IGNITION - Vengeance

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VÖ: 15.09.2023
Bandinfo: IGNITION
Genre: US Power Metal
Label: Doc Gator Records
Lineup  |  Trackliste

Zu Beginn eine Frage: Wann ist es bei euch eigentlich das letzte Mal vorgekommen, dass euch Motivation und Lebensfreude wie mit Fleischklopfern in die Großhirnrinde einmassiert und danach eine Wikingergeschichte erzählt wurde? Was? In der Reihenfolge noch gar nicht? Nur andersrum? Gut, zugegeben: Eine derartige, in dem Fall akustische Spezialbehandlung war auch für diesen Autor ein Novum. Was ihm diese unerwartete Erfahrung beschert hat? Einerseits der Zaunpfahlwink eines geschätzten Kollegen im Promomanagement auf eine vielversprechende junge Band aus dem Ruhrpott (Zitat: "Ich weiß doch, was euch heiß macht"), andererseits natürlich die empfohlene Truppe und ihr neuester Longplayer selbst. Gestatten: IGNITION aus dem schönen Duisburg mit ihrem Album "Vengeance"! Auf früheren Werken noch mit Großmeistern wie BLIND GUARDIAN verglichen, soll der neueste Release neben den bekannten Qualitäten nun auch mit einigen Neuheiten aufwarten können.

Und wahrlich, hört man auf dem Opener "Ignite The Fire" das erste Mal das Organ von Sänger Dennis, so verwundern genannte Vergleiche nicht – der werte Herr hat, zumindest was seinen Esprit am Mikro angeht, schon etwas von Hansi Kürsch! Das allein macht zwar noch kein Meisterwerk, wohl aber passt es zu dem, was einen hier auf instrumentaler Ebene erwartet, wie die Faust aufs Auge: IGNITION nehmen die Power in ihrem Metal verflucht ernst! Die meisten Songs des Albums strotzen nur so vor Bombast und "Auf's Maul"- Energie, man merkt den Duisburgern ihre Spielfreude durchwegs überdeutlich an. Obgleich es, wie beispielsweise auf "A New Dawn", auch vereinzelt sanfte, nachdenklichere Passagen zu hören gibt, gleicht die erste, thematisch loser zusammengestellte Hälfte von "Vengeance" einem Liebesbrief an die Freuden des Moshpits und wirkt, wie anfangs angedeutet, wie eine Energydrink-Infusion. Anspieltipp: "Beastmode". Name ist Programm!

Obwohl sich am Energielevel mit der zweiten Hälfte von "Vengeance" nur wenig ändert, schlägt diese auf dramaturgischer Ebene eine vollkommen andere Richtung ein. Wer die früheren Werke von IGNITION kennt, dem dürfte "The Viking Saga", eine hauseigen konzipierte Storyline, bekannt sein, welche bisher zwei Teile spendiert bekam. Mit dem Song "The Rise" beginnt nunmehr Teil drei des Mini-Epos rund um zwei Brüder, Verrat und (wer hätte es gedacht?) Rache. Was auffällt: IGNITION geben sich, trotz gleichbleibendem musikalischem Konzept, ab diesem Zeitpunkt noch einmal eine Spur härter, wohl um den erzählten Geschichten Nachdruck zu verleihen und eine passende Atmosphäre zu schaffen. Dabei kommt man nicht umhin, immer wieder einmal gewisse Ähnlichkeiten mit dem musikalischen Schaffen AMON AMARTHs der letzten Dekade zu erkennen, minus dem Donnergrollen, das Johan Hegg seine Gesangsstimme nennt, versteht sich.

Das stört letzten Endes aber überhaupt nicht. Auch mit Clean-Gesang schaffen die Herren aus dem Ruhrpott hier eine zum Schneiden dicke Atmosphäre und sorgen bis zum Rausschmeißer "The Final Hour" durchgehend für einen vor Testosteron regelrecht triefenden Hörgenuss par excellence, der fast keine Wünsche offenlässt und den Weg für eine Höchstwertung endgültig ebnet! Geiles Ding, mehr davon!



Bewertung: 5.0 / 5.0
Autor: Daniel Csencsics (14.09.2023)

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