Last Carez - First Caress

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VÖ: 00.00.2009
Bandinfo: Last Carez
Genre: Rock
Label: Eigenproduktion
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Lineup  |  Trackliste

"First Caress" von LAST CAREZ - klingt komisch, ist aber so. So haben die fünf Jungs aus Köln aber jedenfalls ihr Demo-Album betitelt; doch wie man weiß: Namen sind nur Schall und Rauch. An Schall interessiert uns allerdings in erster Linie mal der akustische, auf den Silberling gebrannte Output, und weniger der Bandname.

Was aber durchaus gleich mal ins Auge fällt ist das wirklich hübsch gestaltete Booklet zu dieser 6-Track-EP, das fein designed in Hochglanz daherkommt. Leider zwängt sich dabei mir auch gleich vorab die Frage auf, ob sowas Sinn macht; denn in heutigen Zeiten wird man ja eh nicht mehr "entdeckt", weil man ein klasse Demo gemacht hat. Da läufts ja letztlich eh nur, wenn man schon mit dem fix fertig produzierten Full Length Album zum Label geht, und dann versucht, damit unterzukommen. Insofern ist das Cover/Booklet-Design von LAST CAREZ sicher nett geworden; ob es sich lohnen wird, dass die Jungs da so viel investiert haben, ist eine andere Sache. Zum Herzeigen ist es natürlich allemal sehr schön.

Aber auch der optische Eindruck soll letztlich ja nur Nebensache sein, auch wenn ein gelungenes Cover sicher auch potenzielle Käufer anspricht. Musikalisch nun aber geht man bei LAST CAREZ recht geradlinig und rockig zur Sache; leider fällt es mir schwer, den Stil wirklich treffend zu Beschreiben. Denn einerseits ist man sicher klassischen Rock-Bands aus dem AOR-Bereich verpflichtet, andererseits möchte man doch deutlich moderner agieren, was man am frequenten Einsatz von einigen Samples und Effekten merkt, ebenso am Spielstil der Gitarren, die - abgesehen von den Songintros - weniger rifforientiert sind und eher nur begleitenden Charakter haben sollen, um die Vocals zu unterstützen. Damit schlägt man natürlich auch gleich einen Weg ein, mit dem man ganz klar ein breiteres (Mainstream) Publikum ansprechen möchte, als jetzt unbedingt nur die "ewiggestrigen" Genrefans zu bedienen, die sich nur Alben ins Regal stellen, die klingen, als kämen sie immer noch aus 1987.

Kurzum, die Kölner gehen definitiv sehr ambitioniert an ihre Sache heran; leider hinterlässt genau dieser Hybrid-Sound aus teils klassisch hardrockigen Riffs und Songstrukturen europäschier Prägung, kombiniert mit vor allem Refrains mit doch deutlich amerikanischer Schlagseite (mit denen man sich wohl ein wenig ins Fahrwasser von derzeit in Übersee ja populären Bands wie SEETHER, BREAKING BENJAMIN und Konsorten begeben möchte, bei LAST CAREZ denke ich her eher an den Refrain von "Down To Fall", oder auch an den Verse von "Freak") eine etwas gespaltene Meinung. Irgendwie werde ich das Gefühl nicht ganz los, dass man mit einem Hintern auf mehreren Kirtagen tanzen möchte - mit anderen Worten, dass vielleicht etwas zu verkrampft versucht wird, verschiedene Genres zu bedienen. Manchmal funktioniert das bei LAST CAREZ auch ganz gut, manchmal vertägt sich die Stilmischung aber nicht so ganz.

Definitv kann gesagt werden, dass die Jungs sicher ein gutes Händchen für Songstrukturen haben, und auch handwerklich geht alles in Ordnung. Für eine selbstproduzierte Demo ist auch der Sound durchwegs gut geworden, wenngleich insbesondere die Drums deutlich mehr Punch vertragen würden, gerade da merkt man den Demo-Charakter des Scheibchens doch noch sehr deutlich. Zwar würde auch der Rest des Sounds noch etwas Schliff vertragen, aber neben den deutlich "unterproduzierten" Drums würden eigentlich nur noch die Vocals noch dringend das letzte gewisse "Etwas" brauchen - sowohl produktions- als auch performancetechnisch. Die sind nämlich zwar auch durchwegs passabel geworden, ein bisschen fehlt aber noch das letzte Quäntchen an Entschlossenheit.

Unterm Strich liefern LAST CAREZ aber mit Sicherheit ein sehr formidables Demo ab, das eine durchaus interessante Rock-Mischung mit gelungenen Arrangements (schön hier etwa der Streicher- und Piano-Einsatz bei "The Chamber") und eingängigen Chören bietet, doch wie bereits erwähnt werden nur ein hübsches Demo-Cover (und nebenbei immerhin auch ein Gastauftritt von EDGUY-Klampfer Jens Ludwig!) alleine wohl nicht den Durchbruch bringen; hier werden LAST CAREZ sicher noch etwas an ihren Songs feilen und letztlich wohl auch das Risiko einer kompletten Albumproduktion auf sich nehmen müssen, wenn sie auch international für Aufsehen sorgen wollen. Auf einem guten Weg sind die Herren aber allemal, und definitiv eine Truppe, die man im Auge (bzw. im Ohre) behalten kann!



Bewertung: 3.0 / 5.0
Autor: Dragonslayer (28.09.2009)

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