Einherjer - Norrøn

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VÖ: 09.09.2011
Bandinfo: EINHERJER
Genre: Viking Metal
Label: Indie Recordings
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Eigentlich hatten sich EINHERJER vor sieben Jahren aufgelöst, doch mit dem eher spaßigen Death/Thrash Nachfolgeprojekt BATTERED scheinen die norwegischen Traditionalisten nicht besonders glücklich geworden zu sein. So haben sich die Herren Gerhard Storesund aka Ulvar (key, dr), Frode Glesnes aka Grimar (git, voc, bass) und Aksel Herløe (git) bereits 2008 wieder ausgeschnapst, ihre erstligareife Viking-Truppe wiederzubeleben und auf ausgewählten Festivals (u.a. beim leider verblichenen Kaltenbach Open Air am Semmering) zu präsentieren. Doch bei EINHERJER ist auch Vorsicht geboten, so großartig das Debüt „Dragons Of The North“ und das mittlerweile acht Jahre alte „Blot“ auch waren, so austauschbar und unausgegoren klangen dazwischen die EP „Far Far North“ und das ungeliebte „Odin Owns Ye All“.

Aber keine Angst, sabberndes Viking-Volk – das Haugesund-Trio hat die lange Vorbereitungszeit perfekt genutzt und liefert mit „Norrøn“ nicht nur ein bärenstarkes Comeback-Album ab, sondern tritt all den semilustigen Humppa/Schunkel/Pogo-Pagan-Bastarden mit verschmitztem Grinsen mitten in ihre Nerd-Schnauze. Völlig herausheben muss man dabei gleich den Opener „Norrøn Kraft“, der sich mit erhobenem Mittelfinger gegen diesen kommerziellen Abschaum erhebt und ein akustisches Manifest für den wahren, hintergründigen Viking Metal ist. Auf knapp 13 Minuten breiten EINHERJER alle Facetten ihrer großen Kunst aus, verknüpfen eine an MANOWAR erinnernde Rhythmusbasslinie mit wuchtig-prägnanten Stockschlägen und unaufgeregt durchdachten Riffkaskaden. Hier gibt’s hochqualitative Breitwand-Epik mit Flöten- und Tamburin-Klängen, Soundtrack-Einsprengseln und männlichen Wikinger-Chören. Eine Hymne für die Ewigkeit, mit der sich das Trio die Latte verdammt hoch legt.

Dem kraftvollen, majestätischen Sound werden EINHERJER aber auch im weiteren Verlauf des Albums nicht abtrünnig. Das psychedelisch-progressive „Naglfar“ ist etwas eingängiger und flotter und hält die Spannung somit auch locker aufrecht. „Alu Alu Laukar“ lebt von einem ungewohnten Beat, der von einer sägenden Gitarre unterstützt wird und gut und gerne als mythologische Version von MORBID ANGELs „Too Extreme!“ durchgeht. Stärker Richtung FALKENBACH drängen EINHERJER dann mit dem bereits veröffentlichten „Varden Brenne“, das sich bewusst dem Black Metal zuwendet und mit seinen durchdringenden Chören als amtliche Schlachthymne durchgeht. Unglaublich, wie abwechslungsreich und dennoch spannend EINHERJER durch epische Doppelleads und aggressive Kurzeindrücke tänzeln, ohne dabei an Authentizität und Kraft zu verlieren.

„Malmting“ ein weiteres Epos in Überlänge hält sich wieder verstärkt an den Rock-Vibes, ist aber der erste Song des Albums, der nicht an der Perfektion kratzt. Mit dem akustisch eingefadeten „Balladen Om Bifrost“ appellieren EINHERJER noch einmal an die Gänsehaut ihrer Hörer, übertreiben den Bombast dabei aber etwas. Dennoch – EINHERJER ist mit „Norrøn“ ein Bombencomeback gelungen, das vielleicht sogar als bisher bestes Album der Bandgeschichte angesehen werden kann. Der Viking Metal lebt wie selten zuvor. Wo ENSLAVED mit Rock/Prog Referenzen überzeugen, HELHEIM wieder in die aggressive Black/Viking Spur zurückgefunden haben und FALKENBACH für die ruhigen Stunden des Genres sorgen, da betten sich EINHERJER mit berechtigtem Optimismus dazwischen und setzen ein klares Statement, das keiner weiteren Erklärung bedarf – Reunions sind nicht zwangsläufig scheiße!



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Robert Fröwein (02.09.2011)

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