. Und als passionierter Bogenschütze war auch ich stolz wie ein König, als ich den ersten „Robin Hood“ schoss, diesen Pfeil, welcher den vorherigen in der Mitte spaltet. Zugegeben, es war keine Absicht!

Und dann eben Blackmore’s Night! Das muss wirklich nicht sein. Warum habe ich mir die DVD bestellt, angesehen und angehört. Um das Entsetzen und Grauen zu überstehen, musste ich mich mit einem oder zwei Bierchen und einer Riesenladung Deep Purple aus den Siebzigern zudröhnen.

Gut, Candice Night ist nicht hässlich, ihr Töchterchen herzallerliebst, und Ritchie kann noch immer Gitarre spielen. Aber dann ist es vorbei mit der Herrlichkeit. Was hier an triefender Süsse als fleischgewordener Kitsch präsentiert wird – ne! Mag Ritchie Blackmore mit seiner Frau und seiner Tochter – Band inklusive – über so viele Mittelalterveranstaltungen in Burg- und Schlosshöfen tingeln, wie er will, ich verdränge das Ganze mit aller Kraft. Da höre ich mir lieber die übriggebliebene und altgewordene Deep Purple an einem Open Air am Bodensee an. Das ist dann zwar auch kein musikalischer Superhammer, aber immerhin einige ältere Herren, die noch ganz gut abrocken können.

Etwas versöhnlich: natürlich ist es Ritchie erlaubt, älter zu werden, seine Prioritäten neu zu setzen, sich in andere Richtungen zu entwickeln. Und wahrscheinlich ist es fast ehrlicher, als mit einer rundumerneuerten Band so zu tun, als würden die Siebziger noch leben. Aber ich muss mir das nicht antun. Deswegen würde ich die entsprechende DVD ja gerne weitergeben. Aber diese Promos sind ja markiert und wassergezeichnet! Und wenn ich mir vorstelle, ich würde wegen Fasthehlerei verhaftet und wegen dieser DVD vor Gericht und anschliessend auf dem Schaffot landen – grusel.

Also bleibt die DVD im Regal, auf meinem iPhone die alten Purple-Platten und in meiner Erinnerung dieses Zitat:

„Viele Menschen fragen mich: ‚In welche Richtung willst Du? Was ist Deine Botschaft?‘ Ich habe keine Botschaft, ausser viel zu trinken. Und ich habe keine Ahnung wohin ich gehe, ich spiele einfach – und das seit mehr als 50 Jahren.“ – RITCHIE BLACKMORE[