Watain - Lawless Darkness

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VÖ: 07.06.2010
Bandinfo: WATAIN
Genre: Black Metal
Label: Season of Mist
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Für alle, die’s noch nicht wissen: das schwedische Trio WATAIN ist zurzeit die Black Metal Band der Stunde. Der Hype im Underground ähnelt schon der kultischen Verehrung GORGOROTHs, in deren produktivsten Phasen - mit Ex-Sänger und Unterwäsche-Designer Gaahl – sich allerlei Gestalten um die Band scharten. Ganz so schlimm ist es bei den Anhängern des chaos-gnostischen MLO (Misanthropic Luciferian Order) zwar noch nicht, aber mit dem vierten Longplayer „Lawless Darkness“ rückt die Band rund um den Ex-DISSECTION Bassisten und Publizisten des „Hellish Massacre Zine“, Erik Danielsson (E.), diesem Status gefährlich nahe.

Vom Erfolgsrezept der letzten Alben rücken WATAIN natürlich auch anno 2010 nur minimal ab. Bereits der Opener „Death’s Cold Dark“ ebnet den vorgegebenen Pfad – man vermische ein atmosphärisch-düsteres Intro mit schwarzmetallischen Highspeed-Blastbeats und der erwarteten Keifstimme. Nein, hier wird das Rad nicht neu erfunden, aber die eiskalten Gitarrenläufe heben WATAIN positiv aus dem Einheitsbrei heraus. Vor allem die Länge wurde im Vergleich zum Überwerk „Casus Luciferi“ und dem ansprechenden Nachfolger „Sworn To The Dark“ noch einmal ordentlich noch oben geschraubt. Die ersten Tracks auf „Lawless Darkness“ sind auch sehr ansprechend. „Malfeitor“ bettet sich gekonnt zwischen SATYRICON und DIMMU BORGIR, ohne an Authentizität und Rohheit zu verlieren, das nachfolgende „Reaping Death“ beginnt als kompromissloser True-As-Fuck-Knüppler und reift zu einem hochmelodischen Mid-Tempo Track.

Das alles an sich reißende Feuer verliert aber an Kraft und lodert fortan nur mehr vor sich hin. „Wolves Curse“ etwa, ist ein großartiger Black Metal Track wie man ihn seit den glorreichen 90er Jahren nur mehr sehr selten gehört hat, wird aber völlig unnötig in die Länge gezogen und verliert in seinem 9-minütigem Dasein sehr viel Magie. Dem Titeltrack und „Total Funeral“ fehlt es an der gewohnten Eigenständigkeit, erstmals beschleicht einem das Gefühl, dass sich WATAIN selbst kopieren. Luzifer sei Dank finden die schwedischen Hardliner im letzten Drittel ihren Drive wieder. Der Mid-Tempo Stampfer „Kiss Of Death“ strotzt vor kräftigen Melodien und bitterbösen Fantasieerweckungen. Das Zusammenspiel der Instrumentalfraktion ist über alle Zweifel erhaben, hier wird Black Metal mit Pomp und Gloria zelebriert, ohne auf lästige Tasteninstrumente zurückzugreifen. Das bombastische „Waters Of Ain“ ist sowieso der uneingeschränkte Höhepunkt des Albums. Eine knappe Viertelstunde holzen sich WATAIN durch sämtliche Bereiche ihres Könnens, variieren das Tempo genausooft, wie sie Riffs und Trommel-Geschepper drehen, um keine Langeweile aufkommen zu lassen. Dieses epische Schlachtross beweist auch den letzten Zweiflern, dass man vielleicht doch als legitime Nachfolger DISSECTIONs durchgehen könnte. Abgeschlossen wird der gefällige Rundling mit dem DEATH SS-Cover „Chains Of Death“.

Mit „Lawless Darkness“ bleiben WATAIN zweifellos an der Spitze des skandinavischen Black Metal, doch die fühlbare Magie und Kraft der beiden Vorgänger erreicht das satanische Triumvirat hier nicht mehr. Das großspurige Versprechen, dass der Black Metal mit dem neuen Album wiedergeboren wird, können WATAIN nicht halten, dennoch bleibt man mühelos im oberen Genredrittel verankert. Das Album ist aber leider auch zu lang geworden und kann die Spannung nicht durchgehend aufrechterhalten. Für Blackies gibt’s hier trotzdem eine uneingeschränkte Kaufempfehlung, weil WATAIN immer noch meilenweit vom großen Rest entfernt sind und Kritik hier auf höchstem Niveau stattfindet.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Robert Fröwein (07.06.2010)

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