SIGH - In Somniphobia

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VÖ: 30.03.2012
Bandinfo: SIGH
Genre: Metal
Label: Candlelight Records
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Wenn eine Band in den letzten Jahren als obskur oder eigenartig bezeichnet werden durfte, dann wohl die japanischen Querdenker von SIGH. Seit mittlerweile über zwei Dekaden treiben Mastermind Mirai Kawashima und seine zumeist treuen Mitstreiter bereits ihr grenzenloses, metallisches Unwesen und haben ihre Fans und Hörer dabei nicht nur einmal zwischen himmelhochjauchzender Freude und totaler Verwirrung zurückgelassen. SIGH sind musikalisch eben so vielseitig und undurchschaubar wie ihr Heimatland, das etwa durch eine krude Traditionsvermischung aus übertriebener Freundlichkeit und abartiger Underground-Pornografie immer wieder für Staunen und Raunen in der Mitte unseres Alten Kontinents sorgt.

Bevor ich hier jetzt allzu stark in fremde Kulturen abschweife sei gleich anfangs gesagt, dass „In Somniphobia“, der mittlerweile neunte Streich des selbstbewussten Quintetts aus Tokio mit Sicherheit die gleiche Resonanz bekommen wird, wie etwa die starken Vorgängeralben „Scenes From Hell“ (2010) oder „Hangman’s Hymn“ (2007) – Liebhaber versponnener Klänge werden einmal mehr Luftsprünge machen, die verzweifelten Seelen, die sich erneut nach einem reinen Black-Metal-Werk sehnen, können das gute Teil nach dem Erwerb gleich volley auf den Scheiterhaufen der Untrveheit abfackeln. Schon der Opener „Purgatorium“ lässt SIGHs Vorliebe für den melodischen Heavy Metal derart stark hervor blitzen, dass dem geübten Hobbypanda die Schminke von der Fresse krustet. Kein Wunder, dass im Infoblättchen nicht nur der Hörgenuss mit Kopfhörer empfohlen wird, sondern auch das eine oder andere Rauchmittel zur tonalen Bewusstseinserweiterung verhelfen könnte. Da kann ich wohl beides blind unterschreiben.

„The Transfiguration Fear“ lässt dann skrupellos Orgel- und Saxofon-Klänge einfließen und könnte als Mischung aus den neuen OPETH und IHSAHN durchgehen. Wirklich interessiert klingen SIGH vor allem, wenn sie sich selbstbewusst in überlangen Songs suhlen. Der Quasi-Titeltrack „Somniphobia“ hat sogar DRESDEN DOLLS-Ingredienzen verinnerlicht, „Amnesia“ ist eine gespenstische Jazz-Reise mit Lounge-Atmosphäre und „Amongst The Phantoms Of Abandoned Tumbrils“ klingt entweder wie CRADLE OF FILTH auf Ecstasy oder eine Klassik-Kombo mit Spaghetti-Western-Touch und ohne Berührungsängste mit Black Metal. Klingt abartig und krank – tja, willkommen in der wirren Welt von SIGH. Wer sich dem Klangkosmos der Japaner hingeben will, wird so manch feine Überraschung finden, aber zum nebenbei Hören ist das Teil in etwa so ungeeignet wie ein Damenrad auf einer Downhill-Strecke.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Robert Fröwein (27.03.2012)

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