Blindead - Autoscopia: Murder In Phazes

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VÖ: 06.10.2008
Bandinfo: BLINDEAD
Genre: Metal
Label: Foreshadow Music
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Lineup  |  Trackliste

Nun wächst eine neue Riege an Musikern heran, die eine beachtliche Schar an Fans für sich zu gewinnen scheint, ohne auch nur kleinste Anbiederungen an den Massenmarkt im Sinn zu haben. Die Musiker auf die ich anspiele vermischen munter progressive Elemente mit Rock/Metal/Hardcore Stilmitteln und fügen dem ganzen bisweilen eine ordentliche Portion düsterer Atmosphäre inklusive partieller Doom und Sludge Einsprengsel bei. Und viele Rock- und Metal Fans, die den Anspruch und die Atmosphäre dieser Stilrichtung schätzen, vergessen das üble Schubladendenken und begeistern sich für die Genrevorreiter NEUROSIS, ISIS, CULT OF LUNA etc.
BLINDEAD aus Gdynia zählen noch nicht zu dieser „ersten Riege“, zielen aber eindeutig darauf ab, zu jenen Namen aufzuschließen. Aufmerksamen Metalfans wird dabei sicherlich ein Name im Line-Up auffallen: Als Gitarrist steht ex-BEHEMOTH Saitenhexer Havoc im Dienste der Polen.

Musikalisch – so viel sei bereits verraten – sind diese sechs Musiker versiert und auch als Songwriter talentiert, doch können sie gegenwärtig noch nicht an die genannten Genreheroen aufschließen.
Wie viel Können BLINDEAD wirklich aufweisen, wird aber z.B. beim Opener “Enlightenment“ deutlich: Nach dem obligatorisch langsamen, sich steigernden Beginn setzt eine gedrungene Atmosphäre ein, die durch die wunderbaren cleanen Vocals forciert wird. Nach diesem schönen, aber beinahe zahmen Beginn setzen fiese Kreischvocals ein, die mit einer sich wiederholenden, instrumentalen Rhythmik den Song charakterisieren. Diese dichte Atmosphäre bleibt das Markenzeichen der Band, wenngleich die zündenden Ideen bei mancher Passage leider fehlen (z.B. wirkt “Symmetry“ wie post-metallische Konsensware).

Die besten Momente können BLINDEAD dann liefern, wenn sie entweder im Doom-Sektor wildern (das 11-Minuten Monster “Phenomena“ steigert sich z.B. gegen Ende in ein wunderschönes, episches Stück Musik) oder mit unterschiedlichen Vokalfärbungen experimentieren. So sind die variablen Vocals auf “Blood Bond“ ausschlaggebend für die hohe Qualität des Songs. Jedoch schränken sich BLINDEAD im Bereich der Vocals selbst ein: Die bisweilen zu monotonen, gekreischten Vocals verderben in manchen Passagen die grandiose Atmosphäre. Die klaren, dunklen Vocals öfter einzusetzen, wäre ein Ratschlag, den ich der polnischen Band mit auf den Weg geben will.

So bleibt “Autoscopia: Murder in Phazes“ ein ambitioniertes und insgesamt auch recht gelungenes Werk, das weit weg vom Massengeschmack residiert. BLINDEAD beherrschen ihre Instrumente auf eindrucksvolle Art und Weise und schaffen es in diesem bisweilen schwierigen, musikalischen Terrain bereits einige Glanzlichter zu setzen. Noch fehlt dem Ganzen die qualitative Konstanz um ganz vorne mitzuspielen. Fans des Genres sollten sich den Namen BLINDEAD aber auf jeden Fall auf den imaginären Notizblock schreiben!



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: El Greco (12.01.2009)

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