Alcest - Le Secret

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VÖ: 00.05.2011
Bandinfo: ALCEST
Genre: Black Metal
Label: Prophecy Productions
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Lineup  |  Trackliste

ALCEST sind für mich so etwas wie die DORNENREICH Frankreichs: Man ist schon irgendwie Black Metal ohne wirklich 'schwarz' zu sein. Oder anders formuliert: Der Leibhaftige spielt keine Rolle, musikalische Aggression wird nur spärlich eingesetzt und dient lediglich als Hilfsmittel um die Atmosphäre im Sinne des künstlerischen Masterplans zu erreichen. Dies soll nun nicht bedeuten, dass diese Bands sehr ähnlich klingen. Doch der Ansatz lässt sich durchaus vergleichen. ALCEST haben mit MARDUK und DARK FUNERAL demnach rein gar nichts gemeinsam.

2005 erschien die EP "Le Secret", die aus diesem Grund zwangsläufig auf unterschiedliche Reaktionen stieß. Die Künstler und Träumer unter den Black Metal Fans liebten die beiden überlangen Songs, während die Rauhbeine und Puristen nur Verachtung für diese ihre Meinung nach verweichlichte Musik übrig hatten. 2011 entschied man sich dazu, diese erste EP wieder zu veröffentlichen und neben den Originalfassungen auch Neueinspielungen der alten Songs zu inkludieren.

Et voila, das lange vergriffene Werk erblüht zu neuem Leben. Meister Neige hatte anscheinend kein Interesse daran, die Songs komplett umzukrempeln. "Le Secret" und "Elevation" sind auch in der Fassung von 2011 sphärisch, verträumt und mit der für ALCEST urtypischen Melancholie versehen. Die Songs offenbaren eine gewisse Schizophrenie und lassen vermuten, dass Monsieur Neige so einige düstere Gedanken zu verarbeiten hat. Mitunter erinnern die beiden Songs an ein Gemälde mit tausenden Details. Demnach macht eine akribische Auflistung von Synthteil AB und Gitarrenteil XY keinen Sinn. Hier dominiert nicht die Rationalität, sondern die künstlerische und philosophisch angehauchte Spiritualität. Die Kunst siegt über die Vernunft. Die vielen Schattierungen der Farbe Grau siegen über die vorhersehbare Schwärze.

Und doch lässt sich ein Zwischenfazit ziehen: In ihrer Neufassung klingen die Songs frischer und differenzierter. Die Klasse der Songs lässt sich leichter erkennen. Die musikalische Struktur ebenso. Diese Neuveröffentlichung macht Sinn und stellt einen schönen Rückblick auf die Vergangenheit ALCESTs dar. Sie spiegelt zudem den Ansatz von PROPHECY Records deutlich wider: Man will Kunst promoten und geht auch mal den ungemütlichen Vermarktungsweg um dies zu tun. Die sensiblen Träumer unter den Metalfans und die Freunde der progressiven Dunkelheit werden "Le Secret" lieben. Die Krachfetischisten und Puristen werden die CD nach ein paar Minuten wutentbrannt aus dem Fenster werfen. Dies hat sich auch seit 2005 nicht geändert. ALCEST kreieren Kunst. Kunst polarisiert. Ergo: ALCEST polarisieren. Anno 2011 ebenso wie anno 2005.



Ohne Bewertung
Autor: El Greco (09.10.2011)

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