Rituals of the Oak - Come Taste The Doom

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VÖ: 27.01.2012
Bandinfo: Rituals of the Oak
Genre: Doom Metal
Label: Eyes Like Snow
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Lineup  |  Trackliste

Als mir 2009 das Debüt von RITUALS OF THE OAK in die Hände fiel, traute ich meinen Ohren nicht: Gelungenen traditionellen Doom Metal aus Australien mit einer Dame hinter dem Mikrophon hört man eben nicht alle Tage. Damals klang die Band bereits erstaunlich routiniert und glänzte mit überraschend guten Ideen. Nun wurde mir die Freude zuteil, den zweiten Silberling aus dem Hause RITUALS OF THE OAK rezensieren zu dürfen. Der Titel der neuen Veröffentlichung wirkt wie eine Einladung der Band aus Down Under: "Come Taste The Doom".

Alle Trademarks, die bereits auf "Hour of Judgement" geboten wurden, werden auch auf "Come Taste The Doom" kredenzt. Bereits der Opener "Here" zeigt, dass 10:30 Minuten vertontes Verderben der alten Schule sehr spannend sein kann. Wie immer beschränkt sich die Band auf die instrumentalen Basics, die aber trocken und songdienlich dargeboten werden. Klassischer Doom Metal benötigt ebensolche Doom Riffs, prägnante Drumarbeit und einen Hauch von atmosphärischer Variabilität. Dazu kommt in diesem Fall die Stimme von Sängerin Sabine Hamad-Linfoot, die so gar nicht dem Klischee der metallischen Trällerelse entspricht. Diese Dame versucht nicht süßlich und technisch perfekt zu singen. Nein, ihre Stimme wird so variabel wie möglich eingesetzt. Dabei bleibt die Vokalleistung immer ungewöhnlich, eventuell polarisierend, aber auch sehr variabel und charakterstark. Mal wagt sich die Sängering in sehr düstere und tiefe Regionen vor, in denen sie angestrengt agieren muss, aber im Endeffekt auch diese Prüfung besteht. Dann tastet sie sich an mittlere Stimmlagen heran, in denen sie brilliert und dem jeweiligen Song besonders stark ihren Stempel aufdrücken kann.

Der Opener inkludiert alles, was das Doom-Herz begehrt, inklusive eines guten Refrains. Auf dem nachfolgenden "The Horla" wird die Atmosphäre bedächtig aufgebaut. Sabine nützt die beschwörenden Nuancen ihre Stimme und sorgt damit für eine Portion Düsternis in diesem sonst nicht allzu schweren Song. Die Gitarren lassen der Sängerin genug Raum, um sich auszutoben. Das darauf folgende "On The Sixth Moon" ist als das große Highlight des Albums anzusehen. Der düstere Einstieg, der auf sämtliche Schwere verzichtet und eher an BLACK SABBATH zu "Solitude"-Zeiten erinnert, weicht den aufbäumenden Doom Riffs, die den Track zu einem atmosphärisch dichten Meisterwerk werden lassen.
"Serpentine Tongue" ist ein episches Stück klassischen Dooms, mit schleppenden Drums und viel Liebe zum Detail. Ein atmosphärischer Zwischenteil sorgt für etwas Auflockerung in diesem Song, der allerdings nicht für die großen Gänsehautmomente sorgt. Das abschließende "All Wells Are Poisoned" beendet das Album mit einer gehörigen Portion Dunkelheit: Ein ruhiger Beginn wähnt den Laien in Sicherheit, während Doomjünger sich denken können, dass es in weiterer Folge wieder düster wird. Riffwiederholungen sorgen für etwas schwarze Monotonie und den nötigen Anteil an Schwere. Das Album schließt ohne ein langes Dröhnen, sondern mit einem beschwörenden Gesangsteil. "All Wells Are Poisoned" ist abermals ein ergreifender, bombastischer Doomsong mit einer gehörigen Portion an dunklem Charme!

"Come Taste The Doom" beinhaltet eigentlich alles, was klassischen "Doom" ausmachen sollte. RITUALS OF THE OAK sind immer etwas kauzig, im positiven Sinne angestaubt und bringen Elemente der von ihnen wahrscheinlich geliebten Bands (bin mir sicher, dass neben SABBATH auch SOLITUDE AETURNUS und CANDLEMASS gerne gehört werden) in ihren eigenen Stil ein. Auch REVEREND BIZARRE, WARNING, TROUBLE und WITCHFINDER GENERAL haben ihre Spuren zumindest teilweise hinterlassen. Manche Puristen könnten sich an den ungewöhnlichen weiblichen Vocals stören, da man dies im Doom-Genre ganz einfach nicht gewöhnt ist. Ich für meinen Teil sehe eben jene als Zünglein an der Waage und halte die Vocals für den prägenden Faktor im Sound der Band. RITUALS OF THE OAK sind ein heißer Tipp meinerseits! Allen Freunden des ursprünglichen Doom Metals rate ich nur eines: Come Taste The Doom!



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: El Greco (24.02.2012)

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