Weto - Schattenspieler

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VÖ: 26.08.2011
Bandinfo: Weto
Genre: Rock
Label: F.A.M.E. Recordings
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Lineup  |  Trackliste

WETO sind die zweite Band von SCHANDMAUL's Thomas Lindner, der inzwischen mehrere Bandkollegen der großen Folk-Mittelalterhelden für seine Nebenband rekrutiert hat. Doch halt, WETO sind eigentlich mehr als eine Zweitcombo. Denn diese Band existiert bereits seit 1993, also fünf Jahre länger als SCHANDMAUL. Und doch wurde man in der Vergangenheit nicht unbedingt mit Veröffentlichungen WETOs überflutet.

Stilistisch hat man wenig mit den Schandmäulern zu tun, wenngleich alleine durch Lindner's markante Stimme einige Stellen auftauchen, die einen an SCHANDMAUL erinnern müssen. Doch instrumental agiert man moderner, zu manchen Zeitpunkten auch härter und rockiger. Oder mit anderen Worten: Folk- und Mittelalterelemente sucht man bei WETO vergeblich. Dafür sind WETO um einiges düsterer. Auch die Texte kümmern sich um gegenwärtige Problematiken und Sachverhalte. Also mal wieder sozialkritisch angehauchte Peinlichkeiten? Zum Glück nicht! Thomas Lindner zählt zu den wenigen Lyrikern des deustchsprachigen Rocks, deren Texte nicht peinlich oder abgedroschen klingen. Er macht Halt davor, einen lyrischen Wiederkäuer zu spielen, sondern inkludiert eigene Gedankengänge.

Auch musikalisch wissen WETO zumeist zu überzeugen. Man agiert abwechslungsreich und beweist sich als geschickte Songwriter. Oft nützt man dunkle Elemente, die aber dank eines melodischen, beinahe poppigen Refrains weit weg vom Gothic Genre bleiben (z.B. "Glaubst du noch", "Was bleibt"). An manchen Stellen agiert man auch vokalistisch ungewöhnlich hart ("Ausgebrannt") was dem einen oder anderen Fan der schandmäulerischen Märchenonkeln missfallen könnte. Doch ruhig Blut: Die großen Melodien sind allgegenwärtig und kratzen an mancher Stelle sogar am Siegel der "Pop Musik". Allerdings immer ohne zum ungeliebten Schlager zu mutieren! "In das Licht", "Eiszeit" und "Schattenspieler" kann man auch nach dem ersten Hördurchgang schon mitsingen. Gerne verbleibt die Melodie dann auch in weiterer Folge im Gehör, was für die "Haltbarkeit" der Musik spricht. Übrigens befindet sich mit "Feuertanz" ein Song auf "Schattenspieler", den der geneigte SCHANDMAUL Fan schon kennt. Doch dabei handelt es sich nicht um eine bloße Düsterrockversion eines Tracks der Folkbarden. Nein, "Feuertanz" wurde eigentlich für WETO geschrieben.

Für manch einen Metalfan werden WETO gänzlich ungeeignet sein. "Schattenspieler" ist kein hartes, sondern trotz der rockigen Attitüde sehr melodisches Album geworden. Wenn jemand sich nicht an melodischem Düsterrock stört und deutsche Texte nicht prinzipiell ablehnt, der wird "Schattenspieler" auf jeden Fall zu schätzen wissen. WETO glänzen hier mit durchwegs hoher Qualität und offenbaren nur ganz wenige Schwächen. Ich persönlich hätte mir vielleicht noch 1-2 härtere Songs gewünscht, um den Kontrast zwischen Melodie und Härte deutlicher zu unterstreichen. Doch dies ändert nichts am Gesamturteil: Thomas Lindner ist ein sehr charismatischer und talentierter Frontmann, der es versteht, den Hörer in seinen Bann zu ziehen. Man addiere dazu vier gute und routinierte Musiker und bekommt eine Band wie WETO, die bislang nicht mit der verdienten Aufmerksamkeit gesegnet wurde. Dies sollte sich aber spätestens mit "Schattenspieler" ändern!



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: El Greco (27.08.2011)

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