Roth, Uli Jon - Under A Dark Sky

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VÖ: 22.09.2008
Bandinfo: Roth, Uli Jon
Genre: Symphonic Rock
Label: SPV / Steamhammer
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Die Verknüpfungen von Rock und Klassik wurden in den letzten Jahren vermehrt strapaziert. Doch kaum ein - dem Rock Genre entstammender - Künstler mischt diese Sparten so konsequent zu einem musikalischen Gemisch wie dies ex-SCORPIONS Gitarrist ULI JON ROTH seit vielen Jahren und Alben praktiziert. Daraus ergibt sich einerseits ein hoher künstlerischer Anspruch, der durch die Vermischung unterschiedlicher Stilistiken zu einem außergewöhnlichen Ganzen wird. Andererseits bringt dieser Faktor auch die Gefahr mit sich, zwischen allen Genres zu hausieren und demnach sowohl Klassik als auch Rockfans vor den Kopf zu stoßen.

Die Umsetzung eines solchen Projektes ist demnach ein schwieriges Unterfangen. Dies wird im Laufe des Openers „S.O.S.“ gleich mal eindrucksvoll bewiesen, da der ‚Operngesang’ (nicht nur) für mich äußerst befremdlich wirkt.
Das folgende „Tempus Fugit“ kommt einer tatsächlichen Verschmelzung der Genres näher und wirkt auch dank der Orchestrierung in diesem Klangspektrum ‚passend’. Aber erst auf “Land of Dawn“, einem in drei Teile aufgeteilten 11 Minuten Epos, kommen die Vorzüge des Albums zum Vorschein: Unterschiedliche atmosphärische Schichten, die meist eher „laid back“ und melodisch, aber dennoch immer ausdrucksstark sind, prägen dieses Stück. Die starken weiblichen Vocals von Liz Vandall und die wunderbaren Gitarrenleads versüßen einem dieses musikalische Monstrum von der ersten bis zur letzten Sekunde.
“The Magic Word“ ist wohl das rockigste Stück des Albums. Erstmals ist die Gitarre tonangebend und fügt rockige Elemente zum symphonischen Aspekt. Wenig überraschend ist dabei die Tatsache, dass Mr. ULI JON ROTH immer dann voll zu überzeugen weiß, wenn er seine Gitarre ‚sprechen’ lässt. Unglaublich ausdrucksstark wie immer, gibt die Gitarre dem einen oder anderen Stück das ‚gewisse Etwas’, wie z.B. auf “Stay in the Light“ eindrucksvoll bewiesen wird.
Beim abschließenden Epos „Tanz in Die Dämmerung“ wird noch mal der symphonische Aspekt strapaziert, was für einen Teil der Rezipienten als große Kunst gelten, dem geneigten Rockfan aber wahrscheinlich die Zornesröte ins Gesicht treiben wird.

Am Ende des Albums weiß man nicht so recht, ob man nun einen Meilenstein oder ein zwiespältiges Werk miterlebt hat, wenngleich das Urteil meist in die erstgenannte Richtung tendiert. Die kompositorische Leistung des ULI JON ROTH könnte kaum überzeugender sein. Seine Gitarrenkünste sind ebenfalls als ‚grandios’ zu bezeichnen. Zudem überzeugen die Gastsänger Liz Vandall und Mark Boals zu jedem Zeitpunkt. Also eigentlich mindestens eine 4,5?
Nun, Bewertungen sind immer subjektive Urteile eines Rezensenten. Wenngleich mir das Album gut gefällt, bin ich von “Under a Dark Sky“ nicht zu jedem Zeitpunkt überzeugt, was wiederum zwangsläufig zu einer niedrigeren Bewertung führt. Der Grund dafür liegt ganz einfach in den ‚klassischen’ Gesängen, die – für mich – einfach als Fremdkörper wirken. So toll die Vermengung der Elemente auf der Instrumentalebene funktioniert, so merkwürdig wirken manche der Vokalpassagen. Zudem würde ich mir wünschen, dass ULI JON ROTH seiner Gitarre beim nächsten Mal wieder etwas mehr Freiraum lässt. Grundsätzlich ist “Under a Dark Sky“ dennoch ein sehr gelungenes Album, wenngleich der Rockfan vor dem Erwerb reinhören sollte. Wie bereits erwähnt, sind Vermischungen von einander beinahe ‚fremden’ Genres sind nicht immer leicht. V.a. wenn diese Vermischung konsequent auf einem kompletten Album präsentiert wird und nicht nur einzelne Elemente des jeweils anderen Genres inkludiert.



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: El Greco (19.10.2008)

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