Metallica - Death Magnetic

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VÖ: 12.09.2008
Bandinfo: METALLICA
Genre: Thrash Metal
Label: Universal Music Austria
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Fünf Jahre nach dem Selbstfaller „St. Anger“ ist es also nun da. Das neue METALLICA Album! Und die wichtigste, die wohl wegweisende Entscheidung diesen neuen Rundling betreffend fiel schon lange vorher, noch in der Planungs- und Konzeptionsphase. Der Produzentensessel wurde mit einem Zottelbärtigen Wesen besetzt, welcher laut Aussage von Lars Ulrich entweder gar nicht im Studio anwesend war oder bei seinen spärlichen Studioaufenthalten irgendwo auf einer Couch sein Schlafdefizit auszugleichen versuchte. Nichts desto trotz verpasste Rick Rubin den Superstars genau jenen Sound, den wir verdammt noch mal von Multimillionären hören wollen, trocken, roh, druckvoll und mit schönem Wumms unterlegt.

Überhaupt orientierten sich Hetfield & Ulrich beim Songwriting tendenziell an diversen Frühwerken ihrer Karriere. Fast mutet es an, dass hier zig Ideen der „Ride..“, „Masters..“, „…And Justice“ sowie der schwarzen Phase in eine riesige Trommel geworfen wurden, dazu kam noch etwas (Re)Load Gewürz und fertig ist der neue Longplayer. Das beinhaltet aber auch, dass ein Kirk Hammett (endlich!!) wieder frank und frei, ohne Zwänge Solis spielen darf! Ein weiteres Rezept aus der Vergangenheit fand auch wieder Einzug auf „Death Magnetic“ – die von der Band bekannte Formel, wir fangen mit einem schnellen Song an, gehen dann ins Midtempo über, bevor die übliche (Halb)Ballade drankommt – ein langes Instrumental muss auch auf die Scheibe und auf den nach Hause Weg geben wir den HörerInnen noch mal eine deftige Kante mit, wurde auch auf „Death Magentic“ angewandt. Fakt ist aber bei all dieser gutzuheißenden Rückbesinnung und den Umstand, dass METALLICA auch 2008 keine kurzen Songs schreiben können, dass ein „Enter Sandman“ auch nach der neuen CD der letzte METALLICA Song für die Ewigkeit bleiben wird. Denn potentielle Hits bzw. Nachfolger für diesen Übertrack findet sich in den insgesamt zehn Nummern keiner! Und für die Besserwisser sei angemerkt: Ja natürlich VOR „Enter Sandman“ gibt es zu Hauff Songs für die Ewigkeit von METALLICA!

Aber gehen wir ins Detail, voila liebe Leutz, hier die absolut subjektive Meinung des Rezensenten über die zehn Tracks von „Death Magnetic“:

That Was Just Your Life
Baut sich langsam auf, bevor der dann doch schnelle Opener in die Gänge kommt. Leise Reminiszenzen an „Blackend“ werden vernommen, obgleich „That Was Just Your Life“ doch nicht ganz so hurtig um die Ecke kommt. Aber sicher einer der besseren METALLICA Songs der letzten *hüstel* 17 Jahre! Der Midtempoteil ist zwar ein wenig hatschert, dafür gefällt der schnelle Part samt Refrain ungemein – ebenso das Ultraschall Solo vom Kirk-Man.

The End Of The Line
Der – nach flotterem Beginn - erwartete groovigere Track. Der Beginn tendiert deutlich zur „Black Album“ Phase. Zieht sich träge dahin, irgendwie glaubt man das Ganze schon mal gehört zu haben, nach dem Einsatz von James Vocals fühlt man sich in die „Ride the Lightning“ Ära rückversetzt, diese lang gezogene Phrasierung mit flotten Beat unterlegt, schön ins Ohr gehend, aber – leider – immer wieder durch diese Zähigkeit fast zerstört. Retten tut einem dann der Part ab Minute sechs – akustisch wird es; mit einer feinen Eingängigkeit; große Klasse der Abschnitt! Stundenlang hat man dieses „The Slave becomes the Master“ im Ohr….

Broken, Beat & Scarred
Sicher einer der Durchhänger auf „Death Magnetic“. Klingt wie ein auf ein bisschen Härte getrimmtes Überbleibsel der Load/ReLoad Phase, auch weil die Solis vom Herrn Hammett irgendwie neben der Spur liegen. Außer dass der Song sechs Minuten „kurz“ und nicht wirklich nachvollziehbar ist, zudem eine äußerste Zähigkeit im mittleren Tempo besitzt, nicht wirklich erwähnenswert.

The Day That Never Comes
Die erste (Halb)-Ballade. Wahrscheinlich schon sattsam bekannt, geistert der Track ja schon seit Wochen im Netz umher! Anfangs von mir noch skeptisch beäugt, steigert sich „The Day That Never Comes“ von Rotation zu Rotation. Zugegeben hinter diesem Musikstück steckt eine Menge an Kalkül. Da wurde so ziemlich jeder balladeske METALLICA Stoff der Bandhistorie aufgegriffen und weiterverarbeitet, wobei das Hauptaugenmerk ohne Widerrede auf „Fade To Black“ gelegen haben dürfte. Wie gesagt, der Song wächst, auf keinen Fall vom ersten Eindruck abschrecken lassen, er manifestiert sich zwar nicht zu einem mächtigen Etwas, aber sicher einer der besseren Beiträge auf „Death Magnetic“, auch weil die speedige Geschichte ab der fünften Minute schon sehr geil und old schoolig rüberkommt.

All Nightmare Long
Nach dem Opener „That Was Just Your Life“ der nächste Höhepunkt! Vergangenheitsbewältigung a la METALLICA. Zeitweise hohes Tempo, zündende Riffs, Soloschmankerln en Masse, ausgiebige Instrumentalphasen und zig Frühphasen Parts inklusive. „All Nightmare Long“ klingt in etwa so wie sich viele METALLICA anno 2008 wünschen würden. Die Riffs sind eingängig, die Grundstimmung erinnert vage an eine Kreuzung aus dem „Ride The Lightning“ Soirit und der Sterilität von „…And Justice For All“. Auch der Refrain weiß zu gefallen, gerade weil da die Gitarren so schön schräg im Hintergrund daher fetzen.

Cyanide
Irgendwie der Prototype von einem Song der Marke „wie verhunz ich ein Stück mit Wahnsinnrefrain durch das Anhäufen von sieben Millionen Details und Windungen“. Der wirklich unglaubliche Refrain dauert exakt sechzehn Sekunden (das darf dann auch während der sechs Minuten dreimal wiederholt werden) ist aber mit Abstand das BESTE was die Mannen seit Jahrzehnten auf Langrille gebrannt haben. Leider, und in diesem Fall ist es ein riesengroßes Leider, ist das restliche Drumherum dieses Songs derart unspektakulär zugekleistert worden, dass einem schon angst und bange werden kann. OK der akustisch unterlegte Teil ist noch irgendwie annehmbar, aber der Rest von „Cyanide“ wirkt auf mich einfach zu konstruiert.

Trotzdem allein dieses "... Cyanide, living dead inside - Break this empty shell forevermore" Ist es wert den Song mal auf Dauerrotation zu legen!

The Unforgiven III
Da stellt sich unweigerlich die Frage – hat das wirklich sein müssen? OK von der Grundthematik wurde beim dritten Part der „Unforgiven“ Serie eine etwas andere Herangehensweise gewählt. Piano und Blasinstrumente zu Beginn, Akustikgitarre darf erst später einsetzen, aber sonst? Eher vertraut, war alles schon da, nicht zwingend besser, aber auch nicht wirklich nötig. So der Plätschersong halt, kommt nicht wirklich aus den Hufen, eignet sich aber zu 110% um die Angebetete vielleicht doch milde stimmen zu können. Wobei, die wohl durch das Kaugummi Grundriff ein wenig verschreckt von dannen ziehen dürfte…

The Judas Kiss
Wieder so ein Highlght! Old-School METALLICA Midtempo Stuff, diesmal aber trotz der Länge von acht Minuten eher straight gehaltenen, eine Huldigung ihrer eigenen Vergangenheit, nahezu alle paar Sekunden purzeln da die bandinternen Vergleiche nur so aus den Speakern. Viel, sehr viel „Ride The Lightning“ steckt in diesem Song, irgendwie auch ein immenser „Masters of Puppets“ Einschlag, wie wenn sich Hettfield/Ulrich hingesetzt hätten um den Geist der beiden Alben in modernerem Gewand ins 21. Jahrhundert zu beamen. Lediglich der Spoken Word artige Teil zum Schluss hätte jetzt nicht unbedingt sein müssen, das Donnerwetter danach macht das aber wieder schön weg!

Suicide & Redemption
Yesssssss! METALLICA setzen – endlich!!! – wieder auf ein mega-opulentes Instrumental! Seit „Orion“ darf endlich mal wieder ein Song ohne Hetfield-Throat auskommen. Neun Minuten und Siebenundfünfzig Sekunden, ein Höllenritt, herrlich alleine der erste Durchlauf. Jede Sekunde den Einsatz einer Stimme erwartend, bevor man nach gut vier oder fünf Minuten die Gewissheit erlangte, juhu Instrumentaltrack! Und nur ein Schelm findet da jetzt versteckt irgendwelche „Orion“ Vergleiche!

My Apocalypse
Der schon erwähnte fast and furious Rausschmeißer. Wobei so furios ist „My Apocalypse“ dann doch nicht, sieht man von der Tatsache ab, dass er gerade einmal schlappe fünf Minuten dauert (normalerweise ein besseres Intro/Outro für METALLICA) und nahezu ausschließlich auf Geschwindigkeit setzt. Gegen Kultstatus genießende Album beschließende Songs wie „Dyer’s Eye“ oder „Damage Inc.“ zieht MyA jedoch den Kürzeren, obschon er das heftigste Statement des kompletten Albums darstellt. Dürfte aber live ein ordentlicher Feger werden, falls dem Song jemals diese Ehre zu Teil wird!

Fazit: „Death Magentic“ mit der von METALLICA bekannt üppigen Spielzeit von 75 Minuten ausgestattet, ist nach dem „St. Anger“ Desaster und der auch nicht wirklich gelungenen „Load“ bzw. „ReLoad“ Phase eine richtiggehende Wohltat geworden. Andererseits muss sich die Neue auch mit den Bandklassikern messen und im Vergleich zu allem was einschließlich des schwarzen Albums von METALLICA erschien, kann „Death Magnetic“ nicht mithalten.
Gutes Album: JA natürlich!
Klassiker: Nie im Leben!

Was wünsche ich mir von METALLICA im Jahr 2013 (beim nächsten Album also)?

Eine bessere Kanalisation der wirklich superben Grundansätze die auf „Death Magnetic“ deutlich herauszuhören sind. Weniger ist in vielen Fällen oft mehr. Steht da in einem Song ein Refrain wie eine Wand und drückt alles nieder, bitte warum muss da Drumherum soviel unnötiger Ballast angesammelt werden. Mehr Songs der Marke „That Was Just Your Life“, „All Nightmare Long“ oder „The Judas Kiss“, das Beibehalten der Instrumentalgeshichte („Suicide & Redemption“ kann Alles!) – ja einfach ein dann aber wirklich herausragendes METALLICA Album, dass „Death Magnetic“ (noch) nicht geworden ist.



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Reini (11.09.2008)

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