ANTIOCH - Molten Rainbow

Vielleicht erinnert sich ja der eine oder andere Leser noch an ANTIOCH. Die Kanadier sind vor ziemlich exakt zwei Jahren mit der EP "V" im Redaktionsloft aufgeschlagen und haben mit ihrer wilden, aber nicht unbedingt unattraktiven Mischung aus diversen Metalstyles für Chaos gesorgt. Ihr sechstes Output trägt den Namen "Molten Rainbow", also "geschmolzener Regenbogen". Es wird auf der neuen Veröffentlichung aber glücklicherweise nicht Ritchie Blackmore's Frühwerk verwurstet, sondern noch tiefer in die Klangwelten der alten NWoBHM Vorbilder eingetaucht.

Im Grunde reicht dem geschulten Metalologen ein kurzer Blick aufs Plattencover und er weiß exakt, was sich dahinter verbirgt: ANTIOCH sind einfach komplett aus der Zeit gefallen. Da gab es noch metallisch glänzende Klauen, die die scheinbar heile Welt auseinander rissen, dazu Farbkombinationen, die jedem Grafikstudenten sofort schwere Magenkrämpfe beschweren. Alles hier riecht nach den 1980er Jahren! Wer mein Geschreibsel auf STORMBRINGER hin und wieder verfolgt, ahnt es bereits: Damit macht man mir schon im Vorfeld große Freude, noch bevor überhaupt der erste Ton gefallen ist! 

Das Trio rund um die Gebrüder Rhyno und den scheinbar unbezähmbaren Sänger Allaire liebt es roh und kantig. Gleichzeitig scheren sie sich weder um irgendwelche Trends, noch um unnötig ausgefeilte technische Spielereien. Es ist die Sorte Band, die sich Proberaum trifft, um erstmal ein paar Dosen Bier zu exen. Schließlich hat man ja keine Zeit zu verschenken. Wenn danach noch Zeit ist, beginnt man zu jammen und mit etwas Glück entsteht daraus kein Song, weshalb man sich eben am nächsten Tag wieder auf ein paar Bier treffen muss, um Knaller wie "Dodeskaden" oder "Iron And Rust" rauszuballern. Ob es an zu viel oder zu wenig Alkohol lag, dass auch der eine oder andere schwächere Song wie "Imps In The Coal" entstanden ist, könnte Stoff für stundenlange philosophische Unterhaltungen sein –selbstverständlich bei ein paar weiteren Bieren. Es macht aber wenig Unterschied, denn: ANTIOCH wird das herzlich wenig kratzen. Die machen dennoch ihr Ding. Damit werden sie ziemlich sicher nicht berühmt. Aber die wenigen Oldschool-Metaller, die in die Klangwolke der Kanadier eintauchen, werden sie mögen. Vermutlich sogar sehr.