X-Fusion - Vast Abysm

Jan L., seines Zeichens Industrial-Entrepeneur, Producer und DJ, der bereits seit Ende der 80er die Aggrotech- und Industrial-Szene aufmischt, liefert dieses Jahr mit seinem Hauptprojekt X-FUSION wieder mal eine Scheibe ab, die sich gewaschen hat. Das schöne Stück hört auf den Namen „Vast Abysm“ und bietet bösartigsten Industrial für all jene, denen HOCICO und :WUMPSCUT: zu langsam und zu zahm sind.

Nach dem Midtempo-Einstieg auf „Godless“ zeigen „Bouncer Of The Pearly Gate“ und vor allem „I Saw You“ die eigentliche Ausrichtung auf „Vast Abysm“ an – das Material ist extrem treibend und druckvoll geraten und dabei wesentlich straighter produziert als vergleichbare Acts. Soll heißen: weniger Delay, weniger Echo, dafür mehr direkt in die Fresse und gnadenlose, brutal-aggressive Beats, die zu dem besten gehören, was die Industrial-Szene in den letzten Monaten und Jahren aufgeboten hat. Dankenswerterweise verzichtet X-FUSION auch auf die schier endlosen Synth-Arpeggios, die für andere Acts so charakteristisch sind, und fährt stattdessen äußerst markant Umspielungen und Keyboard-Licks auf, die „Vast Abysm“ in puncto Atmosphäre wirklich einzigartig und interessant machen.

Selbst Sprachsamples und gesprochene Textpassagen passen perfekt in die kompakten, direkt produzierten Kompositionen, und Jans Vocals sind ein Paradebeispiel dafür, dass bösartige Vocals auch ohne Verzerrungsoverkill machbar sind – und dadurch sogar eindrucksvoller klingen als mit Delay überfrachtetes Hintergrundflüstern und –rauschen. Die seltenen Längen der Platte werden durch die Sound-Vielfalt und den Ideenreichtum der Songs locker wettgemacht. Besonders toll – und für Metaller interessant – wird „Vast Abysm“, wenn die verzerrten E-Gitarren randürfen, was leider das nur auf wenigen Songs der Fall ist. Hier schlummert noch einiges an Potenzial, wie etwa das unglaubliche „Bloody Revenge“ beweist – bitte noch mehr davon!

„Vast Abysm“ ist ein sehr gutes Industrial- bzw. EBM-Album mit teilweise genreübergreifenden Elementen geworden, das X-FUSION nicht nur für primäre Scenesters interessant macht. Gerade diejenigen mit einem Faible für Industrial Metal a lá SULPHER, SCHULDT, LITHIUM und Konsorten, die gerne auch mal die Fühler in musikalisches Neuland ausstrecken, sollten „Vast Abysm“ eine Chance geben. Lasst euch diese Scheibe nicht entgehen!