In Extremo - Sterneneisen

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VÖ: 25.02.2011
Bandinfo: IN EXTREMO
Genre: Mittelalter Metal
Label: Universal Music Austria
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Lineup  |  Trackliste

IN EXTREMO sind angekommen. Im vergangenen Jahr feierte Deutschlands Mittelalter-Export Nummer Eins sein 15-jähriges Bestehensjubliläum. Das 2008 erschienene Album "Sängerkrieg" war nicht nur kommerziell erfolgreich, sondern bescherte IN EXTREMO auch eine immens profitable, von tausenden Fans besuchte Tournee durch deutschsprachige Landen. Nachdem Langzeit-Drummer Reiner Morgenroth die Felle verlassen hat, sorgt nun der INSTANZLER Specki T. D. für den nötigen Rhythmus im extremen Hause. Nun haben sich Das Letzte Einhorn und Co also knapp drei Jahre Zeit gelassen, um neues Material einzuspielen. In den letzten Monaten haben sich die glorreichen Sieben aber wieder an die Arbeit gemacht, um neue Mittelalter-Songs auf Konserve zu brennen.

"Sterneneisen" heißt nun also der neueste Output von IN EXTREMO, der ein Dutzend an neuen Songs unter dem Banner eines anarchischen Flugzeugs vereint. Stellt sich natürlich die Frage: Business as usual? Nach dem ersten Durchgang: Ja und nein! Ist der Mittelalter-Faktor schon auf "Sängerkrieg" eindeutig zurückgeschraubt worden und ist der härteren deutschen Rock-Art gewichen, führen IN EXTREMO dieses Konzept auf "Sterneneisen" konsequent weiter. Schon der Opener und als Vorab-Single fungierende Titel "Zigeunerskat" erinnert frappand an den drei Jahre alten "Sängerkrieg"-Einsteiger "7 Köche". Ein treibender Riff, ein schelmisch-ironischer Text und des Einhorns herbe Reibeisenstimme ergeben eine flotte, wenn auch schon etwas abgeschmackte Mixtur. Genauso verhält es sich beim darauffolgenden "Gold". Obwohl der Titel an sich als schneller, mitsingtauglicher Song darstellt, ist die musikalische Überraschung gleich Null und auch in punkto Lyrics nicht wirklich umwerfend. Für lyrische Hochgestochenheiten waren die Jungs zwar noch nie bekannt, etwas mehr als "Es ist nicht alles Gold was glänzt" bzw. "Viva La vida - ja, so ist das Leben" dürfte man sich im Mittelalter-Sektor aber doch erwarten?!

Aber vielleicht liegt ja genau darin die Crux. Sind die IN EXTREMOs überhaupt noch dem mittelalterlichen Genre zuzuordnen? Ohne jetzt eine stilistische Diskussion hervorrufen zu wollen, muss trotzdem gesagt werden, dass der Grundtenor des Dudelsacks und ein paar Flöten- und Harfentöne zwar atmosphärisch stimmig sind, mit Mittelalter hat das aber nichts mehr zu tun. "Sterneneisen" ist harter deutscher Rock mit folkloristischen Einflüssen, nicht mehr und nicht weniger. Und genau diese Tatsache wird einer Masse an Menschen gefallen, einigen (darunter mir) etwas bitter aufstoßen. Zugegeben, der Titeltrack kann mit seinem eingängigen Refrain samt mitreißender Melodie auf der nächsten Tour hundertprozentig überzeugen und auch die Halbballade "Siehst du das Licht" sowie die eben erwähnten Presch-Rocker "Gold" und "Viva La Vida" haben diesen typischen, rauen IN EXTREMO-Charme; richtungsweisend ist das Ganze aber nicht (mehr). Als einzige Erinnerung an alte Zeiten sei hier der "Zauberspruch No. VII" zu nennen, den sich die Rocker nicht nehmen lassen. Ansonsten ist "Sterneneisen" ein deftiges Rock-Album mit deutschen Texten (IN EXTREMO singen wirklich über "Stalker"?!) geworden, das hie und da mit Mittelalter-Elementen punktet, einen gewissen Drive- und Partymodus auffahren kann und von mir sicherlich öfters angehört werden wird. Beachtet man aber den mitunter genialen Backkatalog dieser deutschen Institution ("Weckt die Toten!", "Verehrt und angespien", "Mein rasend Herz",...), ist "Sterneneisen" (hoffentlich) nicht mehr als eine Art Überbrückung bzw. eine rockende, etwas dürftige Reminiszenz an ältere Tage...



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: mat (15.02.2011)

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