Grenouer - Lifelong Days

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VÖ: 20.06.2008
Bandinfo: Grenouer
Genre: Industrial Metal
Label: Locomotive Records
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Lineup  |  Trackliste

Dass Russland mehr zu bieten hat als Vodka und Kommunismus haben zwar schon Dostojevski und Tolstoy bewiesen, auf dem musikalischen Sektor kennt man aber neben den (zum Glück endlich von der Bildfläche verschwundenen) Pseudolesben von TATU als Mitteleuropäer genau nichts. Dabei hat Russland mit GRENOUER seit Mitte der 90er eine Band vorzuweisen, die sich nach dem Deal mit Locomotive Records anschickt, auch den Westen unsicher zu machen.

Damit das auch gelingt, haben die vier Russen ein neues Album im Gepäck, das auf den Titel „Lifelong Days“ hört und so gar nicht in irgendwelche Genreschubladen passen will. Grob gesagt vermischen sich auf der Scheibe Riffing á la MESHUGGAH, Vocals in Richtung HARE (kennt die Band außer mir eigentlich noch jemand?) und eine gehörige Portion Industrial-Giftschlamm zu einem zwar zähflüssigem, aber ätzend-explosiven Gebräu. Sänger Ind agiert herrlich doomig-düster und sorgt für den perfekten Kontrast zu den knüppelharten Gitarrenriffs von Saitenakrobat Motor und dem wabernden Bass von Viersaiterdompteur Slavij. Schlagzeuger Grave verpasst dem ganzen ein zwar kompaktes, aber nicht wirklich straightes Schlagzeugkorsett, das dadurch umso wuchtiger wirkt. Das Material ist zumeist im Midtempo-Bereich angesiedelt, was den gebotenen Lied-Leviathanen aber exzellent zu Gesicht steht.

So weit, so gut – leider gibt es aber auch einiges Negatives zu vermelden. Zum Beispiel, und das überrascht fast am meisten, den Sound der Platte – schließlich wurde das Teil in den nicht ganz unbekannten Finnvox Studios gemastert. Trotzdem bekommt man in erster Linie zu dumpfes Material zu hören, das mit einem etwas klareren Sound und etwas mehr Höhen wesentlich besser gewirkt hätte. Schade: ein sparsam basslastiger Sound hätte wirklich gut zu den GRENOUER’schen Kompositionen gepasst, so vermatschen aber jegliche Nuancen der vielschichtigen Songs. Auch die Nummern selbst kommen teilweise einfach zu wenig in die Gänge – neben einigen innovativen Überraschungshits sind auch ein paar Rohrkrepierer mit dabei, die man aber im Großen und Ganzen verschmerzen kann - zumal nichts wirklich nach hinten losgeht.

Was bleibt, ist eine gute, aber ungeschliffene Scheibe – ein fast schon paradigmatischer Fall von Geheimtipp. GRENOUER haben mit „Lifelong Days“ eindrucksvoll bewiesen, dass sie das Zeug haben, in der Oberliga mitzuspielen. Bis es soweit ist, wird die Anhängerschar der Band zwar langsam, aber stetig wachsen, bevor das nächste – etwas sorgfältiger gemachte – Album dann den endgültigen Durchbruch bringt. So wie das mit Geheimtipps eben ist.



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Pr0m3th3us (17.07.2008)

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