BLINDEAD - Affliction XXIX II MXMVI

Artikel-Bild
VÖ: 27.11.2010
Bandinfo: BLINDEAD
Genre: Doom Metal
Label: Mystic Productions
Hören & Kaufen: Amazon | Ebay
Lineup  |  Trackliste

Konzeptalben waren lange Zeit etwas, womit sich fast ausschliesslich Prog-Bands oder ähnlich veranlagte Combos auseinandersetzten. Dass immer mehr Bands aus den dunklen Gefilden des Metal versuchen, ihre Inhalte in zusammenhängende Strukturen zu pressen, zeugt vom Bedürfnis, große Themen wie Tragödien oder Epen unters Volk zu bringen. Die Polen BLINDEAD gehen sogar soweit, einen einzigen Satz auf sieben Songtitel aufzuteilen: "Self-Consciousness Is Desire And After 38 Weeks My New Playground Became Dark And Gray, So It Feels Like Misunderstanding When All My Hopes And Dreams Turn Into Affliction XXVII II MMIX".

Wie beim Vorgänger "Autoscopia" also wieder starker Tobak. Genauso wie die Musik, die es transportiert. Irgendwo zwischen Crust-Core, Dark Metal, Doom-Death, Post-Rock und Prog angesiedelt, zieht die düstere Ursuppe aus Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung (es geht um ein autistisches Mädchen und seine in sich geschlossene Gefühlswelt) einen immer weiter in seinen Bann, saugt einem das letzte Licht aus der gerade noch sonnigen Existenz. Mental instabile Leute werden an dieser Platte wahrscheinlich verzweifeln. Soweit die emotionale Seite.

Auf der kreativen Seite steht die Band rund um den ehemaligen Gitarren-Roadie und BEHEMOTH-Klampfer "Havoc", die auf ihrem dritten Longplayer nichts unversucht lässt, ihre morbiden Visionen in einem Sumpf aus strukturiertem Krach, Ambient-Gewaber und tonnenschweren Riffs zu versenken. ISIS kommen einem in den Sinn, ebenso THE OCEAN,
AHAB oder CULT OF LUNA. Das Musik gewordene Grauen manifestiert sich unter anderem im unglaublich intensiven Gefühls-Dilemma "Dark And Gray" oder dem Klangmonument "All My Hopes And Dreams Turn Into", bevor "Affliction XXVII II MMIX" einen ebenso ausdruckstarken wie ungewöhnlich beruhigenden Schlusspunkt setzt.

Im relativ kurzen "After 38 Weeks" versuchen uns vergeblich distanzierte Oboen und Fagotte (oder so Zeug halt) wieder in die Realität zurück zu holen, und auch der tiefschwarze Opener "Self-Consciousness Is Desire And" verschluckt spätestens ab seiner Hälfte alles noch übrige Licht. Das Werk kommt mit einem 40-seitigen Booklet, das mir leider vorenthalten wurde (mit Infos rund um die Band wurde generell ein wenig sparsam umgegangen...), das Gesamtpaket scheint sich optisch und akustisch also durchaus zu ergänzen.

Die Musik von BLINDEAD mag nicht jedermanns Sache sein, entdecken muss man sie selber: hier kommt einem nichts entgegen, man muss sich schon selbst seinen emotionalen Reim draus machen, ob das relativ sperrige Material einem nun behagt oder nicht. Einen Versuch ist es allemal wert!



Bewertung: 3.0 / 5.0
Autor: Mike Seidinger (10.05.2011)

ANZEIGE
ANZEIGE