Black 'N Blue - Hell Yeah!

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VÖ: 13.05.2011
Bandinfo: Black 'N Blue
Genre: Hard Rock
Label: Frontiers Records
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Lineup  |  Trackliste

BLACK N’ BLUE gelten als eines DER Unglücks- Kinder der 80er. Die Karriere startete anfangs vielversprechend. Neben späteren Abräumern wie METALLICA und RATT war man auf dem legendären „Metal Massacre Vol. 1“- Sampler vertreten. Anschließend unterzeichnete man einen Major- Deal, und mit „Hold On To 18“ war auf dem selbstbetitelten Debüt ein formidabler Hit enthalten. Trotz weiterer Longplay-Highlights in den kommenden Jahren, u.a. das von KISS- Zunge Gene Simmons produzierte „Nasty, Nasty“, blieb den Schwarzblauen der alles entscheidende Mega- Seller verwehrt, und das obwohl die Band lange als „das nächste große Ding“ galt. Schließlich lösten sich die Jungs, rund um Frontman Jamie St. James, gegen Ende der Eighties entmutigt auf.

Die Jahre vergingen, und es kam wie es kommen musste: Als der Grunge-/Alternative-Schock gegen Ende der 90er schön langsam verdaut war, und Party-Hardrock wieder ungestraft seinen Einzug ins öffentlichen Bewusstsein hilt, begannen BLACK N’ BLUE, wie auch so viele andere (mehr oder weniger) legendäre Hair-Bands an ihrem Comeback zu arbeiten. Es folgten erste Einzelauftritte und Tourneen in Nordamerika. Schließlich schrieb man das Jahr 2003, als offiziell verlautbart wurde, man arbeite an einer Reunion-Scheibe. Den zu KISS abgewanderten Ace Frehley-Ersatz Tommy Thayer ersetzte nun Shawn Sonnenschein. Nach mehrmaliger Verzögerung (u.a. weil St. James 2004 bis 2007 Jani Lane bei WARRANT vertrat) fand „Hell Yeah“ erst 2011 den Weg in die Plattenläden.

Was sollte man nun also von einer Band mit derart bewegter Geschichte erwarten? Wie würde sich die äußerst lange Produktionszeit auf das vollmundig betitelte Album auswirken? Bleibt unterm Strich nicht mehr, als ein semi-motiviertes Aufbäumen abgehalfterter Hardrock-Veteranen aus der zweiten Reihe? Mit Nichten!!!

Was zu Beginn mit „Monkey“ aus den Boxen donnert, ist an jugendlichem Elan, Unverbrauchtheit und authentischem 80er-Felling kaum zu überbieten. Der Song entpuppt sich als der härtester BLACK 'N BLUE- Kracher ever, und kommt trotzdem super-eingängig daher. Erinnerungen an SKID ROW zu seeligen „Slave To Grind“-Zeiten werden wach!

Es folgt mit „Target“ ein Brecher der jede Party zum kochen bringt. Die Chöre, die Soli, alles könnte direkt aus dem Jahre 1990 stammen. Hier hat jemand die Zeitmaschine angeworfen, und das Beste vom Besten ins neue Jahrtausend gerettet.

Mit selbstbewusster Over-the-top-Attitüde stampft man die Hymne „Hail, Hail“ aus dem Boden. Im ultra-plakativen Chorus verlautbaren die mächtigen Chöre: Rock N’ Roll ist selbstverständlich das Allergeilste! Welche Eier muss man haben, um heutzutage ein solchen Song zu bringen? Unfassbar!

Die erste (kleine) Verschnaufpause gibt’s mit der dramatischen Halb-Ballade „Fools Bleed“. Der Track wäre auch auf DEF LEPPARD’s Meisterstück „Pyromania“ ein Highlight gewesen!

Bodenständiger, schweißtreibender Uptempo-Rock N’ Roll – auch das haben B 'N B drauf. „C’Mon“ zieht weg, als würden die L.A. GUNS mit AC/DC um die Wette rocken.

Mit „Jamie’s Got A Beer“ folgt das erste von drei nicht ganz ernst gemeinten Akkustik-Intermezzi auf „Hell Yeah“. Der Soundtrack zur After- Hour nach einer durchzechten Nacht in den heißesten Clubs der Stadt.

„Angry Drunk Son Of A Bitrch“...der Titel sagt eigentlich alles! Der Track beginnt mit einem sperrig-aufgestachelten Rhythmus (LED ZEPPELIN im Koks-Rauch), mündet aber schließlich in einem catchy Refrain.

Was kommt heraus, wenn man Power-Pop der Marke CHEAP TRICK mit Testosteron- geschwängertem 80er-Jahre Stadionsound pimpt? Ein Lied wie „So Long“ gibt die Antwort auf diese Frage. Happy-Sound auf Steroiden - sofort mitgrölen und abfeiern!

Akkustik-Zwischenstück Nummer Zwo: „Trippin’ 45“. Passt auch zu 100% als Hintergrund-Musik bei „Eine himmlische Familie“.Die Bräute mögen diesen Stoff eben.

Jamie und Co. wühlen in der Plattenkiste und entdecken alte BEATLES Scheiben, bevor sie das Verfassen „Falling Down“ in Angriff nahmen. Die Lyrics wirken etwas nachdenklicher, man fühlt sich aber immer noch an einem Platz in der Sonne.

„Candy“ ist wie schon „Hail, Hail“ im Half-Tempo verfasst. Diesmal geht’s aber nicht um das huldigen von Musik, sondern um den Lobgesang an eine Traumfrau. Man erblickt vor seinem geistigen Auge einen Wahnsinns- Hardbody am Strand von Malibu.

Der Titelsong geht wieder in die geerdete Boogie-Rock-Richtung. Natürlich ohne auf den stilistischen Hang zum Überlebensgroßen zu verzichten. „Hell Yeah!“ vermittelt das Selbstverständnis von BLACK 'N BLUE anno 2011 wie kaum ein zweiter Song. Volltreffer!

Den Abschluss bildet mit „World Goes Round“ ein sehr vielschichtiges Stück. Die groovy Loops kommen weder aufgesetzt oder pseudo-modern rüber, sondern bringen gemeinsam mit den Sitar-Arrangements (!) ein cooles Multikulti-Flair rüber. Man fühlt sich definitiv an DEF LEPPARD mit dem Sound von „Adrenalize“, und dem Songwrting von „Songs From The Sparkle Lounge“ erinnert.

Nach einer 20-sekündigen Pause ist der Hidden-Track „A Tribute To Hawking“ dann das letzte Unplugged- Zwischenstück. Noch einmal zeigt sich die Band von ihrer unnachahmlichen humoristischen Seite, und Persiflagen- Daueropfer Stephen Hawking bekommt sein Fett weg.

Fazit: „Hell Yeah“ stellt in seiner kompromisslosen Umsetzung so ziemlich alles in den Schatten, was aus den vergangenen Jahren an Comeback-Veröffentlichungen bekannt ist. Der Larger-than-life-Anspruch der Musik wird einem zu jeder Sekunde in die Gehörgänge eingeflösst.

Für viele überschreiten BLACK 'N BLUE dabei wahrscheinlich die Grenze zur Plattitüde. Für hoffentlich noch viel mehr Fans stellt die Band aber die erste und derzeit einzige Alternative zu langweiligen Alterswerken müder Helden aus vergangenen Tagen, und einer reinen Parodie-Combo wie STEEL PANTHER, dar.



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Sandy (08.06.2011)

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