Benighted - ICON

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VÖ: 00.00.2008
Bandinfo: BENIGHTED
Genre: Death Metal
Label: Osmose Productions
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Lineup  |  Trackliste

Was fällt einem ein, wenn man an französischen Metal denkt? Dagoba natürlich, und seit neuestem Gojira. Also nicht gerade eine überwältigende Vielfalt. Osmose Productions sollte einem aber auch noch einfallen, immerhin hat das kleine Independent-Label Scheiben von Bands wie Immortal, Samael und Impaled Nazarene veröffentlicht – und war auch im Death Metal-Bereich umtriebig: Dark Tranquillity, Extreme Noise Terror und Vital Remains haben einige ihrer besten Aufnahmen der Unterstützung durch Osmose zu verdanken.

Langer Rede kurzer Sinn: Labelboss Hervé Herbaut weiß, was er tut. Rechtzeitig für „ICON“ hat er Benighted unter Vertrag genommen, und damit ein Album in seinem Labelkatalog, um das ihn jeder Death Metal-Verständige Musikproduzent beneiden wird. „ICON“ – das zugehörige T-Shirt erzählt uns, dass sich der Titel als „Infinite Conscience Of Nothingness“ entschlüsseln lässt – ist ein Grind/Death-Meisterwerk geworden, dessen Abwechslungsreichtum und Verspieltheit neue Maßstäbe setzt. Obwohl die Fähigkeiten aller Musiker, die auf „ICON“ mitgewirkt haben, zu loben wären, muss man vor allem die Schlagzeugarbeit hervorheben: derartig variabel, präzise und kreativ wird definitiv selten getrommelt. Auch Sänger Julien leistet beeindruckende Arbeit: so vereint er während einiger Songs bis zu 3 Gesangsstile, zwischen denen sich Stellenweise richtige „Scream-Growl-Grunt“-Dialoge entspinnenn (vgl. z.B. Japanische Kampfhörspiele). Wie er das durchhält, bleibt ein Rätsel, da er auch live quasi alle Vocals übernimmt. „ICON“ ist extrem rhythmisch und wirkt an keiner Stelle chaotisch oder unkoordiniert – trotz des teilweise heftigen Tempos und der ständigen Rhythmuswechsel. Aber obwohl die Songs alle technisch sehr exakt gespielt sind, hat man nie den Eindruck, mit einer mathematisch-sterilen Komposition konfrontiert zu sein (vgl. Decapitated – Nihility, Behemoth – Demigod, Meshuggah...), sondern mit einem dynamischen Etwas, bei dem Überraschungen und Breaks hinter jeder Ecke lauern. Beispiele dafür wären zum Beispiel die Gitarrensoli im Opener-Meisterwerk „Slut“, sowie auch die augenzwinkernde 5-Sekunden Hip-Hop-Einlage in „Grind Wit“, das eine Offenbarung für sich darstellt. Nachdem die zwei Top-Nummern schlechthin das Album eröffnen, wirken die nachfolgenden Tracks beinahe etwas blass – das täuscht aber. Auch wenn Liedern wie „Saw It All“ der Feuerwerkscharakter der ersten beiden Tracks fehlt, müsste man sich tatsächliche Schwächen einreden.

Daher: jedem Death Metal und (separat, denn den beiden werden unterschiedliche Dinge an „ICON“ gefallen) jedem Grinder zu empfehlen, speziell wenn Vorlieben für Cephalic Carnage, Misery Index, The Faceless, Psycroptic oder auch Japanische Kampfhörspiele vorhanden sind.



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: youthanazia (28.08.2009)

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