My Dying Bride - For Lies I Sire

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VÖ: 27.03.2009
Bandinfo: MY DYING BRIDE
Genre: Dark Metal
Label: Peaceville Records
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Licht aus, Rolläden runter … wenn die britischen Trauerweiden mittlerweile zum zehnten Album rufen, dann ist für Freunde der fröhlichen bzw. sorglosen Musik Vorsicht geboten: nicht umsonst sind die inzwischen mit zwei zierlichen Damen ausgerüsteten Dunkeldoomster seit fast 20 jahren dabei, ihr eigenes Grab zu schaufeln und auf gängige (modische) Trends oder angesagte Klischees zu verzichten.
Und das geht nicht ohne Stil. Fronter Aaron, ein Meister der dichterischen Lyrik, hüllt seine Worte immer in gutgekleidete bzw. gutklingende Phrasen und erzählt auf dem neuesten Streich einmal mehr von den Schattenseiten des englischen Hochadels … ist natürlich Quatsch. Ebenso wie die Worte sind die musikalischen Taten kleine, in sich abgeschlossene Epen , welche diesesmal wieder die bei einigen DieHard-Fans schmerzlich vermisste Violine im Programm & auch sonst so einige kleine Überraschungen im seit Jahren abgesteckten Revier parat haben.

Peaceville, seit Urzeiten treuer Wegbegleiter der Herrschaften, haben die neun elegischen Songs in ein passendes Soundkostüm plus Artwork gezwängt und verbreiten auf ihrem Promozettel verführerische Worte : „Within here `this not just total doom, it´s majestic and miserable too …“ Und der verträumte Auftakt „My Body, a Funeral“ macht diesem Motto alle Ehre - mit Würde schreitet man im gemächlichen Tempo voran; links von der stoischen Gitarrenfront bzw. rechts mit dem unnachahmlichen Wehklagen der Violine begleitet hangelt sich der Song träge und trotzdem verführerisch-bitter in die Abgründe der Seele. Typisch MDB, typisch gut.
Aarons Gesang betört dabei extrem variabel, von zartschmelzend bis grimmig fährt der Gute die komplette Bandbreite auf um die Kompositionen in ihrer Wirkung zu verstärken - auch die eigene (alte) History wird hier und da ein wenig zitiert, Blastbeats und grollender Gesang machen auf „A Chapter in Loathing“ einen Sprung Richtung „As the Flower Withers“ und selbst Meister Quorthon und seine eingebuddelte Bathory-Horde dürfen im Mittelteil von „Santuario Di Sangue“ die Pferde wieder von der Leine lassen. Ja, so sind sie, die Engländer – einerseits very traditionell, andererseits bemüht, sich nicht allzusehr auf den eigenen Lorbeeren auszuruhen. Und ein paar stimmig integrierte Verzierungen machen aus FOR LIES I SIRE schwuppdiwupp einen höchst delikaten Düsterhappen, der sich in punkto Vielfalt aber nicht allzuweit aus dem eigenen Fenster lehnt und trotzallem der möglichen Vorhersehbarkeit eine lange Nase dreht.

Dazwischen gesellen sich - of course, my Dear - aber typische, nichtsdestotrotz hochklassige Jungbrunnen wie das teilweise in sich versinkende Deprimonster „Fall With Me“ oder der mit Akustiktönen gewürzte Titeltrack: beides Paradebeispiele welche songwriterischen Qualitäten sich im Laufe der Jahre im Proberaum angesammelt haben ohne ihren Sound in irgendeiner Weise verwässert oder drastisch umgestellt zu haben - bis auf die wohlbekannte Ausnahme „34,788 % ….Complete“ . Dieses „Experiment“ war damals aber eine Notwendigkeit, um den roten Faden der History wieder gekonnt aufzuklauben bzw. die Batterien frisch aufzuladen. Da überrascht es auch nicht, dass sämtliche Nachfolger im Grunde ein und derselben Linie folgten und dabei gute bis erstklassige Resultate ausspuckten.
Die „Masters of Misery“ können aber auch anders – und kürzer: wo Sentenced oder Paradise Lost aufhören, fängt das relativ gelenkige „Bring me Victory“ erst so richtig an ... zwischen straightem, aber dennoch harten Gothicmetal schneiden die flüsternden und eindringliche Vocals sämtliche H.I.M-Azubis in Scheiben, dazu filetierten die rauen Passagen sämtliche Singleambitionen oder Chartsgedanken mit Genuss nur um sich beim nachfolgenden „Echoes… „ wieder in der eigenen, liebgewonnen Tristesse zu baden.
Ende gut, alles Gut ? Mitnichten, denn das vielschichtige „Death Triumphant“ schickt den Hörer erst nach stolzen elf Minuten in den Alltag zurück - und ersäuft einen vorher genüsslich in molltönender Atmosphäre. So schön kann vertonte Leidenschaft anno 2009 sein.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: PMH (01.04.2009)

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