Ritual Necromancy - Oath of The Abyss

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VÖ: 15.11.2011
Bandinfo: Ritual Necromancy
Genre: Death Metal
Label: Dark Descent Records
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Lineup  |  Trackliste

Als erstes dachte ich mir das TRUPPENSTURM eine neue CD veröffentlich hätten.
Denn zu Beginn geht es genau in die selbe Richtung, volles Gerät nach vorne mit einem, ähm, sehr eigenwilligen Sound.
Mir kommt vor, als ob es im Moment eine neue Bewegung im Death Metal gibt, die versucht, einen so beschissenen Sound wie möglich zu erzeugen, es damit aber doch schaffen, Alben mit so etwas wie Charme oder lässiger Eigenwilligkeit aufzunehmen.

Klar, das Album ist nix für ein erstes Date mit einer potenziellen Lieben oder einer Autofahrt im Sommer mit runtergekurbelten Seitenfenstern - da wird man unter Garantie dem Wahnsinn anheim fallen.
Acht Tracks umfasst der Erstling der Buben aus Portland, Oregon, davon knipst schon mal das Intro zweieinhalb Minuten weg.

Und nach diesem Intro ist schon mal Weltuntergang. Purer Lärm, den man sich erstmal zurecht hören muss, bis dann schließlich doch ein Song daraus entsteht. Ganz eigenartig, dumpf, über alle Maßen brutal. Vergleiche mit der Unhörbarkeit vieler Anfangs-Neunziger Black Metal-Alben tun sich auf, es scheint sich hier, wie schon eingangs erwähnt, eine neue Richtung im extremen Death Metal aufzutun.

Aber es wäre zu kurz gegriffen, dies alles als reinen Lärm abzutun, klar, es ist soweit vom Musikverständnis so gut wie aller Hörer weg wie nur möglich, aber wenn man den Nerv hat und sich diese Boden-Boden-Rakete öfters zu Gemüte führt, entwickelt sich so etwas wie eine Linie im Kontext. Songs entstehen, es wird immer wieder einige Gänge zurückgeschalten, in "The Chasm" wird massivst dem Doom gefrönt, und zwar schon dem Funeral Doom. Da wird das Tempo dermaßen runtergeschraubt, dass es einem sämtliche Nervenenden bis zum Zerreißen reizt, ist doch der nächste Blastausbruch absehbar. Hundsgemein!

Und immer wieder wird man überfallsartig niedergemäht von Blastattacken, die es im heutigen Death Metal nur mehr all zu selten gibt. Es ist, als ob man sein Auto mit einem Kilo 80 in eine Stahlbetonmauer haut. Der auditive Schlag in die Fresse.
RITUAL NECROMANCY schaffen es, sämtliche Facetten des Death Metal durch zu exerzieren, und trotzdem wie keine andere Band zu klingen. Der TRUPPENSTURM-Vergleich, den ich eingangs anmerkte, hinkt massiv, da die Amerikaner ein deutlich versatileres Songwriting an den Tag legen.

Mich würde interessieren, wie man so etwas genau SO aufnimmt, es kann nicht so einfach sein, einen solchen einerseits beschissenen, andererseits aber auch originellen Sound einfach so hinzukriegen - auch hier schreit die Veröffentlichung nach einem Interview. Mal schaun ob ich an die Herren rankomme. Viel ist von ihnen ja nicht zu erfahren. Sie geben sich ein wenig wortkarg, auch im Netz.

Das ist reiner Krach, das ist durchdachtes Songwriting, das ist absoluter Müll und kalkulierte Genialität auf einmal.

Ganz arge Scheibe! Nix für die IN FLAMES-Front von euch.

Aber, und das freut mich, Death Metal ist massiv auf dem Weg zurück!!!



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Christian Wiederwald (16.12.2011)

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