IN VAIN - Solemn

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VÖ: 19.04.2024
Bandinfo: IN VAIN
Genre: Progressive Death Metal
Label: Napalm Records
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Verspätet legte der Osterhase bzw. die Osterhäsin ein alles andere als faules Ei in mein digitales Nestchen in Form der fünften Langrille einer skandinavischen Combo, genauer Norwegen, Kristiansand: IN VAIN mit Solemn.  

Der Opener „Shadows Flaps Their Black Wings“ fällt überraschend aus: Sowohl das prägnante Riffing als auch der zeitweise mehrstimmige Gesang schaffen die Quadratur des Kreises, die da ist, eingängiger Melodic Death Metal. IN VAIN erfüllen diese Kür um einiges ambitionierter als die vor kurzen rezensierte Band aus Ostskandinavien BEFORE THE DAWN. Ich könnte mir durchaus vorstellen, durch die norwegische Wildnis zu düsen, der Wackel-Dackel ist man selbst, weil zum Schunkeln zu wenig Platz ist. Selbst das Solo fügt sich perfekt in diesen Reigen ein. Einziger Wehrmutstropfen sind meiner Meinung die Lyrics, die teilweise unrein gereimt sind und poetisch nicht in den Bereich etwa der Qualität von etwa Walter Hasenclevers Lyrik kommen, da wäre ich mit einem originellen Text in nordischer Sprache, wie es etwa OPETH kredenzen, leichter zu überzeugen. Na ja…

„…Poison of the mind and soul
A new conqueror on the throne
Who alters your perception
And tears ambitions down.“

„To The Gallows“ macht ebenfalls fast alles richtig, sehr gutes Wechselspiel zwischen Forte und Piano. Kleiner Kritikpunkt bezüglich des Gesanges, der Klar- bzw. gegrowlte Gesang passen perfekt zum Sound, den gescreamten Gesang, der Kategorie: Ich bin ein pöser-Hexer und werde euch verhexen, Black-Metal-Attacke, Knusperzauber, wenn nicht gerade eine Schlinge um meinen Hals läge, finde ich entbehrlich. Was das Songwriting betrifft, ist dieses Stück hier nicht ganz auf der Höhe des Openers.

„Season Of Unrest“ kömmt, was das Riffing betrifft, sehr stark um die Ecke. Trotzdem die Komplexität sehr begrenzt ist, ist das Bestehende nahezu perfekt dargeboten, und ja der Gesang muss ein weiteres Mal positiv erwähnt werden. Doch halt, die Posaunen von Jericho, Verzeihung, ein Saxophon, wird ins Feld geführt. Alles in allem überraschend großartige Nummer. Einziger Kritikpunkt bleibt der Text: Ois bricht zam, kemma scho!

„At the Going Down Of The Sun“ offenbart keine Überraschungen. Okay, das leiwande Solo und der Versuch Sinfonisches einzubinden, dürfen positiv erwähnt werden.

„Where The Wind Meet“: Das sehr schnieke Intro, hm, ich bin mir nicht sicher, ob das hier in Richtung Programm-Musik abdriftet, aber ich mag es. Wow, der Wechsel zwischen Forte und Piano ist suprig gelungen. Nach einem sehr heftigen Solo/Zwischenspiel folgt ein sehr gelungenes Outro, wobei erstmals eine gepickte Akustik-Gitarre, Wind und Wetter trotzt, wobei eine Elektro-Gitarre sehr gelungen darüber streicht. Einziger Kritikpunkt: der gescreamte Gesang.

„Beyond The Pale“: Finsternis, das Feuer brennt, das Ende ist nah. Musikalisch passt es eh.

„Blood Makes The Gras Grow“: Was Metal betrifft, sind die bezaubernden Wörtchen, ein klitzekleiner Auszug: Oblivion, Abyss, Destruction, schon ein bissi redundant, würde ich meinen. Wobei, der Titel des Tracks erinnert mich dezent an „The Witcher 3“, nämlich an den Flüsterhügel, worauf hier nicht näher eingegangen wird. Der mehrstimmige Gesang muss abermals positiv hervorgehoben werden, ebenso das Gespür für Melodieführung. Okay, das Screaming ist wohl der Flagge des Black Metal geschuldet, weil diese Kombo unter mehreren Flaggen schifft, und bekanntlich führt das zu Konflikten.

„Eternal Waves“: Okay, die endlosen Wellen des Meeres als Metapher für die Ewigkeit, in die die menschliche Existenz eingebettet ist, flankiert von den Gezeiten, die durch den Erdtrabanten determiniert werden, wobei die Wellen die Sünden wegwaschen mit dem besten Lösungsmittel wo gibt: Wasser (Dihydrogenmonoxid), kann man machen.

„Watch For Me On The Mountain“: Wie IN VAIN es genau schaffen, checke ich nicht, aber das etwa eineinviertel minütige Intro, das mit harmonischen Obertönen beginnt und wenig spektakulär kömmt, geht wahrlich gut ins Ohr. Die gitarrengemutete Strophe und der prägnante Klargesang, der ein wenig an Bowie erinnert, funktionieren ebenfalls suprig. Der Chorus erinnert ein wenig an Power-Metal, mehrstimmiger Gesang, passt. Im letzten Drittel wird es sehr melodiös. Hommas gschofft.

Fazit: Wie immer ist Skandinavien ein Garant für formvollendeten Metal. Die Prog-Elemente mögen zwar dezent eingesetzt worden sein, IN VAIN verstehen ihr Handwerk im wahrsten Sinne des Wortes, das heißt, an den Instrumenten ist alles gelungen. Die ebenfalls dezent eingesetzten Black-Metal-Einflüsse, lassen jedenfalls meine Ohrwaschln ausrichten, müssten nicht sein. Ansonsten angenehmes Bouquet, In VAIN scheinen wie der phonetisch ähnlich klingende Wein mit der Alter zu reifen. Trotz kleiner Makel, die den Black-Metal-Einflüssen geschuldet sind, bleibt dem bescheidenen Verfasser dieser Zeilen nichts anderes übrig, als abermals 4,5 Sterne zu vergeben.

 

 



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Richard Kölldorfer (17.04.2024)

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