Silent Stream of Godless Elegy - Návaz

Artikel-Bild
VÖ: 17.01.2011
Bandinfo: SILENT STREAM OF GODLESS ELEGY
Genre: Folk Metal
Label: Season of Mist
Hören & Kaufen: Amazon | Ebay
Lineup  |  Trackliste

Man kann es nur als ziemlich beeindruckend bezeichnen, was das achtköpfige Folk-Metal-Kollektiv aus der Tschechei da abliefert.
Zwar lässt sich der musikalische Erguss auf „Návaz“ nicht einfach nur in die übliche Folklore-Schublade zwängen, aber der Kern des Ganzen ist es nun halt mal. Die Band ist mehr als zuvor tief im slavonischen Kulturgut ihrer ost-tschechischen Heimat verwurzelt - „Návaz“ bezeichnet ein uraltes, auf schamanischer Basis hergestelltes Amulett - und klingt dadurch anders als alles, was in diesem Genre sonst noch so sein Unwesen treibt.

Das durchgehend langsam gehaltene Liedgut überborded nur so vor Melancholie, Traurigkeit, und dem uralten Verlangen des Menschen nach Liebe, Anerkennung und Erfüllung. Und in diesem Kontext stört es auch nicht im geringsten, dass SILENT STREAM OF GODLESS ELEGY auf ihrem fünften Album mehr als einmal an MY DYING BRIDE erinnern. Eine gänzlich eigene Magie entfalten hier die komplett in tschechisch gehaltenen Texte, wobei vor allem Hanka Hajdovás ausdrucksstarke Stimme im Vordergrund steht. Zusammen mit Pavel Hrncír (der mit seiner klaren, eher tiefen Stimmlage mehr als einmal für Gänsehaut sorgt) entsteht so etwa bei „Prísahám““ oder „Pramen, Co Ví“ eine verzauberte und zauberhafte Stimmung.

Die wunderschön instrumentierten alten Schwarten wie Violine oder Harfe verleihen den Songs gerade dann so richtig Glanz, wenn im Kontrast dir harten Gitarren ertönen. Aber auch für sich alleine genommen ist das typische Folk-Brimborium inklusive Hackbrett und Cello nicht ohne.
„Návaz“ ist ein relativ außergewöhnliches Werk einer ebensolchen Band, der leider noch immer viel zu wenig Aufmerksamkeit zuteil wird. Auch wenn das neunteilige Opus vielleicht anfangs an der Sprachbarriere scheitert – das Material reift und wächst mit jedem Durchlauf, und am Ende ist es gerade das Fremde, Ungreifbare und Unverständliche das diesem Album seinen Charme und die märchenhafte Aura verleiht.

Der ehemalige HELLOWEEN / MASTERPLAN-Gitarrero Roland Grapow, der mittlerweile in der Tschechei sein eigenes Studio betreibt, hat „Návaz“ in ein sowohl druckvolles als auch sehr sensibles Klanggewand gesteckt, das alle Nuancen wunderbar hervortreten lässt und die Songs teilweise in einen fragilen, schwebenden Raum hineinprojeziert. Schwere, schleppende Gitarrenakkorde halten sich die perfekte Balace mit grazilen Hackbrett- und Violinen-Fragmenten, wie man etwa im tieftraurigen „Samodiva“ oder dem heimlichen Hit "Slava" wunderschön zu hören bekommt. Und wer beim fast gläsernen "Sudice" nicht Gefühlswallungen bekommt, sollte sich ernsthaft Sorgen um seine Psyche machen.

Dieses Album steht weit ausserhalb des europäischen Metal-Mainstraems, beinahe in seiner eigenen kleinen Welt voller Wälder, Talismane, Feen, Burgen und verzauberten alten Geschichten (von allem haben die Tschechen ja genug...). Für mich das erste Highlight des noch jungen Jahres und empfehlenswert für alle Liebhaber tiefgreifender, epischer Musik.



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Mike Seidinger (03.02.2011)

WERBUNG: Hard
ANZEIGE
ANZEIGE