Skunk Anansie - Smashes and Trashes

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VÖ: 30.10.2009
Bandinfo: Skunk Anansie
Genre: Alternative Rock
Label: Edel Records
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Lineup  |  Trackliste

Die lange Auszeit rund um die populärste Glatze seit Bruce Willis endet genau hier und jetzt – „Smashes and Trashes“ ist aber mitnichten ein neues Album der britischen Revoluzzer, sondern auf den ersten Blick ein für den geneigten Fan höchst zwiespältiges Sammelsurium aus Altbekanntem und neuen Zusatzstoffen. Eine Best Of mit drei neuen (?) Songs, dazu gibt’s formatmäßig die Qual der Wahl:
a) nur diese eine CD mit den 15 oben angeführten Standardnummern
b) die CD plus einer DVD mit ebenfalls 15 Clips
c) 2 CDs & 2 DVDs (als Zuckerl on CD2: zahlreiche Remixe, die zweite DVD bietet ältere Livestücke aus den Neunzigern)

Die Rolls Royce-Version von „Smashes …“ , Format Numero Four, bietet als Boxset dann wahre Deluxe-Kost: hier werden gleich 4 LPs, 2 CDs und 2 DVDs eingetütet, um wohl in Bälde als teure Alternative zu Strickpullover & Co. unterm Weihnachtsbaum zu landen. Vorausgesetzt, man hat das nötige Kleingeld um diese limitierte Auflage zu erhaschen … aber die ist wohl nur für Leute gedacht, die sich mangels einer Beischlafgelegenheit so nahe wie möglich zu Frontfrau Skin gesellen wollen. Auch wenn diese letzte Möglichkeit beinahe schon ein gutklassiges Bordell-(Preis)Niveau erreicht und somit wieder überdenkenswert wäre – aber "Mehr" hat man im Endeffekt wohl sicher von dieser 8-Scheiben-Wundertüte.

Abwegige Gedanken hin oder her, die Standardversion wälzt die dünne Diskographie der britischen (sagen wie der Einfachheit halber) Rockformation von lediglich 3 (unterschiedlichen) Alben halbwegs gelungen auf ein Dutzend Tracks aus - von denen mit dem zerbrechlich intonierten „Hedonism“ ihr wohl grösster Moment gleich im vorderen Drittel geparkt wird und danach sogleich ein neuer Track namens „Tear the Place Up" kredenzt wird : klingt anfangs durchaus stimmig und einen ganzen Zacken schmissiger, aber unterm Strich auch erstaunlich konventionell . Kein Aufbruch zu neuen Ufern, sondern lediglich eine Standortbestimmung und eine Anknüpfung an das Ende der Schaffensphase von 1999.
"Zu erwarten sei ein neues Studioalbum frühestens Mitte 2010" ... verbleibt die Band in Interviews vage, so bleibt halt nur der Griff zum Backkatalog – oder eben zu dieser Zusammensetzung, die das CD-Format nicht mal zur Gänze ausreizt. Sicherlich ein Kritikpunkt, da wäre doch noch locker Platz für ein paar (reguläre) Nummern mehr gewesen, Demostücke oder B-Seiten hätten ebenso ihren Zweck erfüllt. So sind die wirklichen Höhepunkte der Geisterstunde, namentlich „Charlie Big Potato“, „Secretly“ oder dem damals zweifach verwerteten „Charity“ schnell ausgemacht, während man mit dem allerersten Lebenszeichen der Band, 1995, „Selling Jesus“ (funky & naiv) oder dem meiner Meinung nach belanglosen „All I Want“ so manchen qualitativen Hungerleider ebenfalls mit an Bord dieses Pakets hievt.
Zum Ausgleich passiert der „Because Of You“ - Neuling aber die Prädikatsmarke „gut“ mit Bravour und schickt zeitgleich den etwas fülliger gewordenen Sound der altbekannten Stücke mit einem bezaubernden Refrain auf die Matte. Und das ebenfalls neue, ohrwurmverdächte, dazu streicherumrandete „Squander“ schlägt sein viereinhalb Minuten-Zelt direkt neben dem Lagerfeuer auf - Zelte, die die Band im Jahre 2001 einst so stürmisch abgebrochen hatte um sich anderweitigen Interessen zu widmen, da man mit Skunk Anansie damals alles gesagt und erreicht hätte. Die musikalische Gegenwart scheint indes mit gespaltener Zunge zu sprechen - warum sonst eine Reunion dieser Tage, wo doch alles Notwendige schon unter Dach und Fach (sprich: Silberlinge) zu sein schien ?

So oder so bleibt diese Zusammenstellung reine Businesssache - Fans der ersten Stunde (die auch ohne die neuen Stücke leidlich an harte VÖ-Zeiten gewöhnt sind) sollten bei Bedarf zu einem der üppigeren Formate greifen; Frischlinge, die bis dato keine Minute mit der Marke „Skin“ verschwendet haben können mit der Standardversion eine Bildungslücke schließen – und sich zeitgleich mit dem umtriebigen wie frischen Sound einer damals innovativen Formation vertraut machen.



Ohne Bewertung
Autor: PMH (04.11.2009)

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